Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner,

„Für uns sind die Blockchain und verwandte Technologien von hoher strategischer Bedeutung“, sagt Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner zum offiziellen Start der „Trusted IoT Alliance“. (Bild: Bosch)

Das Internet der Dinge ist ein Netz aus Milliarden internetfähigen Geräten. Schon heute sind diese Geräte fester Bestandteil des Alltags: Das Auto hilft bei der Parkplatzsuche, das Haus meldet dem Bewohner ein offenes Fenster und der Acker dem Landwirt die Bodentemperatur. Aufgrund der stark zunehmenden Verbreitung wird es immer relevanter, die Sicherheit von IoT-Geräten zum Beispiel gegen Hackerangriffe kontinuierlich zu verbessern und das Vertrauen der Nutzer in IoT-Lösungen zu stärken. Dazu will das Bündnis einen Standard entwickeln, der den Einsatz der Blockchain-Technologie in IoT-Geräten ermöglicht.

„Für uns sind die Blockchain und verwandte Technologien von hoher strategischer Bedeutung“, sagte Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner zum offiziellen Start der „Trusted IoT Alliance“ . Die Blockchain (Deutsch: Block- oder Datenkette) ist eine Art dezentrale Datenbank, die auf ihr hinterlegte Informationen auf tausende Rechner verteilt. Das macht Daten fälschungssicher und dadurch den Datenaustausch insgesamt sicherer. Zudem sind Verbraucher weniger abhängig vom Rechenzentrum einzelner großer Plattformanbieter.

„Ohne das Zutun Dritter lassen sich mit Hilfe von Blockchain und technologisch ähnlicher Ansätze auf sichere Weise Daten online zwischen Nutzern austauschen, Vereinbarungen und Verträge anonymisiert abschließen und Zahlungen sicher durchführen“, benannte Denner die Chancen. „Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir bei Bosch neue Lösungen zur Marktreife bringen und damit zum weiteren Erfolg des Internets der Dinge beitragen.“ Mögliche Einsatzgebiete sieht das Bündnis bei der sicheren Identifikation und Vernetzung von Gegenständen – vom Auto über Fertigungsanlagen und Drohnen bis hin zu Paketen oder Energiezählern. Weitere Potenziale liegen in der Automatisierung von Geschäftsprozessen.

Blockchain-Standards fürs IoT ausarbeiten

Die Ausarbeitung eines einheitlichen Blockchain-Standards fürs IoT kann als nächste Phase einer technischen Entwicklungslinie betrachtet werden, die beim Barcode – dem ersten digitalen Produktidentifikator – ihren Anfang nahm. Der Barcode hat im Einzelhandel und im Fertigungssektor enorme Verbesserungen ermöglicht, etwa durch schnelleres Bezahlen an der Kasse oder schnellere Identifizierung von Waren. Doch auch der Strichcode birgt Sicherheitslücken. Heute sind Produktfälschungen im Wert von Billionen Dollar im Umlauf. Die Blockchain als sichereres Identitätssystem, das sich durch Offenheit und Interoperabilität auszeichnet, kann nach Expertenmeinung ähnliche Umwälzungen bewirken wie seinerzeit der Barcode.

Bosch erforscht bereits zahlreiche Nutzungsansätze. Ein fortgeschrittenes Projekt dreht sich um Tachobetrug bei Fahrzeugen. Das Auto sendet in regelmäßigen Abständen den Tachostand an eine sichere und weltweit verfügbare dezentrale Datenbank. Die Echtheit der Angaben wird über ein Zertifikat nachgewiesen. Alle übertragenden Daten werden zudem kryptografisch verschlüsselt und können ausschließlich vom Fahrzeugbesitzer gelesen werden. Darüber hinaus ist Blockchain-Einsatz in der Fertigungsindustrie sinnvoll, vor allem in der Lieferkettenlogistik. Dort kann mit kryptografischen Signaturen die Identität von Gegenständen in jeder Transport- und After-Sales-Phase bestätigt werden. Der Nutzen: Qualität und Effizienz steigen, Kosten sinken.

Dem aktuellen operativen Vorstand gehört mit Dirk Slama, Chief Alliance Officer von Bosch Software Innovations, auch ein Bosch-Vertreter an. Insgesamt zählen rund 20 Unternehmen und Start-ups zu den Gründern der „Trusted IoT Alliance“. Das Bündnis steht neuen Mitgliedern offen. Auf regelmäßigen Treffen können sich Unternehmen, Softwareentwickler und Anbieter von Blockchain und verwandten Technologien austauschen. hei

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