Simulation virtuelles Auto in Stadt,

Das Grazer Forschungszentrum Virtual Vehicle forscht an selbstfahrenden Fahrzeugen, Sicherheit, Funktionen- und Daten-Nutzung bis hin zu innovativen Prototypen-Tests und wegweisenden Mobili-äts-Konzepten. (Bild: Virtual Vehicle)

Das vom Virtual Vehicle beantragte Forschungsprogramm "K2 Digital Mobility" ist auf zwei Perioden mit einer Laufzeit von insgesamt acht Jahren und einem Forschungsvolumen von 100 Millionen Euro angelegt. Die erste Förderperiode wird am 1. Jänner 2018 an den Start gehen.

Das Konzept des Forschungsprogrammes rückt die Themen Disruptive Digitalisierung, Mensch-zentrierte Technologie und Kontext-bezogene Fahrzeugentwicklung in den Mittelpunkt und leitet daraus seine Forschungsziele ab:

  • Effiziente Entwicklung zur Beschleunigung der Entwicklung vom Konzept bis zum marktreifen Produkt („time-to-market“)
  • Sicherheit für Mensch und Daten: Im Fokus stehen die „Vision Zero“ der europäischen Union, um die Unfallzahlen im Verkehr auf null zu reduzieren sowie vor allem die sichere und effiziente Konnektivität von Fahrzeug, Infrastruktur und intelligenten eingebetteten Systemen bei hochaktuellen Anwendungen wie automatisiertes Fahren, Industrie 4.0, zu gewährleisten.
  • Fahrzeugelektrifizierung und Automatisierung: Die Leistungsfähigkeit der Systeme und deren effizientes Zusammenspiel im Verbund (Car-to-X, Trustability, Performance…) soll gesteigert werden. Dies bildet die Grundlage für automatisiertes Fahren, einem der größten Innovationstreiber der Fahrzeugindustrie.
  • Human-Machine-Interface (HMI): Forschungen am Human-Machine-Interface sollen im Endergebnis sicherstellen, dass die fehlerfreie Durchführung und Übergabe der Aufgaben bei automatisiertem Fahrbetrieb umfassend sichergestellt, gewährleistet und nachvollziehbar dokumentiert werden.
  • Akzeptanz: Technische Innovation ist kein Selbstzweck sondern muss den Menschen in den absoluten Mittelpunkt stellen. Neue Assistenzsysteme (ADAS) bis hin zum Automatisierten Fahren aber auch die Praxistauglichkeit alternativer Antriebsformen unter Nutzung nachhaltiger, erneuerbarer Energieträger (Stichwort Reichweite, Ladedauer) oder die Verbesserung gesamtheitlicher Sicherheitskonzepte sind Beispiele dafür.

240 Millionen Testkilometer nicht machbar

Automatisiertes Fahren - einer der sechs Forschungsbereiche des Virtual Vehicle - ist einer der größten Innovationstreiber der Fahrzeugindustrie. Die Variantenvielfalt der Szenarien für automatisierte Fahrzeuge macht reale Testfahrten im benötigten Umfang jedoch unmöglich. Im Gegensatz zu den heute für die Straßenzulassung eines einzelnen Fahrzeugtyps machbaren rund 100 bis 150 tausend Fahrtenkilometer sind die geschätzten rund 240 Millionen Testkilometer für alle Fahrzeugszenarien nicht mehr durch reale Testfahrten zu bewältigen und müssen durch validierte Simulationsmethoden und Prüfstands-Testverfahren in hohem Umfang ersetzt werden. Ziel ist also, reale Testfahrten schon früh in der Entwicklung durch bis zu 70 Prozent mit virtuellen Testmethoden zu ersetzen.

Einer der weiteren Forschungsbereiche „Disruptive Digitalisierung“ behandelt Themen der Hochrisikoforschung weit jenseits aktuell üblicher Lösungen und Technologien. Denn wenn beispielsweise Sensoren und Rechner eines automatisierten Fahrzeuges heute pro Stunde enorme Datenmengen von rund 5 bis 15 TB bereitstellen, sind völlig neue Lösungen gefordert. Diese umfangeichen „Real-world Data“ müssen überhaupt einmal in Simulationsumgebungen verarbeitet werden können, hierbei kommen Methoden der Artificial Intelligence und Real-time Data Analytics zum Einsatz.

Living Innovation Lab hilft Innovationen umzusetzen

Das „Living Innovation Lab“ ist das Versuchslabor des „K2 Digital Mobility“ Programms und erfüllt eine elementare Funktion – nämlich neu entwickelten Technologien zum Einsatz und zu einer möglichst raschen Markteinführung zu verhelfen.
Leistungsfähige Technologie-Demonstratoren wie zum Beispiel der bereits im Einsatz befindliche Virtual Vehicle „Automated Drive Demonstrator“ für automatisiertes Fahren mit aktuellsten Prototyp-Komponenten bieten eine wertvolle Andockstelle nicht nur für die Big Player der Industrie, sondern auch für KMUs und kleine, innovative Technologieschmieden, die sich die erforderlichen Rahmenbedingungen für die Tests ihrer Systeme anders schlicht nicht leisten könnten. hei

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