Technikschrott,

Ist es vorbei mit der Hightech-Nation Deutschland? (Bild: Pixabay - dokumol)

Epicor analysierte in seiner Studie unter anderem sechs Indikatoren für Wachstumsraten:
• Umsatz
• Produktspektrum
• Gewinne
• Exporte nach Übersee
• Mitarbeiterzahl
• Geografische Reichweite

Ein Kernergebnis der Studie ist: 64 Prozent der befragten Unternehmen konnten im vergangenen Jahr ihre Gewinne steigern. Das heißt aber auch, dass jedes dritte Unternehmen kein Gewinnwachstum verzeichnete. Die Frage ist: Bedeutet dies, dass diese Unternehmen unrentable Umsätze machen? Oder arbeiten sie gerade daran, ihre Marktanteile auszuweiten mit einem klaren Plan für späteren Profit? Denn: Steigen die Erträge nicht, kann dies auch ein Zeichen dafür sein, dass ein Unternehmen auf einem aggressiven Wachstumsweg ist – Investitionen in Produktentwicklung und in das Marketing neuer Angebote oder Services beeinträchtigen kurzfristig die Bilanz, ebnen aber den Weg für spätere Wachstumssprünge.

Wichtig ist: Wachstum hat für Unternehmen unterschiedliche Bedeutung und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Gewinne sollten daher nicht der einzige Maßstab für Wachstum sein. Zumal Wachstum auch davon abhängt, wo ein Unternehmen in seiner Entwicklung geradesteht.

Deutschland: Umsatz steigt mehr als Gewinn

Mehr Produkte,
Anteil der Unternehmen, die 2016 ihr Produktportfolio erweitert haben. (Bild: Epicor)

So zeigt die Studie von Epicor, dass hinsichtlich der Wachstumsraten in den genannten sechs Bereichen deutsche Unternehmen hinter den Wettbewerbern aus Schellenländern hinterherhinken. Zwar ist klar, dass sich in vielen hochindustrialisierten Regionen wie das prozentuale Wachstum abschwächt, nicht nur in Deutschland. Dennoch: Unternehmen in Deutschland scheinen durch den Fokus auf Vertrieb ihren Gewinn teilweise aus den Augen zu verlieren. Denn während laut der Studie von Epicor 65 Prozent der deutschen Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten bei Vertrieb und Umsatz Wachstum verzeichneten, konnten nur 58 Prozent ihre Gewinne steigern.

Dies wird auch im Ergebnis reflektiert, dass 39 Prozent der deutschen Unternehmen sagten, ihre Geschäftsstrategie der vergangenen zwölf Monate sein getrieben von Vertrieb und Umsatz, im Vergleich zu durchschnittlich 30 Prozent der Unternehmen aus APAC.

Im globalen Vergleich zeigt sich, dass Unternehmen mit sehr geringem Gewinnwachstum zu etwa einem Drittel (32 Prozent) angaben, dass sie auf Vertrieb beziehungsweise Umsatz ausgerichtet waren. Bei Unternehmen mit großen Gewinnsteigerungen war dies nur zu 27 Prozent der Fall.

Ausbau des Produktspektrums vergleichsweise schwach

Im globalen Vergleich gehören deutsche Unternehmen auch mit zu den Schlusslichtern, wenn es um den Ausbau des Produktspektrums geht. Für Deutschland – ebenso wie für Frankreich – liegt der Wert bei 53 Prozent, der globale Durchschnittswert liegt bei 61 Prozent. Schwellenländer wie Indien und Mexiko liegen in der Erweiterung ihres Produktspektrums deutlich höher (82 beziehungsweise 76 Prozent). Aber auch Unternehmen aus den USA und Großbritannien (64 beziehungsweise 63 Prozent) setzen stärker als deutsche Fertiger auf den Ausbau ihres Produktangebots.

Veraltete IT-Systeme können Chancen durch Industrie 4.0 ausbremsen

Im Zuge von Industrie 4.0 und Internet of Things (IoT) kann sich das natürlich schnell ändern – zumal Deutschland neben den USA in diesem Bereich als führend gilt. Interessant wird dabei allerdings sein, ob deutsche Fertigungsunternehmen diese technologischen Innovationen auch umfassend ausschöpfen: von der Effizienzsteigerung und der Individualisierung von Produkten bis hin zu neuen Geschäftsmodellen mit entsprechend erweitertem Service- und Produktspektrum. Denn letztlich wird mit Industrie 4.0 und IoT eine direktere Verbindung zwischen Produktion und dem Produkt beim Kunden geschaffen. Ob die Prozesse und Daten über diese Verbindung mit Autobahn-Geschwindigkeit fließen oder eher einer gemächlichen Landstraßen-Fahrt gleichen, hängt vom bestehenden ERP-System als zentrale IT-Infrastruktur ab.

Hier sollten sich deutsche Unternehmen nicht von veralteten System ausbremsen lassen – und das Risiko besteht, wie eine frühere Studie von Epicor zeigt: Demnach arbeiten Unternehmen aus Schwellenländern fieberhaft daran, einen technologischen Vorsprung im Vergleich zu ihren Gegenspielern aus den Industrienationen zu erreichen und damit besser für Wachstum gerüstet zu sein. In der Befragung von weltweit mehr als 1.800 Führungskräften waren die Verantwortlichen aus den Schwellenländern vergleichsweise stärker überzeugt, dass Technologie einen wichtigen Beitrag zu den nötigen Rahmenbedingungen für Wachstum gewährleistet.

Schwellenländer setzen für Wachstum auf Technologievorteile

Im direkten Vergleich von Unternehmen aus Deutschland und China sowie Indien als Vertreter der Emerging Markets zeigt die Epicor-Studie: 56 Prozent der Entscheider in China nannten den Einsatz der richtigen Technologie als wichtigsten Faktor für das Unternehmenswachstum in den vergangenen zwölf Monaten, für Indien liegt der Wert bei 41 Prozent, für Deutschland hingegen bei weniger als einem Drittel (30 Prozent).

Geht es um Wachstumsfaktoren insbesondere für mittelständische Unternehmen, zeigt sich ein ähnliches Bild. Technologieführerschaft ist mit 68 Prozent bei den Befragten in China die Top-Antwort, in Indien liegt der Wert bei immerhin noch 46 Prozent, in Deutschland dagegen nur bei 33 Prozent. Zudem setzen China und Indien verstärkt auf Technologien, um den Mangel an Fachkräften zu kompensieren. 70 Prozent der Befragten aus China und 63 Prozent aus Indien sind überzeugt, dass dies am einfachsten durch den Einsatz von Technologien zu lösen ist. In Deutschland liegt der Wert bei 51 Prozent. jl

Die Studie

Für diese Studie befragte Morar Consulting im Auftrag von Epicor 2.450 Führungskräfte und Mitarbeiter in Unternehmen aus zwölf Ländern weltweit zu ihren Wachstumsergebnissen in den vergangenen zwölf Monaten. Untersucht wurden Unternehmen aus Fertigung, Handel und der Holzindustrie in den Ländern Australien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Hong Kong, Indien, Mexiko, Singapur, Schweden, UK, und den USA.

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