Maschine: übernimm!

Was sollen und was dürfen Maschinen übernehmen? - Eine Frage, die mit Industrie 4.0 noch einmal ordentlich Fahrt aufnimmt...

Zugegeben: Die morgendliche Tasse Kaffee aus der vollautomatischen Maschine hat schon was. Und dennoch: Haben Sie den Kaffeeautomaten schon einmal bewusst ausgeschaltet und sich an einem verregneten Sonntagnachmittag eine Tasse selbst gebrüht? Das Gleiche gilt für Autos: Oldtimer-Liebhaber, die sich freiwillig in Sechziger-Jahre-Klapperkisten setzen, schätzen weit mehr als nur Bequemlichkeit...

Sicher: Wer seine Augen vor der schleichenden Automatisierung unseres Alltags verschließt, wird irgendwann zwischen Nullen und Einsen kein Land mehr sehen. Denn: Um es mit den Worten des Futuristen Gerd Leonhard zu sagen: „Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert.“

Wenn Flugzeuge jedoch vollautomatisch landen, sich die Polizei vom Computer berechnen lässt, wo der nächste Einbruch stattfindet und Autos in Zukunft autonom fahren, könnten wir einen hohen Preis zahlen. So glaubt etwa der Informatiker Stefan Ullrich, die damit einhergehende Bequemlichkeit habe unweigerlich unsere digitale Unmündigkeit zur Folge.

Die Industrie ist hier überwiegend anderer Meinung: Angst vor Kontrollverlust im Rausch der unaufhaltsamen Digitalisierung unseres (Arbeits-)Alltags müsse niemand haben, der halbwegs offen sei für Neues. Auch Digitalisierungsexperte Prof. Dr. Werner Bick hat uns dazu erst kürzlich in einem Interview versichert, ein digitales Grundverständnis, gepaart mit der Offenheit für neue Lösungen, reiche aus. Wichtig sei außerdem, dass man nie die Neugierde verliere.

Schließlich – und da müssen wir nicht lange um den heißen Brei herumreden – sind in der Industrie seit jeher Effizienz und Produktivität das Nonplusultra. Und wer in der nahenden Fabrik der Zukunft – der Industrie 4.0 – den guten alten Zeiten hinterhertrauert, sollte sich zweimal überlegen, ob das intelligente Assistenzsystem, das ihm gerade die Montage erleichtert, nicht vielleicht doch eine Bereicherung für seinen Arbeitsalltag darstellt. Andererseits: Wenn Sie sich bei der Wahl Ihres Mietwagens wieder einmal gegen Automatik und für die gute alte Schaltung entscheiden, so tun Sie dies doch einmal bewusst! Denn darüber sind wir uns doch einig: Bequem kann auch manchmal langweilig sein.

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