Nahrungsmittelverpackung,

Selten gleicht ein Produkt dem anderen und doch sollen sie alle automatisiert, sicher und hygienisch verpackt werden. Ein Spagat, den die Hersteller von Lebensmittel- und Verpackungsmaschinen schaffen müssen. (Bild: fotolia - rufar)

Wie stand es 2015 um die Branche der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen? Wie schätzen Sie die Aussichten für 2016 ein?

Die Branche hat sich auch im vergangenen Jahr deutlich besser entwickelt als andere Maschinenbausparten. Für das gesamte Jahr 2015 geht man von einem Umsatzwachstum von etwa fünf Prozent aus. Und es ist zu erwarten, dass sich diese positive Entwicklung auch in diesem Jahr fortsetzen wird. In Deutschland, wo der Markt im vergangen Jahr eine zweistellige Steigerungsrate aufwies, aber auch in den EU-Ländern sorgt der anhaltende Convenience-Trend für weiteres Wachstum. Im Exportgeschäft erzielen die Hersteller von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen weit über 80 Prozent ihrer Erlöse – darunter gibt es nun allerdings auch einige Märkte, die zuvor stark waren, jetzt aber schwächer abgeschnitten oder sich deutlich rückläufig entwickelt haben, wie etwa Russland und China.

Gibt es Märkte, die sich derzeit besonders hervortun?

Der wichtigste Absatzmarkt für die deutschen Maschinenbauer sind nach wie vor die USA, ein großer Markt, der weiter stark wächst. Zweistellige Wachstumsraten weisen aber auch Polen, Brasilien und Spanien auf. Ich persönlich denke, dass wir langfristig auch die Schwellenländer im Auge behalten müssen. Hier spielt das Thema Save Food eine Rolle, denn in diesen Ländern geht oft ein Großteil der Lebensmittel verloren, weil es keine Möglichkeiten gibt, sie zu verarbeiten, zu verpacken und sicher zu transportieren. Verpackungs- und Prozesstechnik kann hier ein Teil der Lösung sein, deshalb wird die Nachfrage auf Dauer weiter steigen.

Sehen Sie allgemeine Trends in der Branche?

Der anhaltende „Convenience“-Trend führt zu einer immer größeren Vielfalt an Lebensmittelprodukten. Es sind daher Maschinen gefragt, die bei kürzesten Umrüstzeiten eine Vielzahl von Packstilen verarbeiten können und problemlos Produkt-, Mengen- und Formatwechsel ermöglichen. Außerdem wird die Nachfrage nach natürlichen Lebensmitteln weiter steigen, also solchen Produkten, die ohne künstliche Aromen, Geschmacksverstärker, Stabilisatoren oder Konservierungsmittel auskommen. Die Haltbarmachung dieser natürlichen Produkte stellt aber noch höhere Anforderung an die Hygiene, und die sind in der Lebensmittelindustrie ja ohnehin schon sehr hoch.  Folglich bleiben die Hygieneanforderungen auch für die Maschinenbauer eine Herausforderung.

 

Siegfried Rüttger, Branchenmanager Pharma, Food, Packaging bei Schmersal,
Siegfried Rüttger ist Branchenmanager Pharma, Food and Packaging bei Schmersal. (Bild: Schmersal)

Welche Trends für die Bereiche Befehls- und Bediengeräte sowie Sicherheitstechnik sehen Sie in Bezug auf das Thema Food and Packaging?

Die normativen Anforderungen an die Sicherheitstechnik steigen. Beispielsweise verlangt die ISO 14119 Verbesserungen beim Manipulationsschutz, das heißt der Maschinenbediener soll daran gehindert werden, Schutzeinrichtungen zu umgehen oder auszuschalten. Gleichzeitig muss die Sicherheitstechnik so konzipiert sein, dass sie die Anlagenverfügbarkeit nicht beeinträchtigt. Hygienic Design ist nicht nur eine zentrale Anforderung für den Verpackungsmaschinenbau, sondern auch für uns als Hersteller von Sicherheitskomponenten. Wir gestalten unsere Produkte deshalb so, dass sie gut zu reinigen sind und lassen ihre Tauglichkeit für hygienesensible Bereiche prüfen und zertifizieren. Der Trend geht außerdem zu mechatronischen Systemkomponenten mit integrierter RFID-Technologie wie etwa berührungslos wirkende Schaltgeräte, die sich besonders für hygienesensible Bereiche eignen. Da es sich bei Verpackungsmaschinen häufig um komplexe, verkettete Anlagen handelt, ist es wichtig, dass sich die Komponenten einfach in sicherheitsgerichtete Kommunikationsnetzwerke integrieren lassen. Für Diagnosezwecke gewinnt außerdem die Übertragung zusätzlicher, nicht sicherheitsgerichteter Informationen an Bedeutung. Dies trägt dazu bei, die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen und wird nicht zuletzt auch angesichts der Diskussion um Industrie 4.0 in Zukunft noch stärker gefragt sein.

Auf welche Vorschriften trifft man, wenn man Komponenten für die Lebensmittelverpackung anbietet?

Nach der Maschinenrichtlinie (Abschnitt 2.1) müssen Maschinen, die für die Verwendung mit Lebensmitteln bestimmt sind, so konstruiert sein, dass das Risiko einer Infektion, Krankheit oder Ansteckung ausgeschlossen ist. Wie das am besten zu erreichen ist, wird in einschlägigen Normen und Designempfehlungen konkretisiert. Die EN 1672-2 und die ISO 14159 befassen sich mit der besseren Reinigbarkeit von Maschinen und Anlagen in der Lebensmittelindustrie. Die Regelungen der EHEDG Doc 8 +Doc13 enthalten Gestaltungskriterien für hygienegerechte Maschinen, Apparate und Komponenten. Darüber hinaus sind für uns die Schutzarten IP69K und IP 67 relevant. Generell gibt eine Schutzart die Eignung von elektrischen Betriebsmitteln für verschiedene Umgebungsbedingungen an. Die Schutzart IP69K wurde für die Hochdruckstrahlreinigung bei hohen Temperaturen entwickelt. Ein Produkt mit der Schutzart IP67 ist gegen die Auswirkungen von zeitlich begrenztem Eintauchen in Wasser für Reinigungszwecke geschützt.

Schmersal ist Mitglied der EHEDG - der European Hygienic Engineering and Design Group - was bietet Ihnen die Mitgliedschaft und was leistet Ihr Unternehmen hier?

Die EHEDG ist ein sehr wertvolles Netzwerk für uns und ich halte unsere Mitgliedschaft für sehr wichtig. Denn hier erarbeiten die Mitglieder gemeinsam Standards, die von zentraler Bedeutung für die gesamte Branche sind. Wir profitieren vom Erfahrungsaustausch und bleiben so über neue Entwicklung immer auf dem Laufenden. Wir von Schmersal steuern wiederum unser spezielles Know-how in Sachen Sicherheitstechnik bei.

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