Markus Gerharz, Staufenbiel Institut.

Markus Gerharz, Staufenbiel Institut. (Bild: Staufenbiel Institut)

Herr Gerharz, wo kann ich mich als Ingenieur oder Konstrukteur informieren, was ich in etwa verlangen kann, bevor ich in eine Gehaltsverhandlung reingehe?
Dass man sich vorher gründlich informiert, ist schon ein ganz wichtiger Punkt. Ich rate dazu, alle Möglichkeiten zu nutzen, die man hat. Dazu gehören auch persönliche Netzwerke, beispielsweise wenn man jemanden kennt, der in der Firma oder Branche arbeitet.

Die Leute sprechen aber nicht gerne über ihr Gehalt.
Ja, aber auf der persönlichen Schiene geht das dann vielleicht doch mal. Daneben gibt es Berufsverbände wie den VDI, die regelmäßig Gehaltserhebungen durchführen. Auch auf der Homepage von Staufenbiel kann man sich entsprechende Quellen anschauen. Wichtig ist, dass man wirklich alle Möglichkeiten nutzt, auch gerade Online-Foren. Dort antworten die Leute wegen des anonymen Rahmens vielleicht sogar noch eher und geben Auskunft über das eigene Gehalt oder das des Schwagers.

Wenn ich Sie richtig verstehe, ist es aber schon relativ aufwendig mich gut zu erkundigen, oder?
Es ist aufwendig und man muss Recherche betreiben und ein bisschen bohren. Die Mühe lohnt sich aber. Und was wichtig ist: Um mich selbst in einem Gehaltsgespräch gut verkaufen zu können – egal ob ich Einsteiger bin oder ob ich schon länger arbeite und um eine Gehaltserhöhung verhandeln will – muss ich mich einschätzen können. Dazu gehört auch, dass ich vergleichen kann, was in der Branche üblich ist. Dazu kann ich zum Beispiel auch in Tarifverträgen nachschauen. Selbst wenn mein Arbeitgeber nicht im Tarif ist, kann ich zumindest vergleichen, was bei meiner Arbeitserfahrung und in meiner Position üblich ist.

Für Ingenieure aus dem Anlagen- und Maschinenbau wäre also der Tarifvertrag der IG Metall interessant?
Ja, da ist ganz oft die IG Metall zuständig. Das ist auf jeden Fall eine gute Quelle. Wenn ich als Arbeitnehmer einen Arbeitgeber aus dem öffentlichen Dienst habe, dann kann ich die Gehaltstabellen sowieso offen beziehen.

Stimmt denn die folgende Annahme: Wenn ich beim Berufseinstieg schon schlecht verhandelt habe, zieht sich das viele Jahre nach sich?
Das wird wahrscheinlich so sein. Da mag es Ausnahmen geben, aber grundsätzlich ist es so: Was ich am Anfang verhandle, ist die Basis für zukünftige Gehaltszuwächse, solange ich in diesem Job bleibe. Größere Gehaltssprünge mache ich später nur, wenn ich entweder den Arbeitgeber wechsle oder große Karrieresprünge mache, also Personalverantwortung oder ein neues Gebiet mit einem Zugewinn an Aufgaben übernehme. Ansonsten gibt es vielleicht jährliche Gehaltserhöhungen, die aber immer in einem kleineren Rahmen ablaufen. Wenn ich also von einem vergleichsweise niedrigeren Niveau starte, dann zieht sich das in den folgenden Jahren natürlich auch durch.

 

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