Smartphone mit Weltkugel in Hand,

In Zukunft werden Maschinenbedienungen immer intelligenter und kommunizieren mit jedem Menschen anders. Dabei lernen sie, wie der Mensch tickt. (Bild: © sdecoret - Fotolia.com)

Knapp zwei Drittel der Unternehmen in der Industrie bedienen ihre Maschinen ausschließlich mit Touchscreen; dicht gefolgt von Bediengeräten mit Touchscreen und Tastatur.

Experte Claus Oetter vom Fachverband Software und Digitalisierung beim VDMA: „An vielen Stellen wird noch mit Tastatur gearbeitet, aber es gibt bereits einen deutlichen Trend zu Ausrüstungen mit Touch.“ Dabei komme es aber immer auf die Arbeitsumgebung an. Trotzdem gehe der allgemeine Trend in Richtung Touch-Bedienungen, auch mit Smart Devices.

Ein zentraler Trend sind Multitouch-Geräte

Norbert Sasse,
Norbert Sasse von Bosch Rexroth. (Bild: Bosch Rexroth)

Norbert Sasse, Leiter Produktmanagement Electric Controls and Engineering von Bosch Rexroth: „Eines der zentralen Trends ist die Einführung von Multitouch-Geräten bei der Maschinenbedienung sowie die Verwendung von Webstandards wie HTML5. Smart Devices ersetzen bereits teilweise Bedienpanels im industriellen Bereich.“

Das ist vor allem dann der Fall, wenn Maschinen von mehreren Seiten bedient werden müssen, etwa zum Bestücken. Dann greifen Bediener immer öfters zum Tablet. Mit einem Tablet ist der Bediener mobiler und kann um die Anlage gehen. Die Maschinen können heute sogar Tablets orten und erkennen, sodass auch entsprechende Sicherheitsfunktionen in die Bedienung eingebunden werden können.

Maschinenbedienung muss einfach sein

Aber nicht nur eine mobilere Bedienung von Maschinen, oder der Vorteil von günstigeren Anschaffungskosten für Bedientablets, katapultiert die Smart Devices in die Industrie; sondern auch unser täglicher Umgang mit Smartphone und Touch. Sasse: „Die Endanwender sind durch den täglichen Umgang mit Smartphones und Tablets diese Art der Bedienung gewohnt. Für die Wahrnehmung von Maschinen und Herstellern wird die User Experience daher zum wichtigen Unterscheidungsmerkmal.“

Die Bedienung einer Maschine sollte vor allem einfach sein. Da liegt es nahe, Systeme und Konzepte zu wählen, die Mitarbeiter bereits aus dem Alltag kennen. Diesen Aspekt hat auch Ulrich Huggenberger, Geschäftsführer beim Software-Entwickler Xitaso, bei seinen Kundengesprächen erkannt: „Bei der Maschinensteuerung geht es eher darum, die Bedienung komplexer Maschinen so einfach wie möglich zu gestalten. Die große Herausforderung dabei ist es, die Komplexität für den Bediener zu reduzieren.“

Die Devise heißt "Komplexität reduzieren"

Claus Oetter,
Claus Oetter vom VDMA. (Bild: VDMA)

Man muss aber vorsichtig sein: Eine Maschinenbedienung per Tablet bedeute nicht gleichzeitig eine einfache Bedienung, erklärt Oetter vom VDMA. „Es kommt bei einer einfachen Bedienung vielmehr darauf an, wer es umgesetzt hat, nach welchen ergonomischen Gesichtspunkten agiert wurde und ob diese am Prozess angepasst sind.“

Viele Unternehmen bewegen sich in der Maschinenbedienung daher bereits in Richtung „Komplexität reduzieren“ und haben verschiedene Design-Experten in ihre Reihen aufgenommen, um die Maschinenbedienung zu vereinfachen.

Software-Spezialist Huggenberger: „Um neue benutzerfreundliche Konzepte zu erarbeiten, braucht man ein Gespür für easy-to-use und muss über die reine Funktionalität der Software hinausdenken. Einige Firmen haben mittlerweile UI- und UX-Spezialisten mit an Bord genommen und neue Bedienkonzepte für Maschinen- und Anlagensteuerungen entwickelt.“

Der Wunsch nach individueller Bedienung

Mann mit Tablet vor Maschine,
Das Unternehmen Bosch Rexroth bietet seinen Kunden die Möglichkeit, mithilfe von Apps auf Komponenteninformationen zuzugreifen. So können Betreiber den aktuellen Systemzustand ablesen und eine notwendige Wartung optimal in den Produktionsplan einplanen. (Bild: Bosch Rexroth)

Experte Claus Oetter vom VDMA glaubt daran, dass die Bedienung in Zukunft speziell auf den Mitarbeiter angepasst ist. Hier könnte auch die Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen: „Was die Bedienung betrifft, wird dieses lernende System in Zukunft an den User selbst adaptiert.“

Das bedeutet, dass die Bedienung erkennt, ob sich ein spezieller Maschienenbediener nähert und passt dementsprechend das Design der Bedienoberfläche an. Etwa wird dann die Schriftgröße größer, Farben ändern sich oder das Design wird an eine Rot-Grün-Schwäche angepasst.

„Man kann die Bedienung vielmehr an die einzelnen Menschen adaptieren. Meiner Meinung nach wird die Bedienung in Zukunft mit uns mitgehen. Sie wird die Vorlieben kennen und wissen, wie etwas strukturiert sein muss, damit der Bediener es schnell erfassen kann. Die Systeme werden sozusagen lernen, wie der Mensch tickt.“

Bedienung wird zunehmend intelligent

Das bedeutet, dass das Bediensystem zunehmend intelligenter wird und dem Maschinenbetreiber bei seiner Arbeit intensiv unterstützt. Das wird sich auch im Bereich der Entscheidungsfindung zeigen. Bediener werden mithilfe von virtuellen Datenbrillen mehr Informationen erhalten, die vom intelligenten Bediensystem gefiltert werden.

Oetter: „Ich werde immer genauere Informationen bekommen und das System wird diese Massen von Daten so weit ausfiltern, sodass ich schnell eine Entscheidung treffen kann.“

Auch das menschliche Verhalten zu kommunizieren, also mit Sprache und Händen, wird laut Oetter ebenfalls langsam in der Industrie Einzug halten. Vor allem der Einsatz von Datenbrillen und Smart Devices ermöglicht diese mobile „menschliche“ Kommunikation.

So könnten sich Bediener virtuell im Raum bewegen und Maschinen per Gestensteuerung bedienen. „Hier arbeiten einige Unternehmen daran, die Gestensteuerung auch mit Spracheingaben zu erweitern.“

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