Beim Thema der einfachen Maschinenbedienung spielt aber nicht nur ein intelligentes Bediensystem mit individuell gestalteter Bedienoberfläche eine wichtige Rolle. Generell wird in der Industrie die Frage gestellt, wie Bediensysteme gestaltet werden können, sodass sie sich selbst erklären. Vorbild für diesen Ansatz kommt aus der Gamification.

Schon vor fünf Jahren waren erste Ansätze in der Industrie zu sehen, damals für viele Unternehmen noch als „nicht wichtig“ eingestuft. Das hat sich nun gewaltig geändert. Dabei geht es nicht darum, an der Maschine zu spielen, sondern: „Technisch gesehen ist es der Einsatz der Game Engines, die realistische und echtzeitfähige grafische Darstellungen ermöglichen. Das andere ist die Aufbereitung der Informationen. Denn die Selbstbedienung ist selbsterklärend und intuitiv“, sagt VDMA-Mann Oetter.

Es stellt sich also die Frage, wie man Informationen aufbauen kann, ohne dass eine Schulung notwendig wird. Und wie lernt man außerdem, die Information zur rechten Zeit zum richtigen Mann an den richtigen Ort zur Verfügung zu stellen?

Flexibilität per App-Bedienung

Grafik Funktionsweise Unified-E-System,
Die Kommunikation zwischen Smartphone und Maschine läuft über ein Gateway, das für Verschlüsselung, Benutzerverwaltung verantwortlich ist. Es leitet die App-Anfragen an die jeweiligen Endpunkte weiter. (Bild: Unified-E)

Zur flexiblen und mobilen Datenübermittlung findet man in der Industrie schon erste Ansätze. Viele Unternehmen arbeiten daran beziehungsweise haben bereits Apps an den Markt gebracht, um Maschinen aus der Ferne zu überwachen. Daten in Echtzeit auf dem Smartphone oder Tablet zu empfangen und auf Stillstände zu reagieren.

Eines davon ist Bosch Rexroth. „Einsatzgebiete von Apps sehen wir insbesondere im Service und der Instandhaltung, aber auch in der Anlagenüberwachung“, sagt Norbert Sasse. Erste Anwendungsmöglichkeiten bietet das Unternehmen zusammen mit seinem Hydraulikaggregat ABPAC.

Mithilfe von Smart Devices und einer speziellen App kann der aktuelle Systemzustand abgelesen und eine mögliche Wartung bestmöglichst geplant werden.

Störungen und Meldungen von Maschinen erhalten viele Bediener schon heute auf ihr Smartphone, aber eine Bedienung aus der Ferne ist bis jetzt nicht möglich.

„Es ist schon weit verbreitet, dass Störungen auf das Smartphone oder Tablet gesendet werden. Es funktioniert allerdings nicht, dass ich aus der Ferne die Maschine wieder starte, ohne zu wissen, was vor Ort passiert. Da werden aus sicherheitstechnischen Gründen Riegel vorgeschoben“, erklärt Oetter.

Neuer Bedienansatz mit Apps

Friedrich Wedel,
Friedrich Wedel von Unified-E, (Bild: Unified-E)

Das Unternehmen Unified-E zeigt jedoch einen neuen Ansatz, Störungen aus der Ferne zu beheben und die Maschine neu zu starten. Die Idee war es, dass der Bediener ohne Programmierkenntnisse eine individuelle Bedien-App inklusive Push-Nachrichten selbst entwickeln kann.

Die Kommunikation zwischen Smartphone und Maschine läuft über ein Gateway, etwa einem Windows-PC, ab. Der Gateway ist verantwortlich für Verschlüsselung, Benutzerverwaltung und leitet App-Anfragen an die jeweiligen Endpunkte (SPS-Steuerungen) weiter.

Auf dem Gateway werden verschiedene Kommunikationsarten mit dem Smartphone unterstützt: direkt über das Internet, indirekt über ein Relay-Messaging-Dienst (ohne Veränderungen an der Firewall) oder Offline.

Apps bleiben Ergänzung zur stationären HMI

Allerdings könne die Smartphone-Bedienung aufgrund der Display-Größe und der Remote-Bedienung kein stationäres Leitsystem ersetzen, sagt Unified-E-Geschäftsführer Friedrich Wedel: „Gewisse Bedienungen müssen vor Ort getätigt werden. Daher muss das Smartphone-HMI als Ergänzung zum stationären HMI betrachtet werden.“

Je flexibler und schneller die Industrie in Zukunft auf individuelle Produktwünsche reagieren muss, desto mobiler und einfacher muss die Maschinenbedienung werden. Das zeigen erste Schritte in Richtung Smart Devices, eine stärkere Automatisierung in der Bedienung und der Einfluss der Gamification-Szene. Das Spiel an der Maschine hat begonnen.

Wie sieht die Maschinenbedienung in Zukunft aus? ke NEXT sprach exklusiv mit Ulrich Huggenberger von Xitaso über die Trends im Human Machine Interface. Das Interview finden Sie hier.

Sie möchten gerne weiterlesen?