Alles andere als niedlich: ein Kreativitätsvampir.

Alles andere als niedlich: ein Kreativitätsvampir. (Bild: wenchiawang / Fotolia.com)

Über eine breite Informationsbasis zur Problemstellung zu verfügen, ist hilfreich und ermöglicht eine umfassende Problemanalyse sowie den Entwurf zahlreicher Lösungsansätze. Aufmerksames Beobachten und Infragestellen löst Informationsbedarf aus.

Profil des Kreativitätsvampirs Informationsflut

Ingrid Ute Ehlers
Ingrid Ute Ehlers unterstützt seit über 20 Jahren im Innovationsprozess. (Bild: Alexander Paul Englert)

Doch zu viel des Guten kann hier ebenfalls hinderlich sein und das komplette Gegenteil bewirken: Wenn man den Schreibtisch mit angehäuftem Informationsmaterial zuschaufelt oder die elektronisch angelegten Dateienordner wachsen und wachsen. Dann ist dies weder ein optischer noch ein innerer Anreiz zum Anfangen. Innere Ablehnung und Überforderungsgefühle zehren an der Entfaltung der kreativen Kräfte. Erste Impulse sind „Hilfe ich ersticke – nichts wie weg!”, „Wie soll ich hier noch den Überblick behalten?“, „Was ist denn nun wichtig?“ „Wo ist doch gleich die Information, die ich neulich abgelegt habe…?“ und rufen nicht selten ein Fluchtverhalten hervor, wenn auch nur innerlich. Zuweilen führt dies dann eher zum Aufschieben als zum Anfangen einer Aufgabe.

Auch ist oft gar nicht mehr zu überschauen, welchen Nutzwert eine Information hat. Wie verlässlich und seriös ist die entsprechende Quelle? Insbesondere bei der Informationssuche im Internet ist diese Überprüfung eine der wichtigsten Aufgaben, wenn man für die eigenen Bedarfe auch wirklich nützliche Informationen braucht, die einem bei der Erledigung (kreativer) Aufgaben unterstützen. Oft fehlt unter Zeitdruck oder ohne klar angelegten Recherchefilter die Entschlusskraft, welche Information aufgehoben, systematisch abgelegt oder weiter bearbeitet werden sollte.

Mangelnde Klarheit führt häufig zum dem Verhaltensmuster „ach, ich nehme einfach erst mal alles mit... ich hebe das erst mal auf“ – und so wachsen Papier- und Datenstapel. Meist finden sich derartig gesammelte Informationen nicht wieder und wenn man sie dann wirklich braucht, stehen sie nicht bedarfsgerecht und zeitnah zur Verfügung. So tragen sie dann eher zur Verstopfung als zur Vertiefung bei. Paradoxerweise führen die Überversorgung und die Angst, wichtige Informationen in unserer so komplexen Welt zu verpassen, eher zu Informationsknappheit durch Informationsfülle und kaum mehr zu bewältigender Komplexität, also zu mangelnder Orientierung.

So wird der Mensch zum Jäger und Sammler von Informationen und wird am Ende selbst der Gejagte, der mit der Informationsaufbereitung nicht mehr zurande kommt und sich nur noch gestresst fühlt. Gegenstrategien setzen ein: das Gehirn sucht Möglichkeiten der Vereinfachung, verzichtet auf alle Details und strebt Entlastung durch Vergessen an oder unbewusstes Verlegen von angeblich so wichtigen Informationen.

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