Kreativitätsvampir Routine,

Alles andere als niedlich: ein Kreativitätsvampir. (Bild: © wenchiawang - Fotolia)

„Kreativitätsvampir“ ist der Sammelbegriff für kreativitätshemmende Faktoren, die so manches schwungvolle Vorhaben zum Scheitern bringen. Dabei sind Kreativitätsvampire im Sinne von Ideenkillern allerdings nicht gleichzusetzen mit Personen, die sich negativ auf Kreativität auswirken, sondern es handelt sich um einflussnehmende Größen, die sich im eigenen Verhalten manifestieren.

Profil des Kreativitätsvampirs Routine

Alle Menschen leben nach Grundannahmen über die Umwelt, über andere Menschen oder über die Art und Weise, wie etwas getan werden soll.
•    Wie man glaubt, dass es getan werden muss.
•    Wie es ausschließlich getan werden sollte.
•    Wie man glaubt, dass es getan wurde.

Zum einen sind dies persönliche Erfahrungen und im Laufe der Jahre angeeignetes Wissen, zum anderen aber auch nicht mehr hinterfragte Annahmen. Prinzipiell ist es sicherlich in einer so dynamischen und komplexen Welt wie der heutigen von Vorteil, wenn man über richtungsweisende Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster verfügt. Andererseits verhindert eine eingefahrene Routine jedoch allzu oft und sehr wirkungsvoll, dass man auf neue Ideen kommt.

Routine kann bedeuten, auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz und stets einsetzbare Gewohnheiten jederzeit zurückgreifen zu können. Wenn man jede Tätigkeit, die am Tag verrichtet wird, zunächst bewusst hinterfragen müsste, wäre dieser Tag sehr anstrengend. Deshalb entwickelt man lebenserleichternde, komplexitätsreduzierende Mechanismen. Man könnte auch salopp sagen, das Gehirn wird dadurch zum „Gewohnheitstier“. Viele Alltagshandlungen, nicht nur im privaten Lebensbereich, auch im beruflichen Kontext, sind routiniert implementiert. Sie laufen also im Hintergrund, quasi automatisch, ab.

Dazu musste man sie vorher bewusst erlernen und häufig wiederholen, immer wieder einüben. Diese regelmäßige Wiederholung stärkt Routinen, beispielsweise bei Sicherheitstrainings von Feuerwehrteams, Sanitätern und Flugbegleitern. Das Gehirn schaltet bei solchen Aktivitäten auf „Autopilot“. Der Vorteil von routiniertem Vorgehen: wenn schnell gehandelt werden soll, muss jeder Handgriff sitzen, dann ist keine Zeit für eine tiefere Reflexion von Sinn und Zweck der Handlung.

Ingrid Ute Ehlers,
Ingrid Ute Ehlers unterstützt seit über 20 Jahren im Innovationsprozess. (Bild: Alexander Paul Englert)

Diese wiederkehrenden Abläufe mit immer gleicher Struktur haben Ritualcharakter. Und Rituale stellen uralte Kulturpraktiken der Menschheit dar, zum Beispiel Grußrituale, Zeremonien, Aufnahmerituale. Rituale haben sich seit langer Zeit gehalten, denn Menschen haben ein Urbedürfnis nach bekannten Abläufen.

Dies ist besonders stark bei kleinen Kindern zu beobachten, die entwicklungspsychologisch bedingt, Rituale brauchen und auch einfordern, wie beispielsweise die abendliche Gutenachtgeschichte. Dabei ist es wichtig, dass wirklich alles immer in gleichem Ablauf, in gleicher Ordnung abläuft, denn diese Vertrautheit und Sicherheit erlebt man unmittelbar als angenehm. Dies ist nicht nur für kleinere Kinder wohltuend, sondern für alle Menschen, insbesondere in Zeiten des permanenten Wandels.

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