Autonome Roboter: Fiktion (großes Bild) und Realität (rechts) ähneln sich hier bislang vor allem farblich. Doch der Weg ist eingeschlagen. -

Autonome Roboter: Fiktion (großes Bild) und Realität (rechts) ähneln sich hier bislang vor allem farblich. Doch der Weg ist eingeschlagen. - (Bild: Disney/Kuka)

Arbeit, vor allem körperlich schwere oder monotone, ist dem Menschen lästig. Schon immer. Ein sehr großer Teil der Erfindungen des Menschen dient daher dazu, ihm die Arbeit zu erleichtern. Manche Erfindungen oder Entdeckungen beeinflussten die weitere Entwicklung der Menschheit so dramatisch, dass ihnen im Nachhinein der Nimbus einer Revolution zugesprochen wurde. Die Entdeckung des Feuers etwa, die Erfindung des Rads oder der Beginn des Ackerbaus. Auch die Industrialisierung nach der Einführung der Dampfmaschine wird heute als Revolution gedeutet – ebenso wie die globale Kommunikation durch IT und das Internet.

Die Meinungen gehen allerdings auseinander, wenn es darum geht, ob die weiteren industriellen Quantensprünge wie Fließbandfertigung oder elektronische Steuerung ebenfalls als Revolution angesehen werden können oder eher als logische Evolution.

Was aber wiederum recht eindeutig als Revolution angesehen würde, wäre der Fall, dass Roboter all das könnten, was uns in vielen Science-Fiction-Filmen regelmäßig präsentiert wird: Autonome und wertvolle Helfer des Menschen in jeder Lebenslage zu sein.

Enge Interaktion mit dem Menschen. -
Enge Interaktion mit dem Menschen. - (Bild: ke NEXT / wk)

Die Roboter kommen

Diesem Zustand nähern wir uns mit großen Schritten. Vor allem in Japan. Das Land der aufgehenden Sonne gilt seit den 1980er-Jahren als Roboter-vernarrt und hat sich in der Zwischenzeit einen Ruf als Roboter-Großmacht erarbeitet. In keinem Land der Erde arbeiten mehr Roboter in der Industrie – gut 300.000 nach Erhebungen der IFR (International Federation of Robotics). Und sieht man von den militärischen Aktivitäten der Amerikaner einmal ab, dann wird auch in keinem Land intensiver an humanoiden Robotern, so genannten Androiden, geforscht. Aus keinem Land kommen mehr Roboter-Zeichentrickfilme und nirgendwo sonst werden so viele teils skurile Roboter-Spielzeuge verkauft.

Genau das Letztgenannte hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass die japanischen Roboter-Ambitionen teilweise belächelt wurden. Zu Unrecht, denn wer über aktuelle Automatisierungsmessen – auch in Deutschland – läuft, merkt schnell, dass hier etwas im Kommen ist. ABB, Kuka, Schunk, Universal Robots und einige mehr stellten erschwingliche kollaborative, also ohne trennende Schutzeinrichtung zu betreibende Roboter, vor.

Moblie Roboter -
Moblie Roboter - (Bild: ke NEXT / wk)

Japan auf dem Vormarsch

In Japan geht das Ganze eine Stufe weiter. Beim Rundgang auf der Fachmesse iRex im Dezember 2015 konnte der Besucher Dutzende weiterer solcher Roboter entdecken. Darunter etliche Weltpremieren wie ein nur rund 30 Zentimeter kleines Modell von Denso oder der große Motoman HC10 von Yaskawa. Daneben waren zahlreiche Exoskelette zur Unterstützung des Menschen bei schwerer Arbeit zu sehen, wie Haushaltsroboter oder besonders menschenähnliche Geräte, die als Messehostessen eingesetzt wurden.

Das Interessante dabei: Diese Flut an Neuentwicklungen wird gezielt staatlich gefördert. Bislang vorwiegend in der Automobil- und Elektroindustrie eingesetzt, sollen die Maschinen nun in alle Lebensbereiche vordringen. Das japanische Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) hat eine so genannte Robot Revolution Iniative ins Leben gerufen, die Anfang 2015 sogar vom japanischen Premierminister Shinzo Abe persönlich offiziell verkündet wurde. „Wir haben hier Vertreter von Branchen versammelt, die über das hinausgehen, was wir üblicherweise mit Industrierobotern in Verbindung bringen“, erklärte Abe auf einer Veranstaltung in Tokio. „Das beinhaltet Menschen aus der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, der Lebensmittelindustrie, der Reha- und Medizintechnik, der Kommunikationstechnik und des Baugewerbes. Die Initiative steht für eine japanweite Anstrengung und markiert den Start der Roboter-Revolution. Roboter werden das Leben der Menschen und die Gesellschaft dramatisch verändern.“

Markige Worte, die mit ehrgeizigen Zielen verbunden sind. Innerhalb von nur fünf Jahren, also bis 2020, soll der Umsatz mit Industrierobotern verdoppelt werden – bei der ohnehin guten Marktstellung japanischer Roboterhersteller durchaus ambitioniert. Der Umsatz mit Service-Robotern hingegen soll sogar verzwanzigfacht (!) werden – schon das ist revolutionär.

Akzeptanz der Technologie -
Akzeptanz der Technologie - (Bild: ke NEXT / wk)

287 Mitglieder hatte die Robot Revolution Initiative Association Ende 2015. Erste Früchte dieser Bemühungen waren auf der iRex-Messe zu beobachten. Auf die bisher eher als Experiment zu sehenden Geräte wie den Roboterhund Aibo von Sony oder den humanoiden Roboter Asimo von Honda folgen nun alltagstaugliche Maschinen wie  der Human Support Robot (HSR) von Toyota – weniger verspielt vielleicht, aber dafür stärker am praktischen Nutzen orientiert. Und auch in japanische Werkhallen scheint die Robotik nun verstärkt einzuziehen, wie ein Vergleich zwischen deutschen und japanischen Fabriken zeigt: Im vergangenen Jahr eröffnete Festo in Scharnhausen seine neue Technologiefabrik. In ihr ist zu sehen, wie sich ein deutsches Hightech-Unternehmen die smarte Fabrik vorstellt.

Wenige Roboter übernehmen hier vorwiegend Handling-Aufgaben. Im Gegensatz dazu hat Mitsubishi Electric eine neue Fertigungslinie im Werk Kani aufgebaut, in der Roboter vielfältig am Prozess beteiligt sind, nicht nur beim Handling, auch in der Montage. Die Zukunft wird zeigen, welches Konzept effizienter ist. Aber eines scheint klar: Ohne Roboter kommen wir bald nicht mehr aus.

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