Containerschiff im Hamburger Hafen,

Die Schifffahrt soll grüner werden. Ein schwieriges Unterfangen, denn Geld hat die Schifffahrtsbranche kaum. Erst recht nicht für alternative Antriebe. (Bild: Pixabay.com)

Die IMO hat die Emissionsgrenzen für Schiffe beschränkt. Was bedeutet das für die Branche und für Sie als Hersteller?
Die IMO-Grenzen im Bereich Stickoxide haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Schiffbranche. Die sogenannte Tier 3 gilt seit 2015, aber nur für Neubauten. Insofern ist der direkte Einfluss auf die Schifffahrt begrenzt, weil im Moment überschaubare Stückzahlen gebaut werden. Wenn sie heute mit ihren Schiffen nach Amerika fahren wollen, müssen sie die IMO Tier 3 einhalten. Das ist die einzige Schutzzone für Tier 3. Wenn sie hauptsächlich in Asien operieren und ein Schiff neu bauen, dann müssen Sie diese Richtwerte nicht einhalten. Aber diese Tier-3-Gebiete werden zunehmen: das nächste Gebiet wird ab 2021 die Ostsee sein. Es wird also noch lange dauern, bis diese Stickoxid-Grenzwerte in der Schifffahrt Einzug halten.

Wir als Hersteller begleiten das Thema schon seit vielen Jahren, weil diese IMO-Zyklen sehr lang sind. Wir haben seit zehn Jahren im Auge, dass diese Tier-3-Einführung kommt. Das heißt, wir sind technisch darauf vorbereitet. Mit Hilfe von Katalysatoren beziehungsweise Gasmotoren halten wir diese Tier-3-Grenzen ein. Aber weil die Begrenzung allein Auswirkungen auf die Neubauten hat und nicht auf die fahrende Flotte, ist die Einführung extrem langsam. Trotzdem sehen wir die Notwendigkeit, diese Grenzen einzuführen.

Matthias Becker,
Matthias Becker, Leiter Neubauvertrieb und Markt Deutschland bei Wärtsilä. (Bild: WärtisläWärtislä)

Welche Emissionsgrenzen gelten bei der fahrenden Flotte?
Hier muss man die Abgase auf splitten. Beim Tier 3 geht es nur um Stickoxid und das nur bei Neubauten. Dann gibt es noch die Schwefelgrenzen, die weltweit gelten und im Moment mit dreieinhalb Prozent noch sehr hoch sind. Aber ab 2020 soll dieser Wert für alle Schiffe auf 0,5 Prozent Schwefel im Brennstoff reduziert werden. Und in der Ostsee sowie in Amerika gibt es bereits heute sogenannte Schwefelschutzzonen. Hier sind nur noch 0,1 Prozent Schwefel im Brennstoff oder analog im Abgas erlaubt. Das gilt für alle Schiffe und hat dementsprechend einen viel größeren Einfluss auf die Schifffahrt. Jeder Reeder muss seine Schiffe umrüsten, um diese weltweite Reduktion auf 0,5 Prozent Schwefel in 2020 zu erfüllen oder ohne Umrüstung mit regelkonformen, aber teurerem Brennstoff fahren. Ein Riesenschritt im Schiffbau, der auch lange überfällig ist.

Die Schifffahrt wird sich umstellen müssen und vom Schweröl weggehen - hin zum Destillat, zum Dieselöl. Das ist ein viel teurerer Brennstoff, aber auch sauberer. Der Brennstoffwechsel erlaubt es ihnen ohne Investitionen weiterhin regelkonform zu fahren. Andere Maßnahmen erfordern Investitionen, die sich aber u.U. durch die Verwendung günstigerer Brennstoffe als sinnvoll erweisen können. So kann zum Beispiel eine Abgasreinigungsanlage eingebaut werden. Dann können sie auch weiterhin Schweröl verwenden und ein Abgaswäscher bringt die Schwefelgrenze runter. Oder sie fahren mit Erdgas, das per se schwefelfrei ist und damit keine Schwefelemissionen aufweist.

Welche technischen Entwicklungen nehmen Sie in diesem Bereich vor?
Wir als Wärtsilä bieten auf dem Markt alles an und haben einen großen Fokus auf das Thema Gasmotoren. Das Thema Erdgasmotoren ist bei uns groß, da wir auch im Kraftwerksbau aktiv sind und uns seit fast 20 Jahren damit beschäftigen. Für den Gasmotor sehen wir eine große Zukunft in der Schifffahrt, zumindest für viele Anwendungen in der Schifffahrt, weil das ein sauberer Brennstoff ist. Hier beschäftigen wir uns mit den Motoren und dem Gashandling. Das ist nicht ganz einfach, weil das Gas flüssig bei minus 162 Grad an Bord gelagert und verarbeitet werden muss. Das ist eine technische Herausforderung. Parallel dazu bieten wir Abgasreinigungssysteme für diejenigen an, die weiter auf Schweröl fahren wollen. Schweröl ist einfach ein günstiger Brennstoff, bei der aber eine Extra-Investition in eine Abgasreinigung, also sowohl ggf in Katalysatoren als auch in Abgaswäscher, nötig ist. Diejenigen, sie sich für Diesel entscheiden, können unsere Motoren weiter nutzen, denn diese sind für Schweröl und Dieselöl ausgelegt.

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