Dual Fuel Motor auf der Aida,
Der Dual Fuel Motor auf der Aida kann sowohl LNG, als auch Schweröl verarbeiten. (Bild: Aida Cruises)

Der Umweltschutzgedanke ist ein weiterer Innovationsmotor. Die Schifffahrtsbranche sieht LNG (Liquefied Natural Gas, flüssiges Erdgas) als Schiffstreibstoff der Zukunft an, wenn auch wohl aus eher wirtschaftlichen Gründen. Der Einbau von Filteranlagen (Advanced Emission Purificatin AEP oder „Scrubber“) nämlich lässt zwar zunächst weiterhin billiges Schweröl als Treibstoff zu, ist aber kostspielig. Für Schiffsneubauten ab 2016 gelten nicht nur die Schwefel-Grenzwerte, sondern auch strengere Werte beim Ausstoß von Stickoxiden, die sich mit nachgerüsteter Filtertechnik nicht in jedem Fall sinnvoll reduzieren lassen. 2020, spätestens aber 2025, gelten die strengen Schwefel-Grenzwerte nicht mehr nur in Schutzzonen, sondern weltweit, sodass ungefilterte Schweröl-Abgase endgültig tabu sind. So erscheint LNG auch als wirtschaftlichste Möglichkeit.

Der Umstieg auf LNG erfordert allerdings Investitionen in schiffsseitige LNG-Antriebe durch die Schiffseigner. Diese Investitionen stocken bislang jedoch, da noch keine verlässliche Bunkerinfrastruktur in den Häfen besteht. Umgekehrt entwickelt sich diese Infrastruktur ihrerseits wegen der geringen Nachfrage schleppend.

Die maritime Wirtschaft in Deutschland hat sich unter anderem wegen diesen Dilemmas bereits 2014 in der maritimen LNG-Plattform zusammengeschlossen. Sie forderte die Bundesregierung zu konkreten Schritten auf, flüssiges Erdgas als alternativen Kraftstoff in der Schifffahrt zu etablieren. Um Investitionen in den notwendigen Auf- und Ausbau von LNG-Bunkerstationen anzukurbeln, soll die Nachfrage nach LNG in der Schifffahrt gefördert werden.

Dabei kommt nach Ansicht der maritimen Wirtschaft der öffentlichen Hand eine besondere Verantwortung zu. Denn als Betreiber von mehr als 700 Schiffen in der Binnen- und Seeschifffahrt sowie im Hafenbetrieb kann sie Impulse setzen.
Die International Maritime Organization (IMO), eine Sonderorganisation der UN mit Sitz in London wirkt mit ihren Vorgaben als maßgeblicher Treiber beim maritimen Umweltschutz. Seit kurzem gibt es nun auch detaillierte IMO-Spezifikationen für den Betrieb von Personenschiffen mit LNG, die ab 1. Januar 2017 international bindend sind. Dadurch sollte für Kreuzfahrt-Reedereien eine zukunftssichere Planung dieser Technologie möglich sein.

Signal für den Aufbruch zum Green-Shipping ist die Ausstattung der Aidaprima, die als erstes Kreuzfahrtschiff im Hafen mit LNG betrieben wird. Bedenkt man, dass das Schiff sich etwa zu 40 Prozent der Betriebszeit im Hafen befindet, erscheint der Fortschritt an eingesparten Abgasen enorm. Auf See wird das Schiff weiter mit Schweröl betrieben. Die Aidaprima ist mit Dual-Fuel-Motoren von Caterpillar ausgerüstet, die auch das Flüssigerdgas verbrennen können.

Für Kreuzfahrtschiffe gelten die „Safe Return to Port“-Vorschriften der IMO: Um das Schiff auch in einer Notsituation ohne Evakuierung aus eigener Kraft in den nächsten Hafen steuern zu können, sind redundante Systeme vorgeschrieben. Deshalb werden aktuell Hybrid-Maschinen einsetzt. Ein Problem ist dabei noch die kontinuierliche Versorgung mit LNG auf See. Im Hafen ist das kein Problem, da füllen LNG-Tankwagen die Schiffe über Schläuche. Allerdings werden zwei weitere Neubauten, bestellt für 2018 und 2020, bereits LNG-Tanks an Bord erhalten. Sie könnten auch während der Fahrt auf Schweröl oder Marinediesel verzichten. Das Erdgas wird dafür in einer Unterdruckkammer vom flüssigen Aggregatszustand in den gasförmigen umgewandelt und dann in den Dual-Fuel-Motoren verbrannt.

Wenn das Schiff auf See konventionell mit Schweröl betrieben wird, könnten die Abgase der Aidaprima mit einem neuartigen Filtersystem ausgewaschen werden. Dieses Filtersystem ermöglicht es, alle maßgeblichen Reinigungsstufen in einer kompakten Bauweise technisch unterzubringen. Stickoxide werden in einem Katalysator gebunden und Ruß- und Brennstoffrückstände in einem Filter ausgefällt. Die Schwefeloxide werden ohne Zusatz von Chemikalien in einem Wäscher entfernt. Allerdings ist diese Technik, für deren Entwicklung der Mutterkonzern Carnival in den USA eigens eine Firma aufkaufte, von der Europäischen Union für den Einsatz auf der Elbe noch nicht zugelassen.

Bei der Harmony of the Seas, dem bisher größten Kreuzfahrtschiff, das jemals gebaut wurde, sorgen während der Fahrt auf See zwei hybride Scrubber-Systeme aus dem Haus Wärtsilä für eine Reduktion der Schwefeloxide. Diese Installationen stellen die bisher weltweit größte Abgasreinigungsvorrichtung in der Schifffahrt dar und können zwischen offenen und geschlossenen Meerwasserkreisläufe wechseln. Die Systeme ermöglichen es dem Schiff laut Herstellerangaben, die aktuellen Emissionskontrollvorschriften auf der ganzen Welt einzuhalten.

ke NEXT im Duisburger Hafen (Quelle: ke NEXT TV)

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