Der verbaute IDS3010,
Der IDS3010 kann Positionen direkt am Werkstück erfassen. Messfehler verursacht durch Elastizitäten und Verschleiß in Führungen und Lagerungen sowie Einflüsse von Temperaturdehnungen und Maschinenverformungen sind mit diesem Sensor ausgeschlossen. (Bild: Wittenstein)

Können Sie dafür Vorteile für konkrete Anwendungsfälle im Maschinen- und Anlagenbau nennen?
Ich sehe große Vorteile ganz klar darin, dass wir beispielsweise mit dem Interferometer Maschinenschwingungn aufnehmen können, die durch klassische Glasmaßstäbe nicht zu detektieren waren. Wir haben eine hohe Auflösung, eine hohe Bandbreite. Damit ist es möglich wirklich differentiell zwischen Maschinenbauteilen zu messen und diese einzeln zu charakterisieren. Das ließe sich beispielsweise nutzen, um Maschinenschwingungen in Echtzeit zu kompensieren. Das lässt sich bei der Fertigung von Zahnrädern festmachen. Hier haben wir gelernt, dass beim Schleifen von Zahnrädern die Präzision und die Oberflächengüte, mit der die Zahnräder geschliffen werden, immer wichtiger werden. Weil auch kleinste Rauigkeiten dazu führen, dass Getriebe relativ schnell schwingen und damit singen können. Das Problem hier ist, dass man die Vibration der Maschine beim Schleifen erst einmal kennen muss. Dafür ist es notwendig hier sehr genau zu messen, bevor man die Maschine verbessern kann.

Hinzu kommt, dass wir bei hochpräzisen Fertigungsmaschinen auch außerhalb des Maschinenbetts arbeiten, wo üblicher Weise gemessen wird. Das erlaubt uns sehr nah am Werkstück oder am Werkzeug zu messen, also an Orten, die bisher nicht zugänglich waren. Dadurch können wir beispielsweise typische Verfahrfehler im Maschinenbett komplett kompensieren.

In der Sensorik und Messtechnik gibt es eine Reihe von Spezialisten für präzise Messverfahren. Was macht Attocube da anders? Welche Chancen bieten Sie den Entwicklern aus dem Maschinen- und Anlagenbau?
Unser Vorteil ist zweifelsohne, daß wir nach wie vor sehr forschungsnah arbeiten und dementsprechend früh bei entsprechenden Trends involviert sind. Das führt dazu, dass wir innovative Produkte oder Technologien entwickeln können und das auf einem Level, auf das ein klassischer Anbieter vermutlich nie kommen wird. Dadurch können wir wirklich disruptive Technologien an den Markt bringen.

Der Nachteil ist sicherlich, dass wir – gerade in Märkten wie dem Maschinenbau – natürlich sehr „jung“ sind. Deshalb verfügen wir über einen geringeren applikativen Anwendungsschatz als manch anderes Unternehmen. Genau dafür bietet der Mutterkonzern und Antriebsspezialist Wittenstein, zu dem wir seit 2008 gehören, natürlich eine starke Unterstützung. Durch diese Partnerschaft mit einem klassischen Hersteller von Antriebstechnik haben wir nämlich nicht nur den direkten Zugang in den Maschinenbau, sondern können auch von dem Know-how dort im Unternehmen profitieren.

Dr. Martin Zech,
(Bild: Wittenstein)

„Was wir an Auflösung und Genauigkeit bieten können ist so ausgelegt, dass die Technologie nach unserer Überzeugung noch viele Jahre in der Zukunft den Stand der Technik darstellen wird.“

Dr. Martin Zech, Attocube

Die Miniaturisierung und der Anspruch an immer präzisere Fertigung im Maschinenbau schreiten immer schneller voran. Welche Angebote können Sie Konstrukteure hier durch ihre Messtechniklösungen anbieten?

Auch hier profitieren wir von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung. Deshalb haben wir hier eine ganz andere Ausrichtung als die klassischen Sensorhersteller. Wir versuchen nicht, existierende Technologien immer weiter zu verbessern, also vom Mikrometerbereich in den Submikrometerbereich und von dort in den Nanometerbereich zu entwickeln. Wir kommen tatsächlich von der atomaren Skala. So bieten wir einen Sensor, der eine Auflösung von 10-12 Meter hat, also von einem Pikometer. Dadurch können wir die komplette Charaktersierung eines Bewegungsspektrums abbilden.

Nun kann man sich fragen, ob das im Maschinenbau sinnvoll einsetzbar ist. Wir sind jedoch davon überzeugt. Denn das, was wir an Auflösung und Genauigkeit bieten können ist so ausgelegt, dass die Technologie nach unserer Überzeugung noch viele Jahre in der Zukunft „Stand der Technik“ darstellen wird. Ganz gleich, ob das lineare Verfahrstrecken sind, Maschinenschwingungen oder Beschleunigen, all diese Informationen lassen sich mit dem Interferometer in Echtzeit messen.

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