Windräder vor Sonnenuntergang,

Die Leitmesse Energy auf der Hannover Messe soll 2017 Akteure der Digitalisierung und der Energiewende zusammenführen. (Bild: Fotolia/f9photos)

Die Energy in Hannover ist einer der wichtigsten Branchentreffpunkte für die Firmen aus der Energiewirtschaft. Wichtiger Bestandteil der Messe ist die Energy Plaza, die die dena organisiert. Welche Themen werden dort 2017 diskutiert?

Hannes Seidl, Bereichsleiter Energiesysteme und Energiedienstleistungen bei dena,
Hannes Seidl, Bereichsleiter Energiesysteme und Energiedienstleistungen der deutschen Netzagentur dena. (Bild: dena)

Das Programm widmet sich Fragen wie: Wie kann die Energiewende in den Verbrauchssektoren Strom, Wärme, Mobilität durch eine stärkere Kopplung integriert und ausgestaltet werden? Dafür werden auch die fünf Modellregionen im Rahmen des BMWi-Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie“ (SINTEG) vorgestellt. Ein weiteres zentrales Thema ist der netzdienliche und marktorientierte Einsatz von Flexibilitäten. Hier geht es beispielsweise um den optimierten Einsatz von Speichern für Strommarkt und Netzbetrieb.

Auch über Digitalisierung, Blockchain und weitere Innovationen und deren Verknüpfung mit „klassischen“ Energiewendethemen werden wir diskutieren. Mit dem Fokus Energieforschung werden wir uns außerdem mit den Kopernikus-Projekten für die Energiewende befassen. Schwerpunkte sind neue Netzstrukturen, Speicherung von Überschussstrom, die Flexibilisierung von Industrieprozessen und deren intelligente Systemintegration.

Gemeinsam mit Partnern, auch aus dem Maschinenbau, arbeitet die dena mit der Plattform Digitale Energiewelt an einer energieeffizienteren Wirtschaft. Inwiefern kann die Digitalisierung beim Thema Energieeffizienz helfen? Welche Aufgabe hat die Plattform Digitale Energiewelt an dieser Entwicklung?

Die Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber, um die Energieeffizienzziele zu erreichen. Durch den steigenden Einsatz digitaler Technik nimmt die Transparenz über Verbräuche, beispielsweise in den industriellen Prozessen von Unternehmen, spürbar zu. Dadurch erhalten Unternehmen neue Handlungsoptionen, um ihren Energieeinsatz zu optimieren, was unmittelbar die Energieeffizienz steigern kann. Eine aktuelle repräsentative Unternehmensumfrage, die im Auftrag der dena Plattform Digitale Energiewelt durchgeführt wurde, ergab, dass in rund der Hälfte aller deutschen Unternehmen bereits digitale Lösungen und Produkte eingesetzt werden, um die eigene Energieeffizienz zu erhöhen.

Dies zeigt, dass die Unternehmen offen dafür sind, sich die Vorteile der Digitalisierung zunutze zu machen. Vor diesem Hintergrund sollten jetzt weitere, digitale Lösungen und Energiedienstleistungen entwickelt werden, um Energieeffizienzpotenziale noch umfangreicher zu erschließen. Die Plattform Digitale Energiewelt vernetzt Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die sich über die Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien austauschen und zukunftsfähige Lösungsansätze, Handlungsstrategien und Geschäftsmodelle u.a. zum Thema Energieeffizienz entwickeln.

Die Energiewende ist ein politisches Großprojekt. Technisch ist schon heute vieles machbar. Doch wo liegen Ihrer Meinung nach aktuell die größten technischen Herausforderungen und Chancen für Konstrukteure und Ingenieure aus dem Maschinen-und Anlagenbau, um die Energiewende weiter voranzutreiben?

Die Rolle der Industrie bei der Energiewende wird immer wichtiger und gleichzeitig komplexer. Industrie und Gewerbe sind jetzt gefordert, durch steigende Energieeffizienz dazu beizutragen die politischen Energie- und Klimaschutzziele zu erreichen. Zusätzlich können sich Unternehmen im Zuge der Energiewende auch neue Markt- und Geschäftsfelder erschließen. So könnten Industrieunternehmen auch durch Flexibilität in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Systemstabilität spielen.

Durch Demand-Side-Management (DSM) können sie zum Beispiel zur Stabilisierung der Stromnetze beitragen und so zusätzliche Erlöse erzielen. DSM bezeichnet die Steuerung der Stromnachfrage durch das gezielte Ab- und Zuschalten von Lasten aufgrund von Preissignalen am Strommarkt oder netzseitigen Anreizen.

Die zunehmenden Handlungsfelder der Industrie bei der Energiewende bedeuten für die Konstrukteure und Ingenieure aus dem Maschinen- und Anlagenbau konkret, dass zusätzliche Anforderungen an Anlagen und ihre Steuerungsfähigkeit entstehen. Das betrifft sowohl die Entwicklung einzelner Anlagen als auch ihr Zusammenspiel im Unternehmen.

Digitalisierung ist der zentrale Enabler, um den Kunden die notwendige Flexibilität zu ermöglichen, um ihrer vielseitigeren Rolle nachzukommen. Gleichzeitig braucht es Know-how bei den Maschinen- und Anlagenbauern, um ihren Kunden ihren Handlungsspielraum zu verdeutlichen und sie zu beraten. Denn es sind die Maschinen- und Anlagenbauer, die hoch energieeffiziente, digital überwachte und flexibel steuerbare Lösungen für die Energiewende liefern können. Für Unternehmen ist es jetzt an der Zeit durch intelligente, energieeffiziente Technologien Kosten zu sparen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und sich strategisch für die Energiezukunft in Deutschland vorzubereiten. Gelingt es, das zu zeigen, bietet die Energiewende große Absatzchancen für energieeffiziente und smarte Technologien.

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