Kulissenbau,

Bei Szenenbildern haben Spezial­unternehmen für Kulissenbau strenge Sicherheitsvorschriften zu erfüllen. So müssen zum Beispiel bewegliche Teile vor ungewollten Bewegungen abgesichert sein und Lasten sicher zum Stillstand gebracht werden. (Bild: iStock - newzad)

Die schwierige Aufgabe der Szenenbildner – und der Spezialunternehmen, die Kulissen für Schauspiel und Bühnenshows bauen – ist die Realisierung spektakulärer Effekte unter Einhaltung strengster Sicherheitsvorschriften. Die vielfach angewandte deutsche Unfallverhütungsvorschrift BGV-C1 enthält beispielsweise Vorschriften für Veranstaltungs- und Produktionsstätten für szenische Darstellung. Wobei für bestimmte Elemente wie bewegliches Bühnenlicht und Flugsysteme eigene Vorschriften gelten und andere Länder zum Teil eigene Normen zugrunde legen.

Die BGV-C1 verlangt, dass die beweglichen Teile der Bühnenkinetik und ihre Lasten mit Einrichtungen ausgestattet sein müssen, die ungewollte Bewegungen verhindern und die Lasten beim Auftreten eines Defekts sicher zum Stillstand bringen.Elektrisch angetriebene Bühnentechnik wird immer beliebter, weil sie die kreative Freiheit der Szenenbildner vergrößert, die auch das Bewegen schwerer Lasten und die dynamische Koordinierung mechanischer Elemente zulässt. In vielen Anwendungsfällen sorgen elektrisch gelüftete Bremsen sehr effektiv für die notwendige Kontrolle.
Diese Bremsen verfügen über eine Notstopp-Funktion und funktionieren auch bei einem Stromausfall zuverlässig. In der Regel wird die erforderliche Bremskraft mechanisch mithilfe von Federn aufgebracht. Bei anliegender Spannung überwindet ein Elektromagnet die Federkraft und sorgt dafür, dass sich die Bremsscheibe frei drehen kann. Warner Electric stellt für Schauspiel und Bühnenshows solche elektrisch betriebenen Bremsen her.

Große Bremsleistungsbandbreite

„Bei der Beschäftigung mit dem Thema Theater- und Veranstaltungstechnik haben wir einen Bedarf an einer großen Bremsleistungsbandbreite von 3 Nm bis zu 5.800 Nm erkannt“, erläutert Bernd Wimmer, Kundenbetreuer bei Warner Electric für diese Sparte. „In jedem Fall kommt es auf schnelles Ansprechen, geräuschlosen Betrieb und Einhaltung aller aktuellen Richtlinien und Normen an.“ So wird beispielsweise für die Dämpfung der modernen Bremsen eine Spezialfolie eingesetzt, die Schall und Schwingungen weitestgehend reduziert, sodass die Bremsen mit 45 dB(A) extrem leise sind.

Bremse,
Für die Dämpfung der fortschrittlichen Bremsen wird eine Spezialfolie eingesetzt, die Schall und Schwingungen weitestgehend reduziert, sodass die Bremsen mit 45 dB(A) extrem leise sind. (Bild: Warner Electric)

Auf Tempo und Lautlosigkeit kommt es an, aber mindestens ebenso wichtig ist die Kontrollierbarkeit des Bremsvorgangs. Das Abbremsen von Elementen der Bühnentechnik muss sehr präzise erfolgen, damit die Komponenten nicht mechanisch belastet und die Akteure nicht gefährdet werden. Dies verlangt eine besonders sorgfältige Auswahl der Bremsengröße, der Betriebsparameter und der Reibmaterialien. „Die meiste Zeit erfüllen die Bremsen statische Halteaufgaben, aber sie müssen auch einen Notstopp vollführen können. Das ist keine leichte Aufgabe für den Konstrukteur“, sagt Wimmer. „Ein Seilzug kann in der Aufwärtsbewegung zum Beispiel mit vollem Tempo betrieben werden. Wenn der Antrieb stoppt, bewegt sich die Last am Seil durch die eigene Trägheit noch ein Stück weiter aufwärts, bis sie zurückfällt und alle verbundenen Komponenten einer Stoßlast aussetzt.“

Kurze Vorlaufzeit für Technik

In einer Umgebung mit extrem unterschiedlichen und meist einmaligen Anwendungen, die noch dazu unter Zeitdruck konzipiert und gefertigt werden müssen, haben es Konstrukteure für Bühnentechnik nicht immer leicht. „Die kurze Vorlaufzeit und extreme Vielfalt der Bühnenanwendungen unterscheiden sich doch sehr vom Aufzugsmarkt“, sagt Wimmer. „Hier ist ein anderes Vorgehen notwendig.“ Dieser Ansatz umfasst die gesamte Lieferkette von der Entwicklung des Bremsenprodukts bis zum Kundendienst. So hat Warner ein Produktsortiment speziell für die Bühne entwickelt, das sich aus modular aufgebauten Modellen der PK-Bremsenserie – für kleinere Bremsmomente – und Produkten der Fenix-Aufzugsbremsenserie – für hoch­energetische Anwendungen – zusammensetzt.

Die modularen Bremsen sind mit verschiedenen Reibmaterialien und Kontrollmechanismen erhältlich und mit einfacher oder doppelter Ausführung von Bremsmechanik und Steuerkreis, je nach dem verlangtem Redundanzgrad für die konkrete Anwendung. „In manchen Fällen gibt es an beiden Getriebeseiten zwei unabhängige Bremsen, jeweils mit zwei unabhängigen Steuerkreisen. Auf diese Weise hat man stets ein hohes Maß an Kontrolle und Sicherheitsreserve, selbst bei einem Getriebeversagen“, erklärt Wimmer.

Die Applikationsingenieure von Warner unterstützen den Kunden umfassend bei der Berechnung und bei der Auswahl des optimalen Systems für ihre Anwendung. Gleichzeitig sorgt das modulare Grundkonzept dafür, dass die gewählte Konfiguration in kürzester Zeit montiert und einer Werkserprobung unterzogen werden kann, bevor sie an den Kunden ausgeliefert wird. „In der Regel dauert der ganze Prozess nur acht bis zwölf Wochen von der Spezifikation bis zur Lieferung“, sagt Wimmer. hei

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