Ernst Georg Tesch, Aventics

Ernst Georg Tesch leitet bei Aventics das Produktmanagement für die Ventiltechnik. Der Maschinenbau-Ingenieur mit Schwerpunkt Steuerungs- und Regelungstechnik ist seit über 25 Jahren in der Pneumatik tätig.

Mit neuem Eigentümer und neuen Produkten versucht sich die ehemalige Pneumatik-Sparte von Bosch Rexroth heute als Pneumatik-Spezialist unter dem Namen Aventics. ke NEXT war vor Ort in Laatzen, um herauszufinden, wohin die Reise geht.

Seit einem guten Jahr heißt Ihr Unternehmen Aventics. Warum steht noch auf vielen Produkten Rexroth?
Wir haben absichtlich nicht von einem Tag auf den anderen von Rexroth auf Aventics umgestellt. Wir haben schließlich viele Bestandskunden, die mit den Produkten sehr zufrieden sind. Denen wollten wir eine gewisse Wiedererkennung bieten. Also gibt es einen langsamen Übergang von der Wortmarke Rexroth auf die Wortmarke Aventics. Da geht es zum Teil auch um die Stücklisten unserer Kunden: Auch die brauchen Zeit, um die Systeme in ihrem Wareneingang anzupassen. Grundsäzlich achten wir darauf, dass unsere Systeme, also die Kombination von verschiedenen Komponenten, kein Mischmasch sind. Wir wollen nicht, dass ein Ventil mit Rexroth-, ein anderes mit Aventics-Aufdruck in der Ventileinheit ist. Deshalb stellen wir immer ganze Serien um.

Wie kommt die Namensänderung im Markt an?
Die meisten Kunden sagen: Egal was drauf steht – wir kennen eure Produkte, eure Qualität, eure Technik – wir freuen uns, weiterhin diese Geräte zu beziehen. Und manche Kunden sehen, dass wir eine frische Firma sind, die ein bisschen das abgelegt hat, was große Konzerne hemmt. Wir sind flexibler geworden. In Summe denke ich, dass die Namensänderung gut ankommt.

Wie groß oder klein ist Aventics denn heute?
Wir beschäftigen 2100 Mitarbeiter weltweit. Wir haben neben den Standorten in Deutschland noch Werke in Ungarn, USA, Frankreich und China. Zudem haben wir Vertriebsniederlassungen weltweit in über 40 Ländern.

Ernst Georg Tesch, Aventics

Mit wenigen Handgriffen können am AV-System Veränderungen vorgenommen werden.

Ihre neue Ventilbaureihe nutzt viel Kunststoff. Woher haben Sie das technische Know-How rund um Plastik?
Das haben wir uns selbst erarbeitet! Seit 1972 machen wir Kunststofftechnologie. Nicht nur einfach Plastikdeckel, sondern komplexe Funktionsintegration mit Hochleistungskunststoffen. Wir können auch Ventilsitze aus Kunststoff setzen und Zusatzfunktionen wie Drosseln integrieren. Diese Technologie haben wir immer mehr verfeinert. Heute haben wir Kunststoff-Spritzsysteme, in denen wir mit mehreren Formen arbeiten und verschiedene Kunststoffe miteinander verbinden. Ich würde sagen, da sind wir federführend.

Halten Ihre neuen Kunststoffventile denn auch so viel aus wie herkömmliche Ventile mit Metall-Bodenplatte?
Nun, üblicherweise sagen wir, so ein Ventil sollte 20 Millionen Betätigungen halten. Das ist in manchen Applikationen schon sehr viel, da redet man dann über zehn Jahre. Aber in manchen hoch dynamischen Applikationen geht es auch deutlich schneller. Da hat man die 20 Millionen im Extrem auch mal in drei Monaten. Mit unseren neuen Ventilen hatten wir das Ziel, im Schnitt 50 Millionen Betätigungen zu erreichen. Das scheinen wir geschafft zu haben, denn der Lebensdauerversuch läuft seit 2012 und liegt bei 140 Millionen – und er läuft weiter.

Soll die neue AV-Serie die alten Produktreihen ablösen?
Unsere Produkte werden nicht einfach von einem Tag auf den anderen vom Markt genommen. Wir haben ja auch eine Verantwortung für unsere Kunden und wollen die Sicherheit für den langfristigen Bezug bieten. Gerade für Kunden, die Freigaben erfüllen müssen, ist das essenziell. Also haben wir eine gewisse Zeit der Überlappung, auch im Katalog. Danach sind sie als Ergänzungsprodukte für den Ersatzteil-Bedarf verfügbar. Allerdings empfehlen wir den Kunden für die nächste Maschinengeneration das neue System, um die Vorteile bezüglich Bauraum und Energieeffizienz nutzen zu können – zumal die neue AV-Reihe auch noch preislich im Vorteil ist.

Dürfen wir in Zukunft von Aventics Neuheiten erwarten?
Die AV-Serie ist wie ein wunderbarer Sportwagen mit viel Leistung. Aber manch einer will einfach nur von A nach B. So ein Produkt mit einfacher Grundfunktionalität haben wir in der Pipeline, aber in Aventics-Qualität! Mehr möchte ich noch nicht verraten.

Das Gespräch führte Wolfgang Kräußlich, Leitender Chefredakteur

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