Sicherheits-Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung und Kühlung 1

Einem besonders diffizilen Projekt haben sich Hainzl und Dietzel angenommen. Realisiert wurde ein Wärmerückgewinnungssystem für die Kunststoffindustrie auf der Basis eines Sicherheits-Wärmetauschers.

Wenn es um die Zusammenarbeit von Komponentenlieferant und Anwender geht, ist meist von Partnerschaft die Rede. Ein gutes Stück weiter gehen da die Unternehmen Dietzel Hydraulik und Hainzl Industriesysteme. Die beiden Firmen bewerten die Art ihrer Zusammenarbeit ganz klar als Entwicklungspartnerschaft. Wie es dazu kam, davon erzählt die folgende Geschichte. Und so manches erklärt sich von selbst, wenn man weiß, warum Dietzel vor einigen Jahren auf die Idee kam, sich mit Wärmetauschern zu befassen.

Die in Beerwalde ansässige und rund 350 Mitarbeiter zählende Firma sieht sich als Systemlieferant für die komplette hydraulische Leitungstechnik. Das sind im Detail Komponenten wie Armaturen, Verbinder, Schläuche, Schlauch- und Rohrleitungen, Leitungssysteme und seit 2010 auch Wärmetauscher. Wie es zur jüngsten Programmerweiterung kam, erklärt Vertriebsleiter Jörg Splitter: „Es ist uns bewusst geworden, dass wir mit der vorhandenen Fertigungs-Performance auch noch andere Produkte herstellen können wie beispielsweise Wärmetauscher. Die eigentliche Umsetzung erforderte schließlich überschaubare Investitionen. Und zu unserer Firmenphilosophie passte das Produkt allemal.“

Jörg Splitter„Im Bereich der Wärmetauscher sind Sonderlösungen der Schwerpunkt unserer Produktentwicklung.“
Jörg Splitter, Dietzel Hydraulik

Dabei ist die Dietzel-Philosophie kein großes Geheimnis und dennoch zielführend: Das Unternehmen hat bei den Hydraulikkomponenten schon sehr frühzeitig auf ein Baukastensystem gesetzt, das es ermöglicht, schnell zu reagieren und Kundenanforderungen kurzfristig zu erfüllen. Das versetzt die Firma andererseits aber auch in die Lage, Sonderlösungen, welche exakt auf die Wünsche der Anwender zugeschnitten sind, in angemessener Zeit bereit zu stellen.

Einbaubeispiel

Einbaubeispiel eines Sicherheits-Wärmetauschers im Wasserkraftwerk zur Lagerschmierung einer Turbine.

Für die in Linz ansässige österreichische Firma Hainzl Industriesysteme waren das auch im Wesentlichen die Gründe, bei einem sehr anspruchsvollen Projekt mit Dietzel gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Und die Realisierung eines Sicherheits-Wärmetauschers zur Wärmerückgewinnung in der Kunststoffproduktion war in der Tat mit sehr viel Know-how auf beiden Seiten verbunden. Splitter erinnert sich: „Absolut positiv ist, dass Hainzl ein treibender Kunde ist. Denn die Einführung eines neuen Produktes ist zwangsläufig mit einer gewissen Lernkurve verbunden. So haben die Marktkenntnisse von Hainzl zu wichtigen Impulsen bei der Wärmetauscher-Entwicklung geführt. Aufgrund dieser Zusammenarbeit im Sinne einer Entwicklungspartnerschaft ist letztendlich ein Produkt entstanden, das den Vorstellungen des Kunden in hohem Maße entsprochen hat.“

Wachstumsambitionen bei Wärmetauschern

So verwundert es auch kaum, dass Josef Mahringer, Vertriebsleiter bei Hainzl Industriesysteme und Experte speziell für die Bereiche Zentralschmiertechnik, Filter- und Kühltechnik, die Zusammenarbeit mit seinem Komponenten-Zulieferer als sehr positiv bewertet: „Wenn es um kundenspezifische Ausführungen geht, zeigt sich die Stärke von Dietzel. Die Firma reagiert sehr schnell auf Anforderungen unserer Kunden aber auch auf unsere Wünsche. Und hier haben wir es schon mit kundenspezifischen Einbausituationen zu tun, die unsere Wettbewerber mit dieser Flexibilität nicht abdecken können.“

Es gab für Mahringer aber auch noch einen anderen Grund für die Zusammenarbeit: „Es hat uns auch die Qualität der Dietzel-Produkte überzeugt, nachdem uns im Jahr 2009 der damalige Wärmetauscher-Lieferant weggebrochen ist. So gesehen waren wir bei der Wärmetaucher-Entwicklung von Anfang an mit dabei.“

Trotz der kurzen Zeit von gerade mal drei Jahren kann sich das Wärmetauscher-Programm der Beerwalder Hydrauliker sehen lassen. So gibt es beispielsweise die Rohrbündel-Wärmetauscher in verschiedenen Ausführungen:

  • Sicherheits-Wärmetauscher mit ziehbarem und nicht ziehbarem Rohrbündel
  • Tankaufbau-Wärmetauscher
  • Tankeinbau-Wärmetauscher
  • Einschraub-Wärmetauscher.

Aber auch Öl-Luft-Wärmetauscher stehen in verschiedenen Ausführungen zur Verfügung. Allen gemeinsam ist: Sie können mit der kompletten Peripherie wie Rohrleitungen, Schlauchleitungen und Anschlüssen geliefert werden. Dietzel-Vertriebsingenieur Dale Robison zu den wesentlichen Merkmalen: „Abhängig von den Applikationen setzen wir unterschiedliche Materialien ein. Unser Standard basiert auf Kupfer/Nickel-Rohre. Wir können aber auch mit Ausführungen aufwarten, die komplett in Edelstahl ausgeführt sind, was auch nicht jeder kann. Dass die Seewasserausführung besondere Maßnahmen erfordert, versteht sich beinahe von selbst. Kurzum: Wir passen uns den entsprechenden Anforderungen unserer Kunden an.“

Dale Robison, Dietzel Hydraulik„Sicherheit ist ganz klar der geldwerte Vorteil im Bereich der Wasserkraftwerke.“
Dale Robison, Dietzel Hydraulik

Auch bei den Baugrößen haben die Dietzel-Ingenieure noch viel vor. Jörg Splitter: „Es findet auf jeden Fall ein Familienzuwachs nach oben statt. Wir wollen den Systemgedanken noch weiter nach vorne treiben und von daher sind die Wärmetauscher ein nützliches Ergänzungsprogramm. Betonen möchte ich, dass wir insbesondere bei den Spezialkühlern unsere Stärke gefunden haben und uns damit auch ganz wesentlich von den Wettbewerbern unterscheiden. Sonderlösungen sind der Schwerpunkt unserer Produktentwicklung. Um unsere Offensive so zu umschreiben: Wir haben ganz klare Wachstumsambitionen im Wärmetauscherbereich.“

Wärmetauschereinheit

Parallel geschaltete Wärmetauschereinheit, bestehend aus drei Sicherheits-Wärmetauschern mit ziehbaren Rohrbündeln, zur Wärmerückgewinnung für die Kunststoffindustrie.

Gewalzte Verbindung

Vollblut-Hydrauliker Josef Mahringer weist noch auf eine Besonderheit hin: „Gegenüber anderen Wettbewerbern ist bei diesen Wärmetauschern zweifelsohne eine Novität, dass an den Endplatten bei den Wasserrohren keine Lötstelle vorhanden ist, sondern gewalzte Verbindungen vorherrschen. Damit sind alle Medien beherrschbar. Solche Lösungen entstehen aber meistens im Feldversuch und nicht am Schreibtisch.“ Was nun den Dietzel-Wärmetauscher angeht, fährt Hainzl Industriesysteme eine Doppelstrategie. Einerseits wird der Wärmetauscher verwendet, um die eigenen Aggregate zu komplettieren. Andererseits bieten die Linzer den Wärmetauscher aber auch als Einzelkomponente ihren im Maschinen- und Anlagenbau beheimateten Kunden an. Die letztgenannte Aufgabe obliegt bei Hainzl dem Verkaufstechniker Roland Plakolm.

Ganz nach dem Slogan „Technologie für höchste Ansprüche“ ging Hainzl Industriesysteme vor einiger Zeit ein technisch recht anspruchsvolles Projekt an – mit Unterstützung von Dietzel Hydraulik. Gefordert war eine Lösung für die Wärmerückgewinnung in einer Produktionslinie für hochwertige Kunststoffe. Und um`s vorwegzunehmen: eine recht diffizile Aufgabenstellung. Auf die gefundene Lösung sind auch heute noch alle Beteiligten richtig stolz.

Josef Mahringer, Hainzl Industriesysteme„Das Projekt war für beide Unternehmen ein Erfolgserlebnis, aber auch eine richtige Gratwanderung.“
Josef Mahringer, Hainzl Industriesysteme

Dale Robison beschreibt aus Wärmetauscher-Sicht die Herausforderungen: „Bei dem Projekt ging es um eine parallel geschaltete Wärmetauschereinheit, die aus drei Sicherheits-Wärmetauschern mit ziehbaren Rohrbündeln besteht. Die Gesamtleistung der Anlage entsprach rund 330 kW. Die Herausforderungen waren verschiedenster Art: Das Ganze parallel zu verrohren, die Temperatureinflüsse durften Speicher und Druckschalter nichts anhaben.“ Roland Plakolm ergänzt: „Wir haben uns mit der gefundenen Lösung ganz klar von der Konkurrenz im Markt abgesetzt. Denn bei einem Wärmetauscher-Ausfall kann die Anlage dennoch weiter betrieben werden. Das war auch der entscheidende Aspekt, dass wir den Zuschlag von unserem Kunden Röchling Leripa erhalten haben.“

Josef Mahringer bringt die Herausforderung auf einen Punkt: „Mit diesem Projekt wurde zum ersten Mal ein Sicherheits-Wärmetauscher für ein Wärme-Rückgewinnungssystem realisiert. Überhaupt ist ein Rohrbündel-Sicherheitswärmetauscher für Wärmerückgewinnungsanlagen ein Novum. Die technische Alternative dazu könnte ein Sicherheitskühlkreislauf sein. Diese Lösung ist aber wesentlich teurer als die Variante mit dem Sicherheits-Wärmetauscher. So betrachtet ist aus heutiger Sicht Hainzl und Dietzel die Realisierung des Projekts einfach perfekt und sehr gut gelungen.“
Roland Plakolm weist sichtlich stolz darauf hin, dass die Anlage seit knapp einem Jahr ohne Probleme laufe. Und nicht nur das: Der Kunde könne von wesentlich mehr Leistung profitieren, als eigentlich gefordert war. Josef Mahringer fügt hinzu: „300 kW waren gefordert und diesen Wert konnten wir um über 20 Prozent übertreffen. Was unseren Kunden unheimlich begeistert hat, war schließlich die schnelle Reaktion der Wärmetauscher. Aber da haben wir schon in früheren Jahren ganz ordentlich unsere Hausaufgaben gemacht.“

Roland Plakolm, Hainzl Industriesysteme„Die Anlage läuft ohne Probleme und verfügt über mehr Leistung als gefordert war.“
Roland Plakolm, Hainzl Industriesysteme

Dieses Projekt war den Angaben von Mahringer zufolge von Anfang an für alle Beteiligten mit einem hohen Stellenwert und auch hohen Reiz verbunden. Und noch eines: Dass in einer Zeit, in der Schlagwörter wie Energiebilanz und Wärmerückgewinnung ganz oben in der Prioritätenliste stehen, dieser mit einem hohen Nutzwert verbundene Projektabschluss auch Auswirkungen auf andere Märkte haben wird, zeichnet sich bei Hainzl und Dietzel heute schon ab.

Autor: Franz Graf, Chefredakteur

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