Geschäftsführer Klaus Findling hat zur richtigen Zeit in die richtigen Maßnahmen investiert. Die

Geschäftsführer Klaus Findling hat zur richtigen Zeit in die richtigen Maßnahmen investiert. Die Umsatzzahlen des ersten Quartals 2011 lagen signifikant über denen des gleichen Zeitraums in 2008.

Nun bringt der Firmenchef der Firma Findling Wälzlager mit der Abeg-eXtreme-Serie den nächsten Meilenstein auf den Weg. Das Interview schafft Transparenz. 

antriebspraxis: Zum Einstieg bitte kurz etwas Firmenchronik.

Wir können mittlerweile auf über 90 Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Wir haben in den Anfangsjahren Axialrillen-Kugellager hergestellt. Nach dem Tod des Firmengründers hat mein Vater in jungen Jahren das Unternehmen übernommen und sich auf den Import von Wälzlagern konzentriert. So gesehen war er der Erste, der japanische Wälzlager nach Deutschland importiert hat. Das war zu Beginn der 60er-Jahre. Von da an haben wir sukzessive weltweit unser Unternehmen globalisiert. Wir haben uns Einkaufsquellen in Japan, Korea, China, Taiwan, Malaysia, Osteuropa, Tschechien, Slowakei und Polen erschlossen und uns ein globales Sortiment aufgebaut. Das ist eigentlich der Verdienst meines Vaters in der zweiten Generation.

Als ich dann die Firma im Jahr 2000 übernommen habe, stellten sich mir einige Fragen: Wie kann denn der Kunde nun wirklich nutzwertige Vorteile aus dieser Globalisierung gewinnen? Kauft er nur noch Produkte oder benötigt er nicht vorzugsweise Lösungen? 2003 wurde schließlich von mir die Abeg-Methode eingeführt, damit man in der Lage war, die Leistungsfähigkeit der weltweit eingekauften Lager auch richtig klassifizieren zu können. Wir haben dann 2005 begonnen, die Berechnungsmöglichkeit der Abeg-Leistungsklassen zu realisieren, sodass der Konstrukteur tatsächlich bei der konkreten Auslegung mit der Leistungsfähigkeit von Produkten auch kalkulieren kann.

antriebspraxis findlingDa wurden dann auch unsere ersten Softwarelösungen ins Leben gerufen – der Abeg-Quickfinder basic. Und dann schon ein Jahr später der Quickfinder professional – damit konnten dann auch noch andere Maschinenelemente mit berechnet werden. Es ging dann für uns als Anbieter von Wälzlagertechnologie auch relativ zügig voran mit weiteren großen Meilensteinen. Auch deshalb, weil wir mit der Abeg-Methode bei den Kunden so richtig ins Schwarze getroffen haben.

Das möchte ich an der Stelle auch mit einigen Zahlen untermauern. Bis 2003 hatten wir ein moderates Wachstum in der Größenordnung von 2 bis 4 Prozent. Mit der Einführung von Abeg sind unsere Geschäfte regelrecht explodiert. Wir hatten in den Jahren danach plötzlich Wachstumsraten von über 20 Prozent. Unsere Kunden wünschten sich auch immer mehr Lösungen um die Abeg-Methode herum.

So haben wir 2007 mit der Auswahl und Berechnung von Linearführungen begonnen und bereits ein Jahr später konnten wir zur Prüfung kundenindividueller Wälzlager-Anforderungen unseren Wälzlagerprüfstand präsentieren. Es lassen sich damit Lastkurven hinsichtlich Belastung, Geschwindigkeit und Betriebstemperatur fahren. Das war für uns ein bedeutender Schritt nach vorne. Ein ganz aktueller Meilenstein ist die Einführung der Abeg-eXtreme-Serien, bei der wir höhere Lebensdauerwerte für extreme Einsatzbedingungen ermöglichen als ein Standard-Premiumprodukt. Wir konzentrieren uns hier auf spezialisierte Anwendungsfälle, wo es um hohe Lasten, hohe Temperaturen, hohe Sauberkeit und hohe Geschwindigkeiten geht. Diese vier Bereiche, die die Lebensdauer von Wälzlagern maßgeblich beeinflussen, werden durch spezielle Produktlinien abgedeckt.

Geschäftsführer Klaus Findling

Geschäftsführer Klaus Findling hat zur richtigen Zeit in die richtigen Maßnahmen investiert. Die Umsatzzahlen des ersten Quartals 2011 lagen signifikant über denen des gleichen Zeitraums in 2008.

antriebspraxis: Bitte die wichtigsten aktuellen Kennzahlen.

Ich möchte mit dem Produktprogramm beginnen, das im Wesentlichen die komplette Wälzlagertechnik umfasst. Das sind Kugellager, Gehäuselager, Rollenlager, Nadellager, Gelenklager und in einem gewissen untergeordneten Umfang auch Gleitlager. Insgesamt beschäftigen wir aktuell 37 Mitarbeiter. Unsere Zentrale liegt hier in Karlsruhe, zudem existiert noch eine Schwesterfirma in Polen. Wir haben Handelsvertreter in Tschechien und bedienen von dort aus die Länder Tschechien, Ungarn und Slowakei. Betonen möchte ich insbesondere, dass wir sehr aktiv in Osteuropa sind, um unsere Kunden mit den dortigen Fertigungsniederlassungen zu unterstützen, weil der Zentraleinkauf hier in Deutschland angesiedelt ist. Der Umsatz lag im Jahr 2000 bei knapp 4,5 Millionen Euro, im Jahr 2008 konnten wir immerhin schon 12,5 Millionen Euro verbuchen. Nach dem Einbruch in 2009 werden wir dieses Jahr irgendwo bei 14 bis 15 Millionen Euro liegen. Diese Zuversicht deshalb, weil wir uns im ersten Quartal 2011 bereits 25 Prozent über dem Niveau von 2008 befanden. Und noch eine weitere Vergleichszahl: Bezogen auf die Stückzahlen haben wir uns seit 2000 immerhin ver­vierfacht.

antriebspraxis: Etwas konkreter: Inwieweit war die Firma von der Finanz- und Wirtschaftkrise betroffen?

Wir waren bis Ende 2008 überhaupt nicht betroffen. Die kritische Zeit begann für uns im Januar 2009 und dauerte exakt ein Jahr lang. Da gab es Zeiten, in denen wir bis zu 50 Prozent Umsatzeinbußen zu verkraften hatten. Wir haben die Zeit aber sinnvoll genutzt. Es sind Investitionen getätigt, Abläufe optimiert, neue Lieferanten gesucht und schließlich neue Produkte eingeführt worden. Wir wollten zudem eine breitere Kundenbasis schaffen, was uns mit 450 neuen Kunden in 2009 auch erfolgreich gelungen ist. Um dieses Thema so abzurunden: Existenzielle Probleme hatten wir keine, denn wir konnten von einem gut sortierten Warenlager profitieren.

antriebspraxis: Ihren eigenen Angaben zufolge deckt das Unternehmen Findling das ganze Portfolio an Wälzlagertechnik ab. Gibt es dennoch Schwerpunkte?

Es existiert nur insofern ein Schwerpunkt, weil der Großteil aller Anwendungen mit Kugellagern abgedeckt wird. Ich schätze den Anteil auf etwa 70 bis 80 Prozent. Das ist aber nicht etwas, was aus unserem Fokus heraus entsteht, sondern das ist der Fokus der Kunden, der Applikationen. Besonders stark sind wir dabei bei kleinen und mittleren Durchmessern. Um`s konkreter zu machen: Ein Wellendurchmesser von einem Meter ist für uns schon außergewöhnlich.

antriebspraxis: Das Unternehmen war immer schon auf Expansion ausgerichtet. Woher soll das Wachstum in den nächsten Jahren denn kommen?

Das Potenzial ist noch riesengroß. Bei einem Umsatz von rund 15 Millionen Euro gibt es noch sehr viele Kunden, zu denen wir noch nicht vorgedrungen sind. Allein diese Tatsache erlaubt uns schon ein extremes Wachstum. Die Produkte werden natürlich immer spezieller für die Kunden, die wir dann erreichen wollen. Unsere Abeg-eXtreme-Serien, die wir jetzt auf den Markt bringen und mit denen wir zusätzliche Kunden gewinnen möchten, bieten ein geschätztes Potenzial von etwa 40 Prozent unseres augenblicklichen Umsatzes. Denn es sind Serien, die speziell auf die Rillenkugellagertechnik, unseren Hauptumsatzträger, abzielen. Und gerade hier haben wir es sehr oft mit Extremanwendungen zu tun. Wenn es also darum geht, Kunden mit Lösungen zu bedienen, bei denen die Lebensdauer noch einmal deutlich gesteigert werden muss, können wir passende Produkte anbieten. Und das auch mit einem sehr starken Branchenfokus. Um an der Stelle die Serien noch etwas ausführlicher zu beschreiben: Wir haben Xforce für die Schwerlastbereich, Xspeed für besonders schnell laufende Wellen, die temperaturstabile Ausführung Xtemp und schließlich mit Xclean robuste Lager für Washdown- oder Reinraumapplikationen. Damit stehen erstmals wirtschaftliche Alternativen von der Stange für extreme Betriebsbedingungen zur Verfügung. Wohlgemerkt, auch sofort lieferbar ab Lager.

antriebspraxis: Sie erschließen damit zwangsläufig auch weitgehend neue Märkte…

…ganz klar. Wir erschließen dort neue Märkte, wo die Kunden Individuallösungen brauchen. Anwender suchen immer häufiger nach individualisierten Lösungen, die sie aber von Premium-Herstellern so im Standard eben nicht bekommen – aus verschiedenen Gründen: weil entweder die Lieferzeiten zu lang oder die Losgrößen zu klein sind. Unser Fokus richtet sich ganz klar darauf, dass wir auch den kleinen bis mittleren Maschinenbauer mit Losgrößen zwischen 1 und 10.000 Stück mit ab Lager verfügbaren Produkten ansprechen können, die letztendlich eine höhere Lebensdauer haben als ein Standard-Premiumprodukt aus dem Regal.

antriebspraxis: Wenn Sie die zurückliegenden Jahre einmal Revue passieren lassen, gab es sicherlich Höhen und Tiefen. Welche sind denn davon in Erinnerung geblieben?

Ich fange mal mit den Tiefen an. Als Tiefe definiere ich, wenn man eine Erwartungshaltung hat, die so nicht erfüllt wird. Und das ist in den letzten Jahren einige Male passiert, weil wir mit Ereignissen konfrontiert worden sind, die man so nicht erwartet hat. Ich denke beispielsweise an die Finanz- und Wirtschaftskrise. Das ist dann ein emotionales Problem, wenn man seine Ziele nicht so umgesetzt bekommt und vieles rauszögern muss. Leider mussten wir in den letzten Jahren in einem extrem kurzen Rhythmus immer wieder mal Gas geben, bremsen, Gas geben, bremsen. Und das raubt Energie. Das ist auch nicht gut für wirkliche Innovationen. Und dennoch: Wir hatten in den letzten zehn Jahren unter meiner Geschäftsführung wahnsinnig viel Glück und viele gute Momente. Das fängt eigentlich damit an, dass wir den Generationswechsel perfekt gelöst haben. Mein Vater hat im Jahr 2000 mir den Schlüssel in die Hand gegeben und gemeint: jetzt bist du dran. Er hat sich von einem auf den anderen Tag nicht mehr in das operative Geschäft eingemischt und war eher überrascht, dass doch so wenige Fragen kamen. Mit dem Generationswechsel ging auch eine neue Sichtweise einher. Aus dieser Erfahrung heraus die Erkenntnis: die Jugend weiß auch wie es geht.

antriebspraxis: Apropos Tiefe: Zwingen Sie die aktuellen Geschehnisse in Japan auf andere Beschaffungsmärkte wie beispielsweise China auszuweichen?

Auch die japanischen Lieferanten haben das Recht, eine gewisse Loyalität von uns zu erwarten, wie sie auch loyal zu uns seit mittlerweile über 40 Jahren sind. Kurzum: Wir stehen zu den Lieferanten. Es sind hervorragende Produkte, die in der Liga der Wälzlagertechnik ganz oben mitspielen. Und auf diese Technologie wollen wir und auch unsere Kunden nicht verzichten. Natürlich gibt es Bestrebungen bei Kunden, zumindest eine Reserve in petto zu haben. Und auch hier ist die Abeg-Methode wieder wie die Faust aufs Auge. Denn wir wissen ja durch unsere Auslegungssoftware, welche Leistungsklasse der Kunde tatsächlich benötigt. Dementsprechend können wir Alternativen sehr schnell aufzeigen und der Anwender muss eben nicht zu einem neuen Lieferanten gehen, sondern er diskutiert diese Themen mit seinem vertrauten Ansprechpartner.

antriebspraxis: Bei all dem, was Klaus Findling erreicht hat – worauf sind Sie besonders stolz?

Dass ich heute einen Mitarbeiterstamm habe, der zu 150 Prozent hinter unserer Philosophie, hinter unserer Strategie und hinter mir und meinen Ideen steht – und all das operativ letztendlich ans Laufen bringt und umsetzt.

antriebspraxis: Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben in den nächsten zwölf Monaten?

Die wichtigsten Aufgaben sind schnell beschrieben: Unseren Kunden Lieferfähigkeit und stabile Preise zu garantieren. Den Unternehmen muss es wieder gut gehen, damit sie eine gesunde Basis haben für ihre zukünftigen Investitionen.
antriebspraxis: An welchen aktuellen Projekten arbeitet das Unternehmen derzeit?
Unser größtes Projekt ist die Neueinführung unserer eXtreme-Serien. Damit haben wir sozusagen auf der Produktseite das umgesetzt, was wir mit unserem Leistungsprüfstand an Know-how gewonnen haben. Der Wälzlagerprüfstand geht in der Entwicklung quasi in eine zweite Generation. Demzufolge nennen wir die eXtreme-Serien auch Abeg 2.0 – als nächste Generation der bewährten Abeg-Methode. Das zweite große Thema hat mit dem Leistungsprüfstand zu tun. Hier geht es darum, noch mehr Know-how über die Eigenschaften von Wälzlagern in konkreten Anwendungsfällen zu sammeln und auf dieser Basis für die Kunden den Wälzlagerprüfstand weiter zu entwickeln. Das sind im Wesentlichen momentan unsere Schlüssel-Betätigungsfelder bezüglich Forschung und Entwicklung.

antriebspraxis: Energieeffizienz ist das Gebot der Stunde. Wo setzen Sie aktuell den Hebel an?

Bei dem Thema spielt unsere Produktserie Xspeed eine große Rolle. Wir haben es hier mit einem diametralen Interessenskonflikt zu tun: zwischen den Anwendern, die auf Energieeffizienz großen Wert legen, und den Anwendern, die mit rauen Umgebungsbedingungen klar kommen müssen. Ich konkretisiere das mal an der Dichtungstechnik. Die Dichtungstechnologie der Premiumhersteller geht immer weiter in Richtung Energieeffizienz, also reibungsärmer. Das ist aber für diejenigen, die raue Einsatzbedingungen beherrschen müssen, fundamental die falsche Stoßrichtung. Denn die brauchen eng anliegende Dichtungen, die verhindern, dass Schmutz ins Wälzlager eintritt. Deswegen sehen wir hier extrem hohen Optimierungsbedarf dahin gehend, dass zwei Serien nötig sind. Wir brauchen eine Lösung, die dem Thema Energieeffizienz gerecht wird – sprich Xspeed. Die Produkte dieser Serie stehen für hohe Umdrehungszahlen und geringe Reibung. Und andererseits sind Kunden zufrieden zu stellen, die auf sehr gute reibungsstarke Dichtungen setzen müssen. Mit unserem großen Standardbereich können wir rund 40 bis 60 Prozent aller Anwendungen abdecken. Aber es gibt eben auch Anwender, die mit dem Standard zukünftig nicht mehr zurecht kommen werden, die eigene spezifische Lösungen brauchen. Vor diesem Hintergrund komme ich zu dem Schluss: Energieeffizienz ja – für die, die davon profitieren können. Aber nicht die Kunden vergessen, die davon nicht profitieren können.

antriebspraxis: Performance rauf, Kosten runter – ein Zielkonflikt für jeden Konstrukteur. Wie kann hier Findling helfen?

Indem wir unsere eXtreme-Serien diesen Kunden anbieten. Denn der Konstrukteur braucht Lösungen, die schnell lieferbar sind. Vor diesem Hintergrund greift er, um die bestmögliche Lebensdauer zu erreichen, zu einem Premium-Standardprodukt. Um im Premium-Segment aber überhaupt noch preisattraktiv zu sein, braucht man extrem hohe Stückzahlen. Wir nutzen aber die Flexibilität und unser Know-how auf dem Weltmarkt, um auch kleinere Losgrößen für spezielle Bereiche fertigen zu können. Das sind dann Lösungen, die auf der Supra-Klasse, also der zweiten Leistungsklasse basieren, und durch Optimierung dann besser als Standard-Premium werden. Um`s aber deutlich zu machen: Ein individuelles Premium-Produkt ist immer noch einen Tick besser als ein individuelles Supra-Produkt, aber die Lebensdauer-Steigerungen reichen von mindestens 50 Prozent beim Xspeed-Produkt bis hin zur vierfachen Lebensdauer beim Xforce-Produkt gegenüber einem Standard-Premium. Und das bei deutlich besseren Preisen und kurzen Lieferzeiten. Damit erreichen Anwender, die sich in extremen Randbereichen befinden, noch bessere Ergebnisse, als wenn sie mit einem Standard-Premium-Produkt operieren. Zum besseren Verständnis an der Stelle der Hinweis: Die vier Abeg-Leistungsklassen haben wir so definiert: Premium, Supra, Eco und EasyRoll.

antriebspraxis: Stoßen Sie als Anbieter ohne eigene Fertigung auf Vorbehalte bei Konstrukteuren und Entwicklern? Konkreter gefragt: Traut man Ihnen entsprechendes Know-how zu, wenn es um diffizile Wälzlager-Applikationen geht?

Derjenige, der es uns nicht zutraut, wird länger warten müssen, um ein technisch wie wirtschaftlich optimales Produkt zu bekommen. Und das hat dann meistens Folgen. Ich mache das immer gerne an der Historie unserer Kunden fest. Ich stelle immer wieder fest, wenn man die insolvenzbedingten Forderungsausfälle betrachtet: es gibt kein Unternehmen, bei dem so wenig Forderungsausfälle existieren wie bei uns. Denn Anwender, die sich für unsere Lösungen öffnen, die denken anders, die arbeiten technisch wie wirtschaftlich optimiert. Das spiegelt sich schließlich in den Produkten und im Erfolg auf den Weltmärkten wider.

antriebspraxis: Das Unternehmen beschafft Wälzlager aus über zehn Ländern. Welche Bauarten kaufen Sie wo ein?

Das kann man bezüglich der Bauarten nicht trennen. Das Rillenkugellager ist beispielsweise eine Bauart, die fast überall auf der Welt beherrscht wird. Es gibt andere Bauarten, die man nicht überall im Griff hat. Ich denke hier an Zylinderrollenlager mit den entsprechenden Käfigausführungen oder Sonderlösungen mit Beschichtungen. Es lässt sich aber sagen, dass wir aus einer Vielzahl von Ländern unsere EasyRoll- und Eco-Produkte beziehen. Die Länder, aus denen man Supra- und Premium-Produkte beziehen kann, werden allerdings immer weniger. Die Beherrschung von Technologien auf höchstem Niveau – das schaffen halt nur hoch industrialisierte Länder mit hohem Automatisierungsgrad. So betrachtet gibt es eher auf der Leistungsklassen-Ebene eine Differenzierung. Sie bekommen beispielsweise aus Indien kein Premium-Produkt – zumindest nicht in absehbarer Zeit.

antriebspraxis: Wenn Sie von hoch technologisierten Ländern sprechen – welche meinen Sie konkret?

Ich denke da primär an Japan, Amerika, Frankreich, Deutschland, Österreich und Schweiz. Wir haben aber auch Werke in Italien und Spanien, wo man ebenso einen hohen technologischen Stand vorfindet. Dann gibt es natürlich einen extrem dynamischen Markt in China, wo man alle Bauarten antrifft. Indien als ein weiteres expandierendes Land im Bereich der Wälzlagerindustrie, hat den Riesenvorteil, dass es dort sehr gute Wälzlagerstähle gibt. Ich möchte in diesen Zusammenhang nur auf Mittal verweisen. Aber hinsichtlich der Präzision in der Fertigungstechnik ist man dort noch nicht so weit – da sind noch hohe Investitionen gefragt.

antriebspraxis: Wie flexibel sind Sie bei kundenspezifischen Sonderlösungen?

Durch das sehr große Lieferantennetzwerk haben wir auch Zugriff auf unterschiedlichstes Know-how und unterschiedlichste Fertigungsspezialisierungen. Unser Ziel ist es ja gerade für eine bestimmte Aufgabenstellung möglichst eine schnelle Lösung zu finden. Da wir mit über 30 verschiedenen Herstellerwerken zusammenarbeiten, finden wir im Beratungsgespräch relativ schnell eine Weichenstellung, mit der wir unsere Suche dann auf zwei bis drei Lieferanten einschränken können. Innerhalb unseres Produkt-Portfolios bis ein Meter Wellendurchmesser können wir nahezu alles abdecken. Denn wir arbeiten ja auch mit den Premium-Herstellern zusammen, die so oder so spezielle Lösungen für besondere Anwendungsfälle im Portfolio haben. So haben wir beispielsweise in unserem Gehäuselager-Programm Produkte im
Sortiment, die als Vollkeramik-Gehäuselager, also Vollkeramik-Lager­einsatz mit einem Edelstahl-Gehäuse, immerhin Einsatztemperaturen bis hin zu 500 Grad Celsius abdecken. Kurzum: wir wissen, wo wir so etwas kriegen. Und wir wissen, wo dann auch der Support für diese Anwendungsfälle zu finden ist.

antriebspraxis: Welche Forderungen werden zukünftig Anwender, gleich welcher Branche, den Wälzlager-Anbietern diktieren?

Was die Kunden natürlich aktuell und massiv fordern ist Energieeffizienz. Hier kann die Wälzlagertechnik viel dazu beitragen. Es sind zwar Optimierungen im Kleinen, die aber in der Masse große Wirkung zeigen. Energieeffizienz muss aber in der individuellen Applikation erarbeitet werden. Was ferner insbesondere Wälzlager-Anwender fordern ist mehr Flexibilität. Die sind sehr verärgert, wenn der Zulieferer nicht in der Lage ist, auf Bedarfsschwankungen zu reagieren. Fakt ist: Anwender können heute auf Nachfrageschwankungen mit ihrer Produktionskapazität schneller flexibel reagieren als das früher der Fall war. Das zeigt, dass die Maschinenbauer dort sehr viel mehr gelernt haben als die Hersteller im Bereich der Wälzlagertechnik. Hier nachzuziehen ist meiner Ansicht nach eine große Herausforderung, weil wir es mit Massenproduktion zu tun haben. Ohne Zweifel, wir müssen sehr viel investieren in die Flexibilisierung der Produktion. Das ist schon eine Herausforderung, denn man muss unsere Steigerungen sehen. 20 Prozent Umsatzwachstum mit Ware zu bedienen ist gar nicht so einfach. Denn wir dürfen das gesunde Wachstum nicht dahin gehend überstrapazieren, dass unsere Kunden die Servicequalität reklamieren.

antriebspraxis: Was bereitet Ihnen im Berufsalltag derzeit am meisten Kopfzerbrechen?

Was mir Kopfzerbrechen bereitet ist das Problem, dass man als Unternehmer aber auch als als Bürger keine klare langfristige Strategie von der Politik präsentiert bekommt. Dabei wäre Wirtschafts- und Finanzstabilität in Europa und auf der ganzen Welt so eminent wichtig. Wir leben permanent mit dem Risiko, dass wir morgen wieder mit einer Finanzkrise konfrontiert werden. Und diese latente Gefahr zieht sich nun schon seit Monaten hin. Die Politik müsste sich massiv in ihrer Entscheidungsfreudigkeit beschleunigen, um hier eine endgültige Lösung hin zu bekommen. Denn im Endeffekt verhindert sie Dynamik im Markt. Um auf jegliche Eventualität mittlerweile vorbereitet zu sein, haben wir uns sogar überproportional anpassungsfähig gemacht. Da stellt sich mir immer wieder aufs Neue die Frage, wie groß muss die Lunge sein, mit der ein Unternehmen atmen kann, um auf äußere Einflüsse reagieren zu können. Denn dabei besteht natürlich die Gefahr, dass wir zu viel atmen müssen und damit auch keine Kontinuität in unsere Unternehmensentwicklung bekommen. Politische Kontinuität und wirtschaftliche Kontinuität – die ist schon sehr wichtig. Und das bereitet mir schon Kopfzerbrechen, dass das so nicht mehr gegeben ist.

antriebspraxis: Wenn Sie bezüglich Ihrer Abnehmer einen Wunsch frei hätten – welchen hätten Sie?

Da muss ich nicht sehr lange überlegen. Mein Wunsch ist Offenheit, Bereitschaft für Ideen. Ich würde mir für die Konstrukteure mehr Zeit wünschen. Denn unter Zeitdruck treffen sie eher bequeme als sinnvolle Entscheidungen.

antriebspraxis: Wo sehen Sie im Kreise Ihrer Wettbewerber für Findling die größten Stärken?

In der Flexibilität, sich auf einen Kunden wirklich zu 100 Prozent einstellen zu können. Es ist unser Ziel, für die jeweilige Anwendung das optimale Produkt hinsichtlich Technik und Wirtschaftlichkeit auszuwählen und schließlich für den Anwender erfolgreich umzusetzen.

antriebspraxis: Was wünschen Sie sich für die Weiterentwicklung des Unternehmens in den nächsten Jahren?

Viele neue zufriedene Kunden.

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