Auch Volker Polonyi von NSK Deutschland stellt eine solche Entwicklung fest: „Für einzelne Märkte wie Landmaschinen, Schienenfahrzeuge, Windenergie, den Werkzeugmaschinenbau, Pulp & Paper und die Stahlindustrie – das heißt für Branchen, die sehr hohe und besondere Anforderungen an Wälzlager stellen – fertigen wir dezidierte Wälzlager-Baureihen. Dieser Trend wird sich verstärken. Daneben wird es aber immer auch Allrounder-Lager geben, die wir als Vollsortimenter weiterhin im Programm haben werden – ebenfalls in Premium-Qualität.“

Weil neue Absatzmärkte sich vor allem durch neue Technologien ergeben, bleibt abzuwarten, wie sich der Megatrend Industrie 4.0 dauerhaft auf die Branche auswirken wird. Doch auch hier zeigen sich die Hersteller gerüstet. So hat SKF bereits im Jahr 2013 mit SKF Insight eine intelligente Lagertechnik vorgestellt, die über eingebaute Sensoren verfügt. „Diese eingebauten Sensoren können viel mehr Betriebszustands-Parameter überwachen als herkömmliche, von außen applizierte Zustandsüberwachungstechniken“, erläutert Manfred E. Neubert. „Außerdem können diese Lager ihre Messdaten via Netzwerk an Zustandsüberwachungszentren weiterleiten.“ Das gesamte Paket funktioniere wie ein Frühwarnsystem, mit dessen Hilfe Gegenmaßnahmen ergriffen werden könnten, bevor aus einer winzigen Ursache ein ernsthaftes Problem oder gar ein kapitaler Schaden werde.

Industrie 4.0 als Nachfrageankurbler?

Bei Franke kombiniert man kundenspezifische Drehverbindungen mit Antrieben und Mess-Systemen. NSK fertigt Wälzlager mit integrierter Elektronik unter anderen für Automotive-Anwendungen und für den Antriebsstrang von Schienenfahrzeugen. Sensoren erfassen den Betriebsstatus der Lager und können zum Beispiel eine Fettschmierung veranlassen oder eine Meldung an eine Leitwarte senden. „Wir rechnen damit, dass solche Sensorlager künftig auch im Maschinen- und Anlagenbau verstärkt zum Einsatz kommen“, sagt Volker Polonyi. „Darüber hinaus ist Industrie 4.0 natürlich ein Thema für unsere eigene Fertigung. Bei einem Hersteller, der eine sehr große Anzahl von Produkten bei höchsten Qualitätsanforderungen und immer kürzeren Vorlaufzeiten fertigt, kann Industrie 4.0 die Prozesse beschleunigen und stabilisieren.“

Auch der wichtige After-Sales-Markt könnte mit Industrie 4.0 noch an Bedeutung zunehmen, wie Ralf Petersen, Manager Industrial Bearings, European Technology Center, bei NSK Deutschland meint: „Wir rechnen auch damit, dass der After-Sales-Service in der Industrie 4.0-kompatiblen Produktion nochmals an Bedeutung gewinnt, wenn auch vielleicht in anderer Gestalt als heute. Mit Sensoren bestückte Wälzlager übernehmen dann die Aufgabe, den Zustand des gesamten Antriebs oder der ganzen Maschine zu erfassen und frühzeitig Unregelmäßigkeiten zu erkennen.“

Die so notwendigen Wachstumspotenziale könnten sich aber auch durch Branchen wie Medizin, Mobilität, Erneuerbare Energien oder Schienenfahrzeuge ergeben. „Mobilität und Medizin werden schon aufgrund des demographischen Wandels in unserer Gesellschaft künftige Schlüsselbranchen werden“, ist man bei Franke überzeugt. Gut jedenfalls, wenn es noch Chancen für Wachstum gibt. Denn der Preisdruck durch die Kunden und der Preiskampf der Hersteller zur Auslastung der Werke könnten sich ansonsten zum Nachteil der Branche erweisen. „Langfristig muss dabei bedacht werden, dass der derzeitige Trend der Branche selbst schadet“, formuliert es Thomas Witzler von NKE Austria.

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