Und auch eine technische Neuheit ist auf der Nürnberger Automatisierungsmesse zu erwarten: Den Technikern im eWON-Produktbereich ist es gelungen, eine direkte Anbindung an die Mindsphere-Cloud in die eWON Flexy 205 zu integrieren.

Im Siemens-Jargon nennt sich das Konzept Mind-Access. Siemens bietet für seine Mindshpere-Cloud eine Schnittstelle, über die Daten direkt von der Steuerung einer Maschine in die Cloud gebracht werden können. Dazu muss ein sogenannter Agent in den Router integriert werden, was, wie HMS-Geschäftsführer Thilo Döring erklärte, wesentlich schneller klappte als gedacht. Im Ergebnis lassen sich nun über den eWON-Flexy-Router Geräte und Steuerungen an Mindshpere anbinden, die verschiedene Protokolle sprechen: OPC UA, Modbus, S7, aber auch Rockwell, Mitsubishi oder ander SPSen. Die Daten aus diesen Steuerungen können dann direkt in die Mindsphere übermittelt werden, um historische Daten dort zu loggen, Alarmmeldungen in der Cloud zu speichern und weitere Analysen zu fahren.

Konkret gezeigt wird die Cloud-Integration auf der SPS-Messe anhand einer Maschine, die Papierflugzeuge produziert. Deren Daten landen direkt in Mindsphere, von wo aus dann am Messestand ein Dashboard generiert wird, über das die Daten gezeigt werden können. Zu sehen in den Hallen 5/110 und 9/310.

Im Gespräch mit Thilo Döring, Thomas Schumacher und Michael Volz

Geschäftsführer von HMS,
Thilo Döring (links) ist Geschäftsführer von HMS Industrial Networks in Deutschland und leitet die kontinentaleuropäischen Vertriebsaktivitäten. Thomas Schumacher (Mitte) ist seit 2009 einer der Geschäftsführer von Beck IPC. Seit Juli ist auch Michael Volz (rechts) in der Geschäftsführung von Beck IPC. Volz war vor Thilo Döring Geschäftsführer von HMS. (Bild: HMS)

„Alle Wege zu IIoT führen über HMS“

Bei einer Unternehmensfusion bleibt immer die Frage: Wie geht es weiter? Wie ist die künftige Produktstrategie? ke NEXT hat mit dreien der Geschäftsführer von beiden Unternehem gesprochen und nach Hintergründen gefragt.

HMS Industrial Networks hat im Sommer Beck IPC übernommen. Wie ist es dazu gekommen?

Michael Volz: Die Firmen Beck IPC und HMS arbeiten tatsächlich schon sehr lange zusammen. Seit ungefähr dreieinhalb Jahren entwickeln wir gemeinsam Gateways für die Energiewirtschaft, für die Anbindung von Energieverteilungssystemen an die Leitwarten. Dazu haben wir die Technologien beider Unternehmen in diesen Gateway-Familien kombiniert. Im Rahmen dieses Projektes haben wir uns kennen und schätzen gelernt. Und sind darauf gekommen, dass sich das Know-how beider Firmen nicht nur bei diesem einen Gateway, sondern an vielen anderen Stellen sehr schön ergänzt. So können wir auf Produktebene die Technologieblöcke vereinen und die Position von HMS als Anbieter im Bereich Industrial Internet of Things verbessern.

Thilo Döring: Hinzu kommt die vertriebliche Sicht: HMS hat in den vergangenen Jahren eine sehr starke globale Vertriebsorganisation aufgebaut. Das war immer die Stärke von HMS. Hier können wir natürlich auch die Produkte von Beck IPC sehr schnell über unsere globale Organisation vermarkten. Schließlich haben wir überall auf der Welt eigene Niederlassungen und zudem ein sehr starkes Distributionsnetzwerk mit über 50 Distributoren weltweit.

Thomas Schumacher: Genau, der Schwerpunkt von Beck IPC ist heute im Wesentlichen Deutschland. Durch HMS haben wir einen globalen Vertrieb, aber auch globen Service und Support. Und weil unsere Produkte nicht deckungsgleich, aber ähnlich sind, und sie bei den Kunden parallel eingesetzt werden können, lassen sich hier viele Synergien heben.

Was erwarten die Kunden denn heute von Ihnen? Und was sind ihre größten Bedenken?

Thomas Schumacher: Tatsächlich ist es so, dass die Kunden heute eine Gesamtlösung erwarten. Denn die Gesamtkomplexität einer integrierten Kommunikationslösung vom Sensor bis in die Cloud, bis zur Auswertung, bis zur Ankopplung einer IT-Lösung, sind heute von einem normalen Mittelständler kaum mehr zu bewältigen. Das ist ja auch nicht  seine Kernkompetenz. Und das bieten wir.

Thilo Döring: Es ist auch immer ein großes Bedenken der Maschinenbauer, dass für die moderne Connectivity ein  bewährtes, altes Programm auf der Steuerung angepasst werden muss, bei dem man oft gar nicht genau weiß, was da noch so läuft. Aber das ist gar nicht nötig: Man kann diese Verbindung nach oben in die Cloud ohne Änderung an der SPS direkt installieren, also mit den entsprechenden Schnittstellen an die Steuerung anbinden und die Daten dort abfragen. Wir sorgen mit unserer weltweiten Serverplattform dafür, dass die entsprechende Sicherheit gegeben ist. Auf diese Weise kann man auch sehr heterogene Maschinenparks zusammenfassen und letztendlich in ein Cloudsystem einbinden.

Auf welche Cloud wollen Sie sich fokussieren? Da gibt es ja mittlerweile recht viele...

Thilo Döring: Wir halten es für einen wichtigen Ansatz, auch die großen Cloudanbieter wie Microsoft, SAP oder Siemens zu unterstützen, uns mit diesen zu integrieren. Das ist ein wichtiges Thema, weil die großen Cloudanbieter gerade auf der App-Schiene ein sehr großes Portfolio haben, an das wir uns mit unserer Shopfloor-Technologie perfekt ankoppeln können. Auf der anderen Seite bieten wir allerdings auch – und das ist glaube ich in der heutigen Zeit sehr wichtig – Lösungen an, bei denen der Kunde Herr seiner Daten bleibt. Wir können etwa eine On-Premise-Lösung dazwischen schalten, oder auch Applikationen auf diese On-Premise Lösung setzen. Dann hat man die komplette Cloud-Technologie, die aber im Rechenzentrum des Kunden laufen kann.

Sind die Kunden denn schon so weit?

Michael Volz: Wir haben mittlerweile viele interessante Projekte realisiert. Und dennoch sehen wir, dass der klassische Maschinenbau in Deutschland das ganze Thema immer noch sehr konservativ behandelt. Viele fangen erst an, sich mit IIoT, mit Industrie 4.0 zu beschäftigen. Da gibt es immer noch Sicherheitsbedenken. Unsere Aufgabe ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten und den Firmen diese Bedenken abzunehmen.

Thomas Schumacher: Manche Branchen sind da schon weiter. Der Energiebereich etwa oder die Elektromobilität. Die dezentrale Struktur dieser Branchen fördert natürlich das Thema IoT. Auch in anderen industrienahen Bereichen wie Gebäudetechnik und Heizung/Klima gibt es deutliche Tendenzen zur Vernetzung. Wichtig ist nur, dass da auch ein Geschäftsmodell dahinter steht. Denn IIoT, oder egal wie ich es nenne, das gibt es eben nicht ohne dass man Aufwand und Geld investiert. Damit kann das auch erst dann erfolgreich werden, wenn man tatsächlich ein Businessmodell dagegenstehen hat.

Thilo Döring: Wir sehen das positiv. Der erste Hype, aber auch die ersten Berührungsängste sind in der Industrie vorbei. Die neuen Geschäftsmodelle entstehen gerade, und wir können und wollen hier vorne mit dabei sein. Von der Technik her kann man sagen, alle Wege zu IIoT führen über HMS. Wir decken alle Kommunikationsbereiche ab, da kann der Kunde Buchstäblich machen, was er will..

Michael Volz: Unser Ziel ist es auf jeden Fall, Beck IPC so in die HMS-Gruppe zu integrieren, dass es für alle Seiten einen Mehrwert gibt. Eins plus eins ist gleich drei, das ist unser Ziel! Und das sollte auch auf der SPS in Nürnberg zu sehen sein. wk

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