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(Bild: © everythingpossible - Fotolia.com)

Der Maschinenbau kam trotz eines hoffnungsvollen Starts auch 2014 nicht richtig in Gang. Das wirtschaftliche und politische Umfeld vermag offenbar keinen anhaltenden und breiten Aufschwung zu tragen. In Deutschland fehlen klare investitionsfreundliche Weichenstellungen. In Anbetracht dieses Umfelds ist für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau sowohl 2014 aauch 2015 mehr als ein kleines Plus nicht drin.

Man mag es gar nicht mehr wiederholen: Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise ist sechs Jahre nach ihrer Eskalation 2008/2009 offenbar immer noch nicht überwunden – zumindest nicht aus Sicht des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Nach einer zwei Jahre anhaltenden Aufholjagd mit durchaus ansehnlichen Produktionszuwächsen verzeichnet die Branche nun schon drei Jahre in Folge eine in Summe lustlose Seitwärtsbewegung von Produktion, Umsatz und auch Export.

Diese weitgehende Stagnation ist nicht Folge einer Wettbewerbsschwäche oder gar struktureller Probleme. Letztlich reflektiert sich darin die immer wieder durch politische und wirtschaftliche Störungen unterbrochene Entwicklung der Weltwirtschaft im Allgemeinen und der weltweiten Industrieproduktion im Speziellen. Denn die Branche ist als Ausrüster wie kaum eine andere mit nahezu allen Industrie- und Wirtschaftszweigen liefermäßig verbunden, und das weltweit. Doch schüren zum einen politische Konflikte mit Russland, der Krieg im arabischen Raum sowie Zweifel an der Reformfähigkeit wichtiger europäischer Länder die Unsicherheit insbesondere der Investoren. Zum anderen dämpft die Neubewertung der sogenannten Emerging Markets die wirtschaftliche Dynamik.

Produktion: Unterm Strich Stagnation

Insofern ist es schon bemerkenswert, dass der Maschinenbau sich 2014 anschickt, seine Fertigungsspitze von 2008 zumindest nominal zu erreichen. Dies umso mehr, weil dieser Rekord am Ende einer Überhitzung mit zahlreichen Engpässen erkämpft worden war. Dabei gelang nicht allen Teilbranchen eine gleichermaßen erfolgreiche Aufholjagd, sprich: die Erfolgreichen mussten die nach wie vor bestehenden Produktionslücken der weniger Erfolgreichen kompensieren, also überdurchschnittlichen stärker wachsen. Allen gemein ist, dass die noch vor Jahresfrist gehegten, verhalten positiven Wachstumserwartungen spätestens zur Jahresmitte 2014 einer eher nüchternen Betrachtungsweise weichen mussten.

Dr. Ralph Wiechers„Die Maschinenexporte nach Russland waren schon vor der Ukraine-Krise unter Druck geraten. Das dicke Ende kommt erst noch.“
Dr. Ralph Wiechers, VDMA

Der erfreuliche Produktionszuwachs von gut 2 % im ersten Quartal 2014 wurde im zweiten Quartal durch ein Minus in ähnlicher Größenordnung komplett aufgezehrt. Im dritten Quartal konnte die Branche dank eines guten Septemberwertes ein Plus von annähernd 3 % erzielen. Unterm Strich hat die deutsche Maschinenbauproduktion in den ersten neun Monaten 2014 einen kleinen Zuwachs von 0,7 % verzeichnet. Der VDMA hatte bereits Ende Juli seine Prognose für die deutsche Maschinenbauproduktion 2014 auf +1 % zurückgenommen. Um das ursprünglich geplante Produktionsplus von 3 % zu erreichen, hätte es einer sehr kräftigen (und leider unrealistischen) Produktionsausweitung im zweiten Halbjahr bedurft.

Export: Nicht nur auf Russland schauen

Die Achillesferse des deutschen Maschinenbaus ist eindeutig das Exportgeschäft. Die weltweite Konjunktur läuft noch nicht rund genug, dass Investoren verstärkt in neue Produktionskapazitäten investieren und so dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau auf die Sprünge helfen. In den ersten neun Monaten 2014 schlossen lediglich zwei Monate, der Februar und der Juli, mit einem positiven Vorzeichen für deutsche Maschinenexporteure. Unterm Strich steht bislang ein Minus von nominal knapp einem Prozent – kein Anlass zur Panik, aber eben auch kein Grund zur Freude.

Im Prinzip haben sich die erwarteten regionalen Verschiebungen, die schon im vorigen Jahr beobachtet werden konnten, fortgesetzt. Während sich die Kunden in zahlreichen Entwicklungs- und Schwellenländern mit ihren Maschinenkäufen weiter zurückhielten, gingen von den klassischen Industrieländern erste, wenn auch verhaltene Wachstumsimpulse aus.

Mit den USA (+6 %) – aber auch wichtigen EU-Partnerländern wie dem Vereinigten Königreich, Tschechien, Ungarn, Belgien, Niederlande und selbst Spanien – präsentierten sich im Zeitfenster Januar bis August wichtige Kunden mit Zugewinnen. Im Falle der EU-Nachbarstaaten (+5 %) setzt dieses Plus zwar häufig auf einem recht bescheidenen Vorjahresniveau auf, doch kann es wegen des hohen Gewichts des europäischen Heimatmarktes an den gesamten Maschinenbauexporten – 41 % der Maschinenausfuhr gehen in die EU-Partnerländer – einige Rückgänge kompensieren.

Auch gingen die Lieferungen ins sonstige Europa um annähernd 11 % zurück: Das Türkeigeschäft, im letzten Jahr noch kräftig im Plus, schrumpfte deutlich (-16 %), nachdem sich dort die Konjunktur spürbar abgekühlt hat. Das Gleiche gilt für Russland (-16 %), denn die deutschen Maschinenexporte in die Russische Föderation waren schon vor der Verschärfung des Ukraine-Konfliktes und der beiderseitigen Verhängung von Sanktionen unter Druck geraten.

Nicht weniger drastisch verfehlten die Ausfuhren nach Brasilien (-19 %) und Indien (-11 %) ihr Vorjahresniveau. Einzig China verteidigt aktuell den Ruf der BRIC-Staaten als Wachstumsgaranten mit einem – wenn auch bescheidenen – zweiprozentigen Zuwachs und hievt gemeinsam mit den Gewinnen in Südostasien (+9 %) die deutschen Maschinenexporte nach Asien knapp auf Vorjahresniveau.

Deutsche Maschinenproduktion

Auch wenn die Wachstumsraten der deutschen Maschinenproduktion der vergangenen Jahre – nach dem Einbruch 2009 – eher verhalten waren, konnte gegenüber 2013 (-1,3 %) im Jahr 2014 doch immerhin ein Plus von 1 % auf 242 Milliarden Euro verzeichnet werden. Aufgrund der Auftragslage prognostiziert der VDMA für 2015 sogar ein weiteres Wachstum von 2 %. Entscheidend dafür sind größere Auslandsorders aus dem Nicht-Euro-Raum.

Auftragseingang: Zuletzt knapp im Plus

Für den Auftragseingang steht in den ersten neun Monaten des Jahres preisbereinigt ein Plus von 2 %. Sowohl die Inlandsorders (+2 %) als auch die Bestellungen aus dem Ausland (+1 %) lagen über der Nulllinie. Die Werte für die letzten drei verfügbaren Monate – Juli bis September 2014/2013 – fielen dabei leicht besser aus (+5 %). Der Wachstumsbeitrag Deutschlands hielt sich in engen Grenzen (+1 %), während den Auslandsorders (+9 %) Großaufträge aus dem Nicht-Euro-Raum auf die Sprünge halfen. Das für 2014 angestrebte Produktionsergebnis knapp über Vorjahr ist damit zwar noch nicht im Kasten, muss aber auch nicht abgeschrieben werden.

Die Einschätzung mag verwundern angesichts der vielbeachteten Meldungen über Auftragseinbrüche in der deutschen Industrie. Dieser vermeintliche Widerspruch ist schnell erklärt. Die Meldungen bezogen sich auf einen Vormonatsvergleich, also die Veränderung vom Juli zum August 2014. In den Sommermonaten kommt es bei dieser Berechnungsweise regelmäßig schon wegen der von Jahr zu Jahr in einigen Bundesländern stattfindenden Verschiebungen der Sommer- und damit häufig auch Werksferien zu deutlichen Einbußen, aber auch Zuwächsen. Diese sind im Übrigen für den Maschinenbau wegen der Hereinnahme von Großaufträgen generell nichts Ungewöhnliches.

Umsätze der wichtigsten Branchen, Januar bis September 2014

Die einzelnen Fachzweige waren 2014 ganz unterschiedlich am Erfolg des deutschen Maschinenbaus beteiligt. Während Werkzeugmaschinen stagnierten, legten Bau- und Baustoffmaschinen um 10 % gegenüber dem Vorjahr zu. Druck- und Papiertechnik hingegen schlossen mit einem Minus von 16 % ab. Die Pneumatik überraschte mit einem Plus von 7 %, während die Hydraulik nur um 3 % zulegen konnte.

Stimmungsbild: Durchwachsen

Etwas mehr Besonnenheit bei der Bewertung der Datenlage ist also angebracht. Zugegeben: Es mangelt nicht an schlechten Nachrichten, angefangen von den sogenannten geopolitischen Risiken – Ukrainekrise, Russlandsanktionen, Ebola-Virus, Dschihad-Terror im Nahen Osten – über die zu schwache Erholung im Euro-Raum, namentlich in Frankreich und Italien, und die Zweifel an der Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen der Europäischen Zentralbank bis hin zu wachsender Kritik an den wirtschaftspolitischen Prioritäten der Berliner Regierungskoalition. Jeder einzelne Punkt gibt Anlass zur Sorge, begründet für sich genommen aber noch keine grundlegende Neueinschätzung der (welt-)wirtschaftlichen Entwicklung. Es ist vielmehr die Kumulation all dieser Risiken, die aktuell über eine messbare Stimmungseintrübung zur Neubewertung der Konjunkturaussichten geführt hat – auch im Maschinenbau. Doch mit jedem Problem steigt auch die Chance für eine erneute Stimmungsaufhellung. Im Übrigen lehrt ein Blick auf die Entwicklung der weltweiten Industrieproduktion der letzten Jahre, dass immer wieder aufkommende Unsicherheiten einen nachhaltigeren Aufschwung zwar mehrfach verhindert haben, gleichzeitig aber auch eine um sich greifende Rezession regelmäßig vermieden werden konnte.

Die wichtigsten Exportmärkte des deutschen Maschinenbaus 2013

Die EU blieb auch 2013 mit über 50 % der größte Abnehmer für deutsche Maschinenbau-Produkte.

Maschinenproduktion 2015: Kleines Plus ist drin

Unter der Annahme einer Fortsetzung der Seitwärtsbewegung der Welt-Industrieproduktion knapp über der Nulllinie gehen die VDMA Volkswirte für das kommende Jahr von einem wenn auch moderaten Wachstum der deutschen Maschinenproduktion aus. Diese Prognose steht durchaus im Einklang mit den Prognosen der Institute, der Bundesregierung und zahlreicher Banken. Sie erwarten für Deutschland für 2015 einen mehr oder weniger ausgeprägten Zuwachs der Ausrüstungsinvestitionen sowie der Exporte – wohlbemerkt nach den Prognoserevisionen im Herbst.

Hieran sollte der Maschinenbau als reinrassige Investitionsgüterbranche und einer der führenden Exporteure seinen Anteil haben. Angesichts der Tatsache, dass ein Aufschwung nach den insgesamt doch eher dahin dümpelnden Jahren 2013 und 2014 schon rein zyklisch überfällig ist, mutet ein Produktionsplus von gerade einmal zwei Prozent zudem nicht besonders dynamisch an. Eine Kombination aus intelligenten Strukturreformen, mehr öffentlichen und privaten Investitionen und einem niedriger bewerteten Euro würden dem Wachstum deutlich auf die Sprünge helfen.

Aktuell muss sich die Branche mit einem für ihre Geschäfte günstigeren, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit fördernden Euro-Kurs begnügen. Die unter anderem von den Wirtschaftsforschungsinstituten in ihrer Gemeinschaftsdiagnose angemahnte wirtschaftspolitische Stärkung der Wachstumskräfte durch das Setzen günstiger Rahmenbedingungen fürs Investieren steht leider noch aus. fa

Lesen Sie hierzu auch unser Interview mit Dr. Ralph Wiechers, VDMA: “Stärken des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus

Von Ralph Wiechers
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Dr. Ralph WiechersDr. Ralph Wiechers
VDMA

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