Auf der SolidWorks World gab der CEO die Unternehmensstrategie für das kommende Jahr bekannt.

Auf der SolidWorks World gab der CEO die Unternehmensstrategie für das kommende Jahr bekannt.

Auf der vor kurzem stattfindenden SolidWorks World erklärte der neue CEO Gian Paolo Bassi seine Strategie für SolidWorks. 5.500 Teilnehmer trafen sich vom Anfang Februar in Phoenix, Arizona.

Am ersten Tag wurde der Mitte Januar bekanntgegebene Wechsel im Amt des SolidWorks-CEO von Bertrand Sicot zu Gian Paolo Bassi offiziell vollzogen. Der ebenfalls angereiste Dassault-Systèmes-CEO Bernard Charles lobte Sicot für seine Tätigkeit.

In den vier Jahren, in denen Sicot CEO war, habe sich die SolidWorks-Community verdoppelt, die Anzahl von Partnern um 36 Prozent und der Umsatz um 50 Prozent erhöht.

Sicot überlässt dem bisherigen Entwicklungsleiter Bassi also ein gutgehendes Unternehmen. Der will die Zahl von aktuell 2,8 Millionen SolidWorks-Anwendern weltweit auf drei Millionen steigern – wenn man weiß, dass weitere zwei Millionen Lizenzen in Bildungsbereich eingesetzt werden, was einer Anwenderzahl von etwa drei Millionen entspricht, dürfte das zu schaffen sein.

Industrial Design

CEO Gian Paolo Bassi von Solidworks

Gian Paolo Bassi ist neuer CEO von SolidWorks.

Der bisherige CEO blickte auf das Vorjahr zurück, das SolidWorks 2015 mit den neuen Modulen Model Based Definition (MDB) und Inspection gebracht hat.

Das im letzten Jahr auf den Markt gekommene Mechanik-Konzepttool heißt seit kurzem SolidWorks Conceptual Design, das im letzten Jahr vorgestellte SolidWorks Industrial Design ist nun ebenfalls marktreif. Beide letztgenannten Applikationen basieren auf der 3DExperience-Plattform und laufen zum Teil in der Cloud. Bassi zeigte Industrial Design zudem auf einem Tablet.

SolidWorks, wie wir es heute kennen, wird dem Markt noch einige Jahre erhalten bleiben. Bassi verfolgte als Entwicklungsleiter eine Strategie der Verbreiterung der Software, die er als CEO sicherlich weiterführen wird. Für diese Verbreiterung stehen unter anderem die in den letzten beiden Jahren vorgestellten Module SolidWorks Plastics, Electrical, MDB und Inspection. Bassi hat weitere Ankündigungen in dieser Richtung versprochen, man darf gespannt sein.

Vollständiges CAD-System

Die weitere Zukunftsstrategie scheint so auszusehen, dass im Laufe der Jahre aus den heutigen Sprösslingen Conceptual Design und Industrial Design ein vollständiges CAD-System entstehen soll, das auf Basis der modernen 3DExperience-Plattform eine nächste SolidWorks-Generation darstellen wird.

Das heutige SolidWorks läuft so lange weiter, „wie die Kunden es wünschen“. Dassault Systèmes hat mit der Anbindung von SolidWorks und Draftsight an die 3DExperience-Plattform eine Verbindung von SolidWorks zur Cloudlösung geschaffen, so dass sogar Interoperabilität zur „großen“ Dassault-Systèmes-Welt gegeben ist.

Bassi sagte sinngemäß: „Wir haben freien Zugang zu Dassaults ‚toyroom‘, können uns dort Funktionalität zusammensuchen, sie vereinfachen und in SolidWorks einbauen“ – wobei er damit das zukünftige 3DExperience-SolidWorks meinte.

Warum sollte man in Boston das Rad neu erfinden, wenn es in Vélizy fertige Lösungen gibt. Bassi hat eine klare Vorstellung, wie er ein künftiges SolidWorks von den anderen Angeboten der 3DExperience differenzieren und den Ansprüchen seiner Kunden gerecht werden will.

Hybride Applikationen

Die neuen Applikationen sind „hybrid“ gestaltet – das heißt, dass eine lokale Installation notwendig ist, Speichern und diverse Funktionalitäten aber in der Cloud liegen. Eine „Vollcloudlösung“ sei zu abhängig von der Kompatibilität zu den schnell wechselnden Browserversionen, zudem kann der Anwender auch ohne Datenverbindung weiterarbeiten – das System aktualisiert die Daten, wenn wieder eine Verbindung steht.

Losgelöst vom Netz stehen Funktionalitäten wie das Predictive Engineering in Conceptual Design, bei dem das System die Intentionen des Anwenders vorausahnt, oder die parallele Simulation nicht zur Verfügung. Industrial Design steht neben der Hybridversion in einer Browserversion zur Verfügung, die Nutzung beider Versionen kostet 190 Dollar pro Monat.

Conceptual Design

Am dritten Tag der SolidWorks World folgte eine Präsentation von Conceptual Design. Inzwischen lassen sich Hebelsysteme mit dem System sehr einfach optimieren, als Beispiel wurde eine Klapptrittleiter gezeigt. SolidWorks Portfolio Introduction Director Neil Cooke definierte einige der Hebellängen seines Systems als variabel und bewegte dann das System in die gewünschte Anfangs- und Endposition. Conceptual Design berechnete auf Basis dieser Informationen – dank Cloud-Power praktisch verzögerungsfrei – die optimalen Hebellängen für die gewünschte Bewegung.

Solidworks World in Arizona

SolidWorks, wie wir es heute kennen, wird dem Markt noch einige Jahre erhalten bleiben. Bassi verfolgt eine Strategie der Software-Verbreiterung.

Interessant war die Verknüpfung von SolidWorks und Conceptual Design, die im letzten Jahr noch eher rudimentär gewesen war: Nicht mehr nur Brep-Geometrien werden übernommen, sondern auch die Verknüpfungsinformationen aus Zusammenbauten; Cooke konnte das Konzeptmodell seiner Klapptrittleiter quasi per Knopfdruck in Conceptual Design übernehmen.

Auch die Gegenrichtung wurde verbessert, neben der Geometrie überträgt Conceptual Design nun auch Verknüpfungen, Skizzenfeatures und Geometrie- sowie Maßreferenzen in das SolidWorks-Modell.

Neue Features

Ein weiteres neues Feature sind Federn und Dämpfer, die dynamische Bewegungssimulationen möglich machen. Insgesamt unterstützt Conceptual Design nun auch dynamische Simulationen mit dynamischem Kontakt, also Kontakt zwischen zwei sich bewegenden Elementen, Geschwindigkeit und Beschleunigung.

Das System schlägt beim Verknüpfen von Einzelteilen die in letzter Zeit typischerweise benutzten Verknüpfungsoptionen vor, was die Arbeit beschleunigt. Ebenso schlägt das System nach einem rechten Mausklick auf ein Teil die Elemente vor, die in diesem oder einem anderen Konzept mit diesem verbunden wurden.

Den Abschluss der Keynotes bildete ein Ausblick auf die nächste SolidWorks-Version. Wie in jedem Jahr wurde dieser sehr lustig dargeboten – in diesem Fall, als Naturdokumentation über Ingenieure, tyrannische Keyuser und Raubtier-Vorgesetzte. Wie schon bei der Vorversion handelt es sich vor allem um Optimierungen und Effizienzverbesserungen, sehr positiv wurde die Mitteilung aufgenommen, dass die Datenverwaltung PDM Standard in der SolidWorks-Lizenz enthalten sein wird.

Eine ausführliche Beschreibung der – noch nicht endgültig festgelegten – Neuerungen findet sich im SolidWorks-Blog.

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Autor: Ralf Steck, freier Autor für ke NEXT

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