Duisburg gilt als Deutschlands westlichster Seehafen

Duisburg gilt als Deutschlands westlichster Seehafen

Weil der Handel eine Marke braucht, ist mit der Jahrtausendwende die traditionsreiche Duisburg- Ruhrorter-Häfen AG zur Dachmarke mutiert. Mit „duisport“ sind alle sperrigen Bezeichnungen passé, schwimmen Hafenbecken und Kais, Schiffe und Kräne auf einer anderen Woge: 1350 Hektar Hafenfläche, 21 Hafenbecken, 40 Kilometer Uferlänge und 200 Kilometer Gleistrassen sind heute logistisch miteinander verbunden.

Lang, lang ist´s her, dass römische Schiffe im 5. Jahrhundert den Rheinübergang und die Ruhrmündung schützten, Ende des 14. Jahrhunderts der Ruhrorter Hafen erstmalig erwähnt, im 18. Jahrhundert der Kohlenhandel weit über Ländergrenzen in Schwung kam, im folgenden Rheinkanäle und Schleusenhäfen gebaut, die Schifferbörse gegründet wurde, Stahl und Kohle das Industriezeitalter einläuteten.

 

Heute gibt Hightech im Duisburger Hafen den Takt vor, festzumachen an Container-Terminals, gigantischen Lagerflächen und auf PKW spezialisierten Roll-on/Roll-off-Anlagen. Aktuell  boomt auf der westlichen Rheinseite der „logport“, werden diesseits bei „duisport logistics“ große Mengen hochwertiger Güter seetauglich verpackt. Wo einst Kohle, Erz und Stahl dominierten, beherrscht heute die Logistikdrehscheibe die Szene.

Aushängeschilder sind nicht mehr die Speicher und das aufgetürmte Schüttgut. Tanks, großvolumige Verpackungen und Hallen, wohin man blickt. Jährlich laufen rund 20.000 Schiffe die Umschlagsanlagen an, über die Gleise rollen bis zu 18.000 Züge. Eine Hälfte der 113 Millionen Tonnen umgeschlagenen Güter ist für den öffentlichen Hafen bestimmt, die andere passiert acht Werkshäfen. Bis zu 300 Tonnen stemmende gigantische Kräne und 1,5 Millionen Quadratmeter überdachte Lagerfläche sind weitere Fixpunkte des überaus leistungsfähigen Hinterland-Hubs.

Container im Binnenhafen

Container-Ballung am Rhein-Ruhr-Terminal

Container, überall Container – hier ist alles im Fluss. Mit dem Umschlag von jährlich mehr als zwei Millionen Containern der Standardgröße TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) ist Duisburg nach Hamburg und Bremen/Bremerhaven zum drittgrößten deutschen Containerhafen herangewachsen.

Anbindung der Schiff-Shuttles
Das DIT Duisburg Intermodal Terminal mit seiner Kapazität von jährlich 200.000 TEU ist die Schnittstelle zwischen den Verkehrsträgern Schiff, Bahn und LKW und fungiert als Hinterland-Hub für die Nordseehäfen. Der auf dem logport-Gelände eigens gebaute Rangierbahnhof schafft die nötige Anbindung der Schiff-Shuttles.

Denn Verkehrskombinationen sind eine weitere Duisburger Spezialität. Von hier aus steuern 350 wöchentliche Zugabfahrten jede wichtige Wirtschaftsregion des Kontinents an. Die „duisport rail“ übernimmt mit ihren Shuttle-Zügen regionale Transporte zu den großen Chemiewerken in Krefeld-Uerdingen und Marl.

Über den Rhein ist Duisburg direkt an die Nordseehäfen Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen und Zeebrügge angeschlossen. Die Fluss-See-Schiffahrt („Shortsea-Shipping“) nutzt den Hafen als Ausgangs- und Endpunkt für ihre Reisen in Sichtnähe der Küste und über den Rhein.

Rundes Logistik-Angebot
„Europäisches Gateway“ und „Synonym für die Logistik-Kompetenz“ schreiben sich die Duisburger Hafenmanager denn auch in aller Bescheidenheit auf ihre Fahnen. 50 Unternehmen, nationale und internationale Logistiker, konnten auf dem logport-Gelände bereits angesiedelt werden. Blickfang ist das Trimodal Terminal D3T in Rheinhausen, „die Antwort auf die schnell wachsenden Ladungsströme und die zunehmende Stau-Situation in den Seehäfen“.

Eine Herausforderung der besonderen Art waren Konstruktion und Bau der Ro/Ro (Roll-on/Roll-off)-Anlage. Sie überbrückt einen Höhenunterschied von mehr als 13 Metern zwischen der Betriebsebene und dem möglichen Niedrigwasser. Die acht Meter breite Brücke kann, je nach Wasserstand, eine Differenz von sieben Metern mit einer Tragfähigkeit von 200 Tonnen bewältigen. Dicht angeschlossen ist ein 50.000 m2 umfassendes Automobil-Terminal.

Spezialschiffe verbinden diesen Umschlagplatz mit England und den Niederlanden, Sattelauflieger leisten ihre tragenden Dienste. Schiffstransporte von Massengut, Fährverkehre, Tür-zu-Tür-Transporte und Landtransporte per Bahn und LKW machen das Logistikangebot zu einer runden Sache.

 

Brücken über den Rhein

Brückenunterquerung auf dem Rhein bei voller Last

Mehr Brücken als Venedig

Endgültig in die Champions League der Logistik hievt den Duisburger Hafen auch das Heavylift-Terminal (HTD). Hier werden Einzelkomponenten gesammelt, verpackt, zwischengelagert, zusammengeführt, vor Ort montiert und als komplette Anlage via Binnen- oder Shortsea-Schiff expediert.

 

Das kommt dem Trend entgegen, nach dem die Kolli der Industriekunden immer größer und schwerer werden und LKW-Schwertransporte terminlich an Grenzen stoßen. Nicht nur der Hafen macht sich fit für die aktuellen Anforderungen, auch der Brückenbau der Stadt Duisburg leistet seinen technischen Beitrag.

Weil ohne leistungsfähige Brücken die Lebensadern Straßen und Hafenbecken gekappt wären, wird jetzt nachgebessert. Duisburg hat zwar insgesamt mehr Brücken als die Kanalstadt Venedig, doch in Nord-Süd-Richtung sind es gerade einmal vier Verbindungen. Eine davon ist der Oberbürgermeister Lehr-Brückenzug über den Vinckekanal. Der hatte in Teilen bereits 40 Jahre als Hohenzollernbrücke in Köln den Rhein überquert, ist jetzt aber nach 60 Jahren Brückenschlag in Duisburg endgültig renovierungsbedürftig. Straßenprofil und Tragfähigkeit entsprechen nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen.

Dabei geht es nicht nur um den Verkehr; denn unter den Stahlkörpern liegen die Versorgungsleitungen für Gas, Wasser, Strom, Telefon sowie die Steuerung der Ampeln. „Ganz oder gar nicht“, lautet die Devise der Brückenplaner, die ihr Vorhaben nur mit einem Totalabriss realisieren können, während nebenan eine Behelfsbrücke über den Vinckekanal geschlagen wird.

Shortsea-Shipping via Duisburg
Die Energie-Bilanz von Transporten und deren mögliche Beiträge zum Klimaschutz  werden derzeit unter die Lupe genommen. Hier punkten Schiffstransporte gegenüber dem LKW-Verkehr mit einer Minderung der CO2-Emissionen um zwei Drittel. Auch die ökonomische Rechnung stimmt. Dafür sorgt beispielsweise das Shortsea-Konzept, bei dem flussgängige Seeschiffe, „Semikatamarane“, mit geringem Tiefgang Stückgüter, Massengüter oder Container auf den Weg bringen.

Bis zu 250 Standardcontainer mit 6000 Tonnen Gewicht kann ein flussgängiges Shortsea-Schiff aufnehmen. Innovativ wie die neuen Schiffstypen sind auch die Services. Zehn wasserüberkragende Hallen, sechs Stahlservice- und fünf Importkohleterminals sowie 19 Anlagen für den Flüssiggutumschlag stehen Kran und Leitung bei Fuß und spielen ihren Platzvorteil voll aus.

„Von der einzelnen Schraube bis zur petrochemischen Anlage mit 16.000 Losteilen und 4000 Packstückchen, von großdimensionierten Maschinenteilen bis zum kleinteiligen Gesamtsortiment“ packt die „duisport packing logistics“ alles ein. Komplettiert wird das Angebot durch Warehousing, die Bedienung der gesamten Transportkette bis zur Baustelle und durch logistisches Projektmanagement mittels IT-Tools und Steuerungssystemen.

Mit hoher Kostenersparnis gegenüber konventionellen Lösungen zeigen hier Mehrwegkisten und Ethafoam-Ladungsträger, was in ihnen steckt. Holz- und Stahlkonstruktionen für sperriges Transportgut werden in eigener Regie hergestellt und gefüllt. Auch die Erfindung der zentralen Losteilsteuerung schreibt sich „duisport packing logistics“ zugute. In der 7000 m2 Stellfläche bietenden „Multipurpose“-Halle stehen schlanke Lösungen neben ausgeklügeltem Projektmanagement – Lagerung, Kommissionierung, Verpackung und Umschlag aus einer Hand.

 

 

Binnenschifffahrt

Importkohle aus Übersee

Kohlezeitalter noch nicht abgeschlossen

Mit dem Ende der Förderung im Revier ist das Kohlezeitalter im Duisburger Hafen noch lange nicht abgeschlossen. Bis 2014 wird der Umschlag der Importkohle von derzeit 2,5 Millionen auf 4,5 Millionen Tonnen nahezu verdoppelt. Abnehmer sind die nordrhein-westfälischen Kohlekraftwerke.

 

Gut mit der Außenwelt verbunden ist auch die Ölinsel. Sie bevorratet Mineralölprodukte, Schweres Heizöl, Chemieprodukte sowie petrochemische und biogene Produkte. Flüssiggase kommen hinzu.

Auf der Schrottinsel arbeitet der Shredder bis zum Anschlag. Schon von weitem ist das Brüllen, Kreischen und Krachen ausgedienter Altwagen zu hören. Eine halbe Million Tonnen Altmetall kommt auf Lastern, Schiffen und Waggons auf dem Schrott-Eiland an und verlässt es kleingehackt wieder als Futter für den Hochofen.

Ob mit Charterschiff oder Linie – die Weiße Flotte Duisburg und die Ruhrorter Personenschifffahrt lassen bei ihrer hafeninternen Kreuzfahrt nichts aus. Passiert werden flussgängige Seeschiffe, hochaufragende Kräne und fußballfeldgroße Lagerhallen. Hier bekommt der Passagier einen Begriff davon, was Welthandel bedeutet, wie hochindustrielle Komplexe ins Stadtbild integriert sind und sich im Zusammenspiel mit Freizeit und Kultur ein ganz spezielles Ambiente entwickelt hat.

Neue Nutzung als Nobeladresse
So zeigt sich mitten in der City auf dem 89 Hektar großen Hafen-Areal zwischen Marientor und Küppersmühle, wie eine im Dornröschenschlaf versunkene Industriebrache wachgeküsst wird. Der neugestaltete Duisburger Innenhafen war Schmuckstück der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA, 1989-1999). Er hat einiges vorzuweisen: An die Stelle von Schrotthalden, Öltanks, Lageristen oder ominösen Hinterhofläden trat der Masterplan des britischen Stararchitekten Sir Norman Foster. Er wies dem Klinker-Ambiente der Großmühlen, Silos und Speichern neue Nutzungen zu. Noble Büros, feine Wohnungen am Wasser, Ateliers, Museen und Edel-Gastronomie haben Getreidehandel und Umschlag für das Grubenholz der Ruhrzechen abgelöst.

Blickfang wird das sichelförmige, gläserne „Eurogate“- Bürogebäude am ehemaligen Holzhafen sein. Mit seinem Bau wird aus dem häßlichen Entlein Innenhafen endgültig ein eleganter Schwan. Was sich aus einem alten Speicher machen lässt, zeigt die Frankfurter Metallgesellschaft, die für ihre Tochter Lehnkering das „Hafenforum“ herrichtete. Wohnen, Arbeit und Freizeit am Wasser ist eine weitere Botschaft. In der Küppersmühle ist die Kunstsammlung Grothe mit zeitgenössischer Kunst untergebracht. In zwei der fünf Werhahn-Speicher entsteht ein Kinder-Mitmach-Museum. Ein neuer Yachthafen gleich nebenan ist der Start- und Ankerplatz für den wachsenden Bootstourismus auf den NRW-Kanälen.

Grunddaten des Duisburger Hafens

1350 Hektar Grundfläche davon 300 Hektar logport I und logport II, 21 Hafenbecken, 200 Kilometer Gleise, sieben Containerterminals mit 16 Containerbrücken, davon ein Bahnterminal für den kombinierten Verkehr, fünf Importkohleterminals, 19 Anlagen für Flüssiggutumschlag, 0,6 Millionen Kubikmeter Tankraum für Flüssiggüter, 130 Krananlagen (bis 300 Tonnen), zwei Roll-on/Roll-off-Anlagen.

Autor: Klaus Niehörster

www.duisport.de

Sie möchten gerne weiterlesen?