Bei der Ideen-Beurteilung sollte man zwei Positionen in Einklang bringen: eine wohlwollende Haltung gegenüber der neuen Idee sowie eine kritische Betrachtung der mit ihr verbundenen Konsequenzen. Doch dafür braucht man zunächst eine Vorstellung von der Idee.

Ideen sind oft in unterschiedlichem Konkretisierungs- und Reifegrad und deshalb schwer zu beurteilen. Daher ist es empfehlenswert, sie zu einem Ideen-Exposé (Darlegung der Idee in kompakter Form) zu verdichten. Mit dieser Technik nimmt jede Idee Gestalt an. Durch die Ausformulierung der Grundzügen erhält man einen ersten Überblick über Art und Tragweite einer Lösungsalternative und kann man mehrere Ideen miteinander vergleichen. Dies lässt sich anwenden auf Ideen für Produktentwicklungen, für Dienstleistungen sowie für Verfahrens- und Prozessinnovationen.

Zuordnung zu Ideen-Typen

Durch eine Zuordnung zu den grundsätzlichen Ideen-Typen in einer Vier-Felder-Matrix lässt sich ergründen, welcher Aufwand mit der Realisierung der einzelnen Ideen verbunden ist. Dabei werden sowohl die Komplexität einer Idee als auch die Komplexität ihres Umfeldes in eine Relation gebracht. Betrifft die Anzahl der Einzelkomponenten und damit den Gesamtumfang der zu realisierenden Idee mit dem damit verbundenen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand.

Betrifft die Einbettung der Idee in die Organisation respektive die Markteinführung mit organisationsinternen und organisationsexternen Rahmenbedingungen, auch im Hinblick auf die Organisationskultur, die zu erwartende Akzeptanz der Idee durch beteiligte Zielpersonengruppen und die Auswirkungen der Idee auf diese.

Komplexität der Idee

  • Standardideen: Dies sind Ideen von geringer Komplexität, die in einem geringkomplexen Ideenumfeld realisiert werden. Die Realisierung dieser Ideen ist insgesamt überschaubar und für diese Ideen bestehen oft bereits Erfahrungswerte. Dafür wiederum ist der Neuigkeitsgrad und die Innovationswirkung dieser Ideen eher gering.
  • Kompetenzideen: Dies sind Ideen mit einem hohen Neuigkeitswert und hohem Gesamtumfang, die in einem überschaubaren Ideenumfeld realisiert werden. Hier ist in die technische Entwicklung ein hoher Aufwand zu investieren. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine mögliche Implementierung der Idee in der Organisation/bei den Zielpersonen relativ einfach und widerstandsarm vollzogen werden kann.
  • Akzeptanzideen: Dies sind Ideen mit überschaubarer Komplexität bezüglich ihres Ideenumfanges, die im Einflussbereich eines komplexen Ideenumfeldes realisiert werden. Hierbei geht es vorrangig darum, eine Akzeptanz und Verankerung der Idee im Organisationsumfeld oder im avisierten Marktsegment zu erzielen. Aufgrund des komplexen Ideenumfeldes ist hierbei oftmals mit stärkeren zu überwindenden Widerständen zu rechnen. Deshalb sind hierbei flankierende PR- und Marketingmaßnahmen notwendig.
  • Pionierideen: Dies sind sehr neuartige Ideen mit hoher Komplexität, die auch in einem hoch-komplexen Ideenumfeld realisiert werden. Diese Ideen betreten technisch, sachlich sowie möglicherweise auch sozial völliges Neuland und sind oft mit Risiken verbunden. Demnach ist sowohl die technische Entwicklung aufwendig als auch die Überzeugungsarbeit bei den Zielgruppen anspruchsvoll. Der hohe Aufwand kann vertretbar sein durch den Gewinn von Wettbewerbsvorsprüngen, Kosteneinsparpotenzial, Reputationssteigerung und Kompetenzaufbau.

Ein Blick auf die Risiken der Idee

Zum Umgang mit eigenen und fremden Widerständen, die bei der Realisierung einer Idee zu erwarten sind, empfiehlt sich die „Risikobetrachtung“. Sie ist ein gedanklicher Probelauf, um festzustellen, woran es denn liegt, dass eine Idee (noch) nicht überzeugt.

Jedes angekreuzte „Ja“ offenbart Risiken und somit zu überwindende Schwachstellen und Widerstände. Die Risikobetrachtung unterstützt den Mut – entweder zur Entscheidung, die jeweilige Lösung in Betracht zu ziehen und die erkannten Risiken zu minimieren – oder zur Entscheidung, diese Lösung nicht in Betracht zu ziehen.

Insgesamt geht es darum, beim Ideen-TÜV mit den passenden Methoden das Ideen-Potenzial auszuloten, um dann im Entscheidungsprozess über eine begründete Einschätzung der Ideen zu verfügen. Dies optimiert und beschleunigt jeden Innovationsprozess. hei

Die beiden Autorinnen zeigen in ihrem praktischen Handbuch „Ideen managen“, wie Unternehmen und Organisationen „kalkulierbar schöpferisch“ tätig werden und dynamische Innovationsprozesse strukturiert vorantreiben.

Über die Autorinnen

Annette Blumenschein ist als Management-Beraterin und Trainerin für Kreativ-Kompetenz, Innovation und Führung deutschlandweit tätig. Als Moderatorin ist sie auch aktiv tätig für das Netzwerk „Querdenker International".

Ingrid Ute Ehlers ist Management-Beraterin mit internationaler Projekterfahrung. Als Trainerin und Moderatorin ist sie tätig in der Vermittlung von Kreativ-Kompetenz, im Projektmanagement und in Veränderungsprozessen.

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