Boris Thomas, Dr. Nikolaus Förster und Gerhard Kränzle gehören zu den Unternehmern, die ich als Sinnstifter bezeichne. „Nicht das Kapital bestimmt den Wert eines Unternehmens, sondern der Geist, der in ihm herrscht“, sagte Claude Dornier, deutscher Flugzeugkonstrukteur und Gründer der Dornier-Werke. Sinnstifter sind Unternehmer, die erkennen, dass ihre Unternehmen keine Inseln sind, sondern eingebunden in Gesellschaft und Umwelt.

Die Suche nach Sinn war schon immer ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Psychater Viktor E. Frankl, der während des Nationalsozialismus die Inhaftierung in den Konzentrationslagern überlebte, definierte den Menschen als sinnsuchendes Wesen, das einen sinnvollen Beitrag leisten will. Sinn ist jedoch nicht herstellbar wie ein neues Auto und lässt sich nicht konsumieren. Sinn ist ein Prozess, eine Suche. Er ist das Resultat von Einsichten, Haltungen und Werteorientierungen, eingebettet in den unternehmerischen und gesellschaftlichen Kontext.

Grundannahmen hinterfragen

Die genannten Unternehmer gehören zu den Menschen, die bereit sind, sich selbst zu verändern. Sie hinterfragen festgeschriebene Grundannahmen und Branchenmythen und definieren die klassische Aufgabe von Unternehmertum, Gewinn zu erwirtschaften, anders. Denn ihr Gewinn liegt nicht nur darin, Geld mit ihren Produkten oder Dienstleistungen zu verdienen, sondern vor allem in der Verantwortung für soziale Gerechtigkeit und unsere Umwelt. Sie wissen, dass jedes Unternehmen eine gesellschaftliche Bedeutung besitzt. Denn alles Handeln eines Unternehmens hat Auswirkungen auf Umwelt und Menschen.

Dennoch muss jedes Unternehmen finanziellen Gewinn erwirtschaften, sonst kann es keine Arbeitsplätze schaffen oder in umweltverträgliche Produktion und Produkte investieren. Doch viele Beispiele aus der Praxis zeigen, dass ein Unternehmen Sinnstiftung und Profit erfolgreich miteinander verbinden und damit ein Beispiel dafür sein kann, wie wichtig Unternehmertum für unsere Gesellschaft ist.

Sinnesstifter werden

Sinnstifter sind Unternehmer und Unternehmerinnen, die über die Veränderung der Führungs- und Beziehungskultur neue Wege beschritten haben, die ungewöhnliche Ideen unbeirrt in die Tat umsetzen und wissen, dass sie damit etwas verändern können, die manchmal den Profit der Umsetzung ihrer Ideen unterordnen mit dem Bewusstsein, etwas Besonderes und Gutes zu schaffen und so einen Gewinn für alle zu ermöglichen.

Wir müssen unser bisheriges Denken über die Welt hinterfragen, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen. Albert Schweitzer hat einmal gesagt: „Das Heil der Welt liegt nicht in neuen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung.“ Die Herausforderungen von heute lösen wir nicht mit den Werkzeugen von gestern.

Soziale und ökologische Verantwortung lohnen sich

Viele Unternehmer und Manager gerade kleiner und mittelständischer Unternehmen stehen gesellschaftlicher Verantwortung, sozialer Gerechtigkeit und ökologischem Handeln allerdings mit dem Gefühl gegenüber, sich einen derartigen Luxus nicht leisten zu können. Sie zweifeln, ob Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt zu einem messbaren Wettbewerbsvorteil führt. So bleibt es häufig bei reinen Lippenbekenntnissen, oder es werden nur zaghafte Versuche übernommen, die nicht zu positiven Resultaten führen.

Es gibt seit 2016 eine wissenschaftliche Untersuchung, die belegt, dass sich nachhaltiges soziales und ökologisches Verhalten auch ökonomisch lohnt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern vom Center for Organizational Excellence der Universitäten St. Gallen und Genf hat darüber ein umfassendes Forschungsprojekt initiiert.

Zuerst ein ernüchterndes Ergebnis: Wer sich nur halbherzig auf dieses Thema einlässt und unter dem Deckmäntelchen der Verantwortung hier und da ein paar Prozesse optimiert, steht irgendwann schlechter da als Unternehmen, die gesellschaftliche, ökologische oder soziale Fragen ignorieren. Doch das ist nur ein Teil der Ergebnisse.

Verantwortungsvolle Strategiearbeit hilft

Das einhellige Fazit dieser Forschungsarbeit lautet nämlich, dass eine verantwortungsvolle Strategiearbeit die Wettbewerbsstärke von Unternehmen maßgeblich und messbar verbessern kann. Vorausgesetzt, man ist bereit, sein Kerngeschäft nicht nur zu optimieren, sondern gleichzeitig permanent zu erneuern. Nachhaltige Strategie darf nicht nur als Marketing-Gag oder Selbstzweck betrachtet werden, sondern man muss alle Prozesse im Unternehmen hinterfragen und dabei auch über neue Geschäftsfelder und Vertriebsideen nachdenken.

Unternehmen, die sich diese Fragen nicht stellen wollen, werden in Zukunft kaum noch von Belang sein. Denn die Konsumenten sind aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und verlangen von den Unternehmen Moral, Verantwortung und legales Verhalten. Die Gesellschaft erwartet, dass Firmen ihre Position nutzen, um einen gesellschaftlichen Wertbeitrag – einen Public Value – zu schaffen. Unternehmen, die sich dem verweigern, werden in der Bedeutungslosigkeit versinken. hei

Buchtipp

Buch Sinnesstifter,
"Sinnstifter: Wie Unternehmen davon profitieren, soziale Verantwortung zu übernehmen". (Bild: Campus Verlag)

Was ist die Aufgabe eines Unternehmens? Gewinn zu erwirtschaften, lautete bisher die Antwort. Eine neue Generation von Unternehmern schafft diesen Gewinn aber nicht nur für sich selbst, sondern für die Gesellschaft insgesamt.

Autor Jürgen Schöntauf analysiert die Gemeinsamkeiten dieser Sinnstifter und zeigt, wie sie mit ehernen Grundsätzen und Branchenmythen brechen, um ihre unternehmerische Aufgabe neu zu definieren. Durch verantwortungsvolle Strategiearbeit verbessern sie maßgeblich und dauerhaft ihre Wettbewerbsstärke.

Konsumenten und Mitarbeiter erwarten, dass Firmen auch einen gesellschaftlichen Wertbeitrag liefern. Unternehmer, die sich dieser Aufgabe annehmen, sichern heute schon ihre Zukunft! Und das Erstaunliche: Es sind nur sieben MindShift-Steps, welche die Verbindung von Sinnstiftung und Profit in Unternehmen ermöglichen.

"Sinnstifter: Wie Unternehmen davon profitieren, soziale Verantwortung zu übernehmen"
Das Buch erscheint am 13. Oktober im Campus Verlag, ISBN-10: 3593505754, ISBN-13: 978-3593505756, 262 Seiten, 39,90 Euro.

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