In Europa stehen die Menschen Robotern ablehnender gegenüber als noch vor fünf Jahren. Vor allem am Arbeitsplatz stoßen die Maschinen zunehmend auf Vorbehalte. Das zumindest zeigt eine neue Studie, die Wissenschaftler aus Linz und Würzburg veröffentlicht haben. Datenbasis der Analyse sind drei repräsentative Befragungen von insgesamt mehr als 80.000 EU-Bürgern aus 27 EU-Ländern, initiiert von den Psychologen Timo Gnambs von der Johannes-Kepler-Universität Linz und Markus Appel von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Roboter im Alltag?

Roboter als Helfer bei Operationen, in der Automobilfertigung, in der Altenpflege. In manchen Bereichen sind die Maschinen schon etabliert, in anderen sind sie im Kommen. Dass Roboter-Anwendungen vermehrt im Alltag auftauchen werden, wissen auch Gnambs und Appel. Aber wie fühlen sich die Menschen mit dieser Aussicht? Offenbar zunehmend unbehaglich, wie die zwei Professoren im Journal „Computers in Human Behavior“ zeigen.

Vorbehalte gegen Roboter am Arbeitsplatz liegen womöglich daran, dass die Thematik des Arbeitsplatzabbaus durch Robotik-Anwendungen vermehrt in der Öffentlichkeit präsent war, vermuten die Forscher. Allerdings werde der Einsatz von Robotern am Arbeitsplatz immer noch positiver beurteilt als der Einsatz im Operationssaal oder in Form selbstfahrender Autos. Gnambs und Appel haben das herausgefunden, indem sie die Daten der Eurobarometer von 2012, 2014 und 2017 analysierten.

Roboter für Baustellen! Quelle: next Robotics

Angst vor konkreten Roboter-Anwendungen

Bei den Interviews wurden den Befragten Roboter zuerst ganz allgemein als Maschinen beschrieben, die Menschen bei Alltagstätigkeiten assistieren können, etwa als Putzroboter. Oder die in Umgebungen arbeiten, die für Menschen zu gefährlich sind, wie bei der Bergung von Verunglückten. Als die Interviewten im Anschluss sagen sollten, wie sie Roboter beurteilen, fielen die Ergebnisse noch relativ positiv aus.

Ein anderes Bild zeigte sich, sobald die Befragten mit konkreten Anwendungen konfrontiert wurden, etwa mit Operations- und Altenpflegerobotern oder selbstfahrenden Autos. Dann gaben sie deutlich negativere Bewertungen ab. Die Forscher vermuten deshalb, dass Europäer Robotern vergleichsweise positiv gegenüberstehen, so lange sie dabei ein mehr oder weniger theoretisches Konzept vor Augen haben. Sie urteilen aber zunehmend kritisch, wenn das Roboter-Konzept sich konkretisiert, wenn die Vorstellung näher rückt, selbst einen Roboter nutzen zu sollen, so Gnambs und Appel.

Die Studie hat weitere bemerkenswerte Aspekte. So zeigt sie auch, dass Männer Roboter eher positiv sehen, während Frauen skeptischer sind. Arbeiter stehen der Technologie reservierter gegenüber als Menschen mit Bürojobs. Und in Ländern mit einem hohen Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung ist die Aufgeschlossenheit gegenüber Robotern größer.

Startup mit Kehrroboter! Quelle: next Robotics

Warnsignal für Wirtschaft und Politik

Alles in allem aber stellen die Wissenschaftler den Trend fest, dass die Skepsis gegenüber Robotern in Europa zwischen 2012 und 2017 gewachsen ist. Für Politik und Wirtschaft sollte das ein Warnsignal sein – und ein Ansporn, mehr Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Denn negative Einstellungen gegenüber neuen Technologien könnten ein Zeichen dafür sein, dass diese Technologien später möglicherweise nicht akzeptiert werden und sich auf dem Markt nicht durchsetzen können.

Über ein positives Beispiel aus der Praxis berichtet hingegen das Handelsblatt: Die Belegschaft des Technologie- und Industriegüterkonzerns Voestalpine habe die Umstellung auf die digitale Produktion „ohne größeren Widerstand mitgemacht“, weil das Management behutsam vorgegangen sei. So wurden Mitarbeiter über mehrere Jahre für neue Aufgaben geschult. Damit sei schon im Vorfeld verhindert worden, dass sich die Belegschaft Sorgen um ihre Arbeitsplätze mache.

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