ASA: Aus dem Druck-Material werden Prototypen und  gebrauchsfertiger Bauteile gefertigt.

ASA: Aus dem Druck-Material werden Prototypen und gebrauchsfertiger Bauteile gefertigt. (Vogel Business Media) (Bild: VBM (Vogel Business Media)

Die Euromold entwickelt sich zu einem der Hauptevents für den 3D-Druck – zumindest konnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man Halle 11 besuchte. Die Bandbreite dort reichte von den kleinen Anbietern von FDM-Druckern bis zu den etablierten High-End-Maschinenherstellern. Auch sonst zeigte die Messe einen schönen Querschnitt des Formenbaus. Allerdings bekommt die Messe Konkurrenz und wird im Jahr 2015 umziehen.

Die Halle 8 war mit Maschinen- und Maschinenteileherstellern sowie den CAM-Anbietern gut gefüllt, hier zeigte unter anderem Tebis eine Voransicht seiner neuen Benutzeroberfläche in Version 4.0 sowie die Hochleistungszerspanung mit HPC- und HFC-Fräsern in der aktuellen Version 3.5R8. Mecadat zeigte Visi in Version 21, das unter anderem ein Mehrfachkavitäten-Management sowie ein Toleranzmanagement für Bohrungen mitbringt. SolidCAM zeigte seine iMachining-Technologie, mit der sich erstaunliche Einsparungen bei der Bearbeitungszeit von Werkstücken realisieren lassen. Auch Open Mind hatte mit Hypermill 2014.2 eine neue Version am Start, die neue Bearbeitungszyklen und Funktionen für das schnelle und effiziente Zerspanen mitbringt. Insbesondere bei Verwendung des Moduls Hypermaxx ist ein hoher Materialabtrag in kürzester Zeit zu erreichen. Das CAD-System HyperCAD-S wurde um das Modul Solids für die komfortable Volumenmodellierung erweitert.

Prototypen und  gebrauchsfertiger Bauteile

ASA: Aus dem Druck-Material werden Prototypen und gebrauchsfertiger Bauteile gefertigt. Bild: VBM (Vogel Business Media)

In Halle 11 fanden sich nahezu alle wichtigen CAD-Anbieter und deren Reseller, die interessante Anwendungen und Prozessketten, entsprechend dem Messemotto vor allem aus dem Bereich Werkzeug- und Formenbau, zeigten. Autodesk hatte eine echte Neuerung dabei: Die Festigkeitssimulation lässt sich nun mit Moldflow koppeln, was es ermöglicht, beispielsweise die Verteilung und Ausrichtung der Fasern beim Spritzgießen von faserverstärkten Kunststoffen zu berechnen. Damit ist es möglich, den Anguss so zu versetzen und andere Parameter so zu variieren, dass im fertigen Werkstück die Eigenschaften des Materials besser genutzt werden. Dabei kann der Anwender Struktur- und Moldflowsimulation parallel auf dem Bildschirm visualisieren und so den simulierten Vorgang laufend überwachen.

Stratasys stellte Fortus 450mc vor

Additive Fertigung: Stratasys stellte Fortus 450mc vor, der Bauteile bis 15 Prozent schneller herstellt als sein Vorgänger.

Rapid Prototyping auf der Euromold

Den Großteil der Hallenfläche belegten jedoch die Anbieter der 3D-Druck- beziehungsweise Rapid-Prototyping-Branche. Stratasys konnte im Jahr 2014 sein Europageschäft um 40 Prozent steigern – vor allem die im letzten Jahr vorgestellten Farbsysteme werden verstärkt nachgefragt. Deshalb sind nun die Connex-Systeme, die ein, zwei oder drei Materialien parallel verarbeiten können, in allen drei Chassis – 260, 350 und 500 – verfügbar.

Der Fortus 450mc kann Bauteile bis zu 15 Prozent schneller herstellen als sein Vorgänger. Der Bauraum misst 406 Millimeter mal 355 Millimeter mal 406 Millimeter. Das Gerät kann Schichten von 0,127 Millimeter bis 0,330 Millimeter drucken. Ebenfalls neu ist der Fortus 380mc mit etwas kleinerem Bauraum als der 450mc, aber ansonsten identischen Eigenschaften. Das Material für die beiden neuen Fortus-Drucker ist ab sofort in Paketen verfügbar: Im „Standard“ sind ABS und ASA enthalten, „Engineering“ umfasst PC und Nylon, „High Performance“ enthält den Hochleistungs-Thermoplast ULTEM 9085. Die ersten dieser drei Pakete, Standard und Engineering, sind für beide Modelle verfügbar. Das „High Performance“-Paket gibt es nur für den 450mc.

CAM-Anbieter

In Halle 8 stellten Maschinen und Maschinenteilehersteller sowie CAM-Anbieter aus; so auch Tebis, das eine Voransicht seiner neuen Benutzeroberfläche in Version 4.0 zeigte. Bild: Tebis

Rapid Prototyping-Pionier EOS präsentierte auf der Euromold eine stolze Bilanz des letzten Jahres: Aktuell sind weltweit um die 1500 EOS-Systeme installiert. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. September 2014 endete, konnte im Vergleich zum Vorjahr der Umsatz um 36 Prozent auf rund 177 Millionen Euro gesteigert werden. Der Auftragsbestand liegt bei über 200 Millionen Euro, die nähere Zukunft ist also gesichert. Im letzten Geschäftsjahr lieferte EOS etwa 300 Systeme aus – zum Vergleich: 2009 waren es noch ganze 79 Stück. Die 300 Systeme verteilten sich etwa je zur Hälfte auf Metall- und Polymersinteranlagen. Additive Verfahren kommen in der Fertigung an – GE hat in der Flugzeugtriebwerkfertigung 50 bis 80 Maschinen stehen, die Treibstoffeinspritzdüsen fertigen, im Boeing Dreamliner sind schon 150 additiv gefertigte Bauteile verbaut – Tendenz stark steigend.

Seit Mai im Programm ist die M290, von der schon 40 Stück verkauft sind. Das auf der letzten Euromold vorgestellte Produktionssystem M400 geht nach einer ausgiebigen Pilotphase nun in Serie. Das neue System bietet mit 400 mal 400 mal 400 Kubikmillimetern ein großes Bauraumvolumen für die Serienfertigung. Die erste Ausbaustufe der Basisvariante wird zunächst mit den Werkstoffen EOS Aluminium AlSi10Mg und EOS Nickelalloy IN718 angeboten und eignet sich damit insbesondere für den Einsatz im Automobil- und Luftfahrtbereich. Prozesse für weitere Werkstoffe sind in der Entwicklung. Das System hat einen Laser mit einer Leistung von bis zu 1000 Watt, der den Einsatz neuer Werkstoffe ermöglicht, die eine höhere Laserleistung benötigen.

EOS hat erneut an den Monitoring- und Reporting-Funktionen gearbeitet, sodass Anwender die Qualitätskontrolle in einem industriellen Umfeld verbessern können. Die Qualitätssicherung umfasst den gesamten Prozess, so wird das Auftragen der Pulverschicht (Recoating) mit einer Kamera überwacht und bei Fehlern im Auftrag ein Fehler gemeldet oder das Recoating wiederholt. Beim Sintern werden die Laserleistung und der Schmelzprozess überwacht. Gerade letzteres birgt großes Einsparpotential. In der Luftfahrt müssen die gebauten Teile aufwändig per Computertomographie geprüft werden. Dabei kann das Fertigen des Teils 200 Euro, das CT 800 Euro kosten. Da EOS das Innere des Bauteils gleichsam beim Entstehen prüft, lassen sich CT-Prüfungen reduzieren, was entsprechend viel Geld spart.

Version 2014.2 von Hypermil

Open Mind präsentierte die Version 2014.2 von Hypermill. Neu dazugekommen sind Bearbeitungszyklen und Funktionen für das schnelle und effiziente Zerspanen. Bild: Open Mind

Bedarf an Beratung steigt

Ein Trend ist bei verschiedenen Anbietern zu beobachten: Das Consulting-Personal wird aufgestockt, Beratung gewinnt stark an Bedeutung. Es zeigt sich in der Praxis, dass die effiziente Nutzung von Rapid-Technologien in Entwicklung und Fertigung bestimmte Strukturen und Prozesse erfordert, die beim Kunden erst einmal geschaffen werden müssen. Artec zeigte seinen neuen Scanner L2, der auch in der sogenannten Shapify Booth eingesetzt wird. Diese Kabine dient zum Einscannen von Menschen, die Modelle werden dann auf einem farbfähigen 3D-Drucker ausgegeben. Im Gegensatz zu den weiter verbreiteten fotogrammetrischen Scankabinen arbeitet diese mit vier 3D-Scannern, die ein wesentlich detailreicheres Modell erzeugen als das Zusammenrechnen von Fotos. Daher benötigen die Modelle wesentlich weniger teure Nacharbeit. Der L2-Scanner basiert auf der Technik der EVA-Scanner von Artec, hat aber ein größeres Sichtfeld. Er eignet sich besonders für das automatisierte Scannen zur Qualitätskontrolle, beispielsweise indem man ihn auf einen Roboterarm oder oberhalb eines Fließbandes montiert.

Nach der Euromold wurde bekanntgegeben, dass die Frankfurter Messegesellschaft 2015 die Messe Formnext am bisherigen Euromold-Termin vom 24. bis 27. November veranstaltet. Kurz darauf meldete der Euromold-Veranstalter Demat, dass die Euromold nun vom 06. bis 09. Oktober 2015 in Düsseldorf stattfinden wird. Seit letztem Jahr wirbt zudem die Stuttgarter Messegesellschaft für ihre Moulding Expo, die vom 05. bis 08. Mai 2015 erstmals läuft. Im neuen Jahr gibt es für Aussteller und Besucher aus dem Formen- und Werkzeugbau also drei Gelegenheiten, sich zu treffen. do

Von Ralf Steck
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Ralf SteckRalf Steck
freier Autor für ke NEXT

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