Rechenzentrum,
Die Norwegian Joy verfügt über zwei räumlich getrennte Rechenzentren in zwei unterschiedlichen Feuerzonen. Auf dem Schiff sind neben den beiden Rechenzentren weitere Technikräume vorhanden, in denen jeweils drei IT-Racks und zwei Luft-Wasser-Wärmetauscher (LWWT) für die IT-Kühlung stehen. (Bild: Rittal)

Die Planung für ein solches Projekt beginnt schon viele Jahre im Voraus. Für die Experten von Rittal, die für das Schiff die Rechenzentren konzipierten, startete die Vorbereitung bereits im Jahr 2013 mit einem ersten Angebot. „Seit Jahren arbeiten wir erfolgreich mit Rittal zusammen. In dieser Zeit haben wir gemeinsam immer wieder clevere Lösungen entwickelt, um empfindliche IT-Komponenten ausfallsicher und platzsparend auf Schiffen zu installieren“, erinnert sich Frank Langen vom Technical Design Department der Meyer Werft.

Der platzoptimierte Einbau ist eine der zentralen Anforderungen. Ebenfalls wichtig sind ein autarker Betrieb der Rechenzentren sowie die Beherrschbarkeit der Anlagen durch die Techniker an Bord. Die Langlebigkeit des Schiffes, das bis zu 25 Jahre auf See bleiben soll, verlangt nach qualitativ hochwertigen IT-Komponenten. Weitere Punkte sind eine hohe Flexibilität, Skalierbarkeit und Austauschbarkeit von IT-Modulen, denn oftmals werden Schiffstypen je nach Zielgebiet nachträglich umgerüstet. Die IT-Systeme an Bord müssen mit den neuen Anforderungen, die im Rahmen einer solchen Umrüstung auftreten, natürlich Schritt halten können. „Kontinuierlich kommen neue Technologien auf den Markt, die auch auf den Schiffen installiert werden müssen. So verändern sich fast jährlich die Multimedia-Anwendungen an Bord, die WLAN-Nutzung steigt und bargeldloses Zahlen ist erwünscht. Daher benötigen wir eine hohe Flexibilität im Rechenzentrum, um auch künftige Trends zu unterstützen. Rittal hat uns dafür eine zukunftssichere Infrastruktur für das Rechenzentrum geliefert“, sagt Langen.

Standardisiert und ausfallsicher

Gummilager,
Die großen Dieselmotoren an Bord sorgen für permanente Vibrationen, sodass spezielle Gummilager die IT-Racks schützen. Auch die Schiffsbewegungen werden so ausgeglichen. (Bild: Rittal)

Ähnlich wie in Unternehmen an Land, spielen Standardisierung und Ausfallsicherheit eine große Rolle. Gibt die Reederei ein Kreuzfahrtschiff in Auftrag, so umfasst dies meist die Option für mehrere ähnliche aufgebaute Schiffe. Von der Breakaway-Plus-Klasse, zu der die Norwegian Joy zählt, sind auf der Meyer Werft bis zu sechs Schiffe vorgesehen – drei davon sind bereits in Dienst gestellt. Die Außenhüllen sind zu rund 95 Prozent identisch, und das gesamte Schiff ist in Modulbauweise gebaut. Bei der Auslegung der IT-Infrastruktur ist ebenfalls ein hoher Grad an Standardisierung notwendig, um die Serverracks, Kühlung und Stromversorgung schnell und einfach einbauen zu können.

Ausfallsicherheit und Redundanz werden wie in der Firmen-IT umgesetzt: Die Norwegian Joy verfügt über zwei räumlich getrennte Rechenzentren in zwei unterschiedlichen Feuerzonen. Zusätzlich sind in mehr als 25 Technikräumen jeweils drei IT-Racks installiert. Zwei Luft-Wasser-Wärmetauscher (LWWT) pro Technikraum sorgen für die Kühlung der IT-Komponenten. Diese Kühlgeräte sind eigentlich für Industrieumgebungen konzipiert, haben sich aber aufgrund des geringen Platzbedarfs und der Luftführung als ideale Lösung zur Kühlung in den Technikräumen herausgestellt.

Energieversorgung für viele Systeme

IT-System,
Von der Brücke über das Bordrestaurant bis in den Maschinenraum: Überall werden IT-Systeme benötigt. Die Rechenzentren an Bord bieten dafür ausreichend Kapazitäten. (Bild: Rittal)

Die beiden Rechenzentren, die jeweils mit bis zu zehn TS-IT-Racks von Rittal ausgestattet sind, verwenden herkömmliche Kühlkonzepte. Die Racks sind geschlossen und werden über Kühlsysteme der LCP-Serie (Liquid Cooling Package) mit bis zu 30 kW Kühlleistung klimatisiert. Die Kühlgeräte sind an den Seitenwänden der Racks angebracht und können so ihre Kühlleistung den Servern direkt zur Verfügung stellen. Der Abtransport der Wärme erfolgt über kaltes Wasser, das die redundant ausgelegten Wasserkreisläufe des Schiffes liefern. Die schiffseigenen Chiller stellen hierfür ausreichend Kühlwasser bereit. Die gesamte IT-Klimatisierung arbeitet sehr effizient.

Die Stromversorgung der Rechenzentren ist ebenfalls redundant aufgebaut: Fünf große Dieselmaschinen mit fünf Generatoren sorgen für eine unterbrechungsfreie Energieversorgung auf dem gesamten Schiff.

Die IT-Infrastruktur in den beiden Rechenzentren und den Technikräumen wird für die unterschiedlichsten Systeme, Dienste und Anwendungen verwendet – das Spektrum reicht von Telekommunikationsanlagen bis hin zu kaufmännischen Anwendungen. Die Telefon- und Datennetze, die DECT-Telefon-Systeme für die Crew sowie das WLAN bilden die Kommunikationsinfrastruktur an Bord. Sämtliche Software läuft ebenfalls auf den Servern in den Rechenzentren, dazu zählen das Entertainment- und Kasinosystem, Software für Warenwirtschaft, Hotelbetrieb und Bewirtung sowie die Kassensysteme. Lediglich die sicherheitsrelevanten Schiffssysteme und die nautischen Systeme auf der Brücke sind komplett von dieser IT getrennt.

Weltweiter Service

Wer sich als Zulieferer im Schiffbau behaupten möchte, muss besondere Leistungen bei Wartung und Reparatur anbieten. So gibt Rittal auf die Komponenten für die beiden Schiffsrechenzentren eine weltweite Garantie von einem Jahr. Hinzu kommt eine globale Unterstützung im Servicefall, um beispielsweise Ersatzteile weltweit liefern zu können. Komfort ist nicht nur für die Passagiere gefordert. Auch die Techniker, die sich um die IT kümmern, brauchen Konzepte, die den schnellen Einbau und die effiziente Wartung der Rechenzentren ermöglichen. Dies gilt auf hoher See genauso wie im Rechenzentrum an Land. fa

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