Offene Hand mit Kunststoffgranulat

Auch in der Konstruktion sind Produkte aus Kunststoff in vielen Bereichen auf dem Vormarsch. Durch Nachhaltigkeitsanforderungen einerseits und stark steigende Rohölpreisen andererseits werden biobasierte Kunststoffe immer interessanter. (Bild: Adobe Stock / ZETHA_WORK)

Mit welchem Biokunststoff können Kunststoffverarbeiter bisher verwendeten fossilen Kunststoff ersetzen? Und wie viel Fläche wird für die Produktion von biobasierten Kunststoffen benötigt? Zur Beantwortung dieser Fragen hat das IfBB - Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe an der Hochschule Hannover zwei Online-Tools entwickelt. Beide Projekte wurden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Informationen zu Verarbeitungskennwerten von Biokunststoffen und detaillierte Datensätze dazu hat das IfBB zusammengetragen und veröffentlicht sie kostenlos in seinem neuen interaktiven Tool DaKeBiKu.

Was sind biobasierte Kunststoffe?

Als biobasierte Kunststoffe werden Polymere bezeichnet, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden statt auf der Grundlage von Mineralölen. Tatsächlich waren zwei der ersten Kunststoffe, die Ende des 19. Jahrhunderts produziert wurden, Biokunststoffe: Celluloid auf Basis von Zellulose und Galalith aus Casein. Durch die günstige Verfügbarkeit von Mineralöl als Rohstoff wurden Biokunststoffe für fast ein Jahrhundert verdrängt. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam das Thema durch den Nachhaltigkeitsgedanken und steigende Ölpreise wieder auf. Als Ausgangsstoffe für biobasierte Kunststoffe dienen laut Wikipedia aktuell vor allem Stärke und Cellulose als Biopolymere von Zuckern. Geliefert wird der Rohstoff von stärkehaltige Pflanzen wie Mais oder Zuckerrüben sowie Hölzern.

Was ist DaKeBiKu?

In der Datenbank finden Hersteller und Kunststoff verarbeitende Betriebe Datensätze zur Verarbeitung von mehr als 700 Kunststoffen. Diese sind in Kürze nicht nur miteinander vergleichbar, sondern zusätzlich ist es auch möglich, zu prüfen, ob sie sich für einen ganz konkreten Anwendungs- und Verarbeitungsfall eignen. DaKeBiKu ist frei zugänglich und kostenlos.

Ab Herbst 2022 gibt es für Hersteller von Kunststoffen, deren Vertriebspartner und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit, ein Benutzerprofil zu erhalten, um die Datenbank selbst erweitern zu können. Um sich über die Verfügbarkeit des Benutzerprofils benachrichtigen zu lassen, genügt eine E-Mail mit dem Betreff "Datenbankerweiterung" an DaKeBiKu@ifbb-hannover.de.

Wieviel Rohstoffe biobasierte Kunststoffe brauchen

Wie hoch ist der Wasser-, Rohstoff- und Landflächenverbrauch für eine Tonne Kunststoff? Detaillierte Berechnungen zum Ressourcenverbrauch für die Produktion biobasierter Kunststoffe liefert das interaktive Tool BioPolyDat des IfBB. Im Fokus des neuen Tools steht die Berechnung des Flächen- und Rohstoffbedarfs verschiedener (biobasierter) Kunststoffe. Auswählbar sind 24 verschiedene Kunststofftypen, sowohl bio- als auch erdölbasierte, zu denen jeweils umfangreiche Detailinformationen zu ihren Eigenschaften, zur Herstellung und Anwendung vorliegen.

Um den Ressourcenbedarf etwa für eine Tonne eines bestimmten Materials berechnen zu lassen, sind verschiedene Parameter wie der Rohstoff, die Nutzpflanze und die Bezugsregion auswählbar. Das Ergebnis liefert genaue Angaben zu Ressourcenbedarf (Menge Rohstoff und Nutzpflanze), Landflächenbedarf in Hektar sowie Wasserbedarf in Kubikmeter. Der Rechner ermöglicht außerdem auch einen Vergleich verschiedener Kunststofftypen.

Grafik zeigt Marktdaten zum Bereich der biobasierten Kunststoffe
Auch Marktdaten zum Bereich der biobasierten Kunststoffe liefert das Tool BioPolyDat (Bild: IfBB)

Auch Prozessrouten vergleichbar

Zusätzlich dazu sind 40 Prozessrouten, also der konkrete chemische Herstellungsweg der verschiedenen Kunststoffe, abrufbar. Das Tool enthält außerdem umfangreiche Informationen rund um Nachhaltigkeitsaspekte zu (biobasierten) Kunststoffen und weltweite Produktionskapazitäten kommerziell verfügbarer Biokunststoffe sowie weitere Daten zum aktuellen Biokunststoffmarkt.

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