
SpaceX Starship Super Heavy startet zum ersten voll integrierten Flugtest von der Starbase Texas aus. (Bild: SpaceX)
Update:
Scheinbar war die Kraft der 33 Raptor-Triebwerke doch stärker als es sich SpaceX-Techniker ausgerechnet haben. Die beim Start nicht zu übersehende Staubwolke war ein Ergebnis von tonnenweise pulverisierten und verbrannten Beton. Man rechnete nicht damit, dass der Druck der Triebwerke die Betonplatten zerschmettert und Teile groß wie Kühlschränke durch die Gegend schleudert.
Die Startplattform und Starbase an sich haben jedenfalls signifikant gelitten, wie Bilder und Videos der Community auf Twitter belegen.
Start des Orbital-Prototypen erfolgreich
Am 20. April 2023 startete der Orbital-Prototyp erfolgreich. Die 120 Meter hohe, 5000 Tonnen schwere Rakete hob nach einer kurzen Verzögerung des Countdowns ab, erreichte (trotz mehrerer ausgefallener Raptor-Triebwerke) eine Höhe von rund 39 km, nachdem sie die Phase des höchsten atmosphärischen Drucks (Max-Q) durchflogen hat und scheiterte dann an einer Trennung der ersten und zweiten Stufe. Nach einem 8km-Fall (mit diversen Pirouetten der 5000 Tonnen Rakete) wurde aus Sicherheitsgründen der Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert und die Rakete gesprengt. Die Trümmer fielen, ohne jemanden zu gefährden, in den Golf von Mexiko - eine Umweltbelastung ist nicht zu erwarten.
Für SpaceX war der Start dennoch ein voller Erfolg, da sie - wie geplant - den Start erfolgreich gemeistert haben und die Startplattform somit nicht zerstört haben. Jeder weitere Meilenstein (Höhe, Max-Q, Stufentrennung und Orbital-Flug) wären - so die Aussage von SpaceX - nur "die Kirsche auf der Sahnehaube" gewesen.
Jetzt gilt es, die wertvollen Telemetriedaten auszuwerten und die aufgetretenen Probleme zu beseitigen, um dann in ein paar Monaten den nächsten Teststart zu absolvieren.
Sehen Sie hier die Live-Aufzeichnung des Starts!
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Mission to Mars

Nicht weniger weit als bis zum Mars soll uns das Biest, das in Texas auf der "Orbital Launch Platform" steht, bringen. Den Menschen zur "multiplanetaren Spezies" machen und uns so vor dem Aussterben bewahren. Große Worte, die man von Elon Musk gewohnt ist. Man mag von ihm halten, was man will, hier scheint seine Firma SpaceX zu liefern. Innerhalb von 22 Jahren hat das Unternehmen die Raumfahrtindustrie umgekrempelt: Selbstlandende, wiederverwendbare Raketen scheinen heute so normal, dass sie keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken - doch war das noch in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts unvorstellbar. Selbst das revolutionäre Space-Shuttle war nicht so schnell wieder zu starten, wie es Anfangs versprochen wurde.
Raketen haben ihre Nutzlast in den Orbit zu bringen und die leeren Tanks und Triebwerke verglühen beim Wiedereintritt oder fallen ins Meer. So war das, seit Wernher von Braun die Entwicklung von US-amerikanischen Raketen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernommen hatte, üblich.
Schweizer Taschenmesser fürs Weltall

Starship soll alle Missionen übernehmen, die bisher von den bewährten SpaceX-Trägerraketen Falcon 9 und Falcon Heavy durchgeführt wurden: Starts kommerzieller Satelliten, Starts für Regierungsorganisationen, Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS, den weiteren Aufbau der SpaceX-Satellitenkonstellation Starlink und weltraumtouristische Flüge. Durch die vollständige und häufigere Wiederverwendbarkeit sollen die Kosten im Vergleich zur Falcon 9 nochmals deutlich gesenkt werden.
Das Raumschiff Starship soll auch auf anderen Himmelskörpern mit und ohne Atmosphäre landen und wieder starten können. So wählte die NASA das Starship als Mondlandefähre für die geplanten Mondmissionen Artemis 3 und Artemis 4. Eine interessante Wahl, denn im Vergleich zur Orion-Kapsel (mit der die Astronauten von der Erde zum Mond fliegen) ist das Starship absurd groß. Vergleichen Sie eine Boeing 747 mit einer Cessna.
Langfristig strebt SpaceX auch regelmäßige bemannte Flüge zum Mars an. Als weitere Einsatzmöglichkeit hat SpaceX suborbitale Langstreckenflüge um die Erde vorgeschlagen. Damit soll es möglich werden, jeden Punkt der Erde in weniger als einer Stunde zu erreichen. Ein möglicher Nutzer wäre hier das US-Militär, das Interesse an Frachttransporten mit dem Starship bekundet hat.
Technische Daten zum Starship (ohne Super Heavy)

Parameter | Wert |
Höhe | 50 Meter |
Breite | 9 Meter |
Gewicht | 120 t (leer) / 1.400 t (voll) |
Nutzlast | 100 t |
Triebwerke | 6 x Raptor |
Treibstoff | Methan und Sauerstoff |
Erstflug | 2021 (ungefähr) |
Wiederverwendbar | Ja |
Ziel | Mars (und andere Ziele im Sonnensystem) |
Das beste Teil ist kein Teil
Interessant ist der Ansatz, wie SpaceX dieses Monster an Booster und Raumschiff wieder heil auf die Erde zurückbringen will – denn wer genau hinschaut, wird sehen, dass weder Schiff noch Booster Landebeine haben. SpaceX hat diese einfach weggelassen. Die beiden Raumschiff-Komponenten sollen – so der ambitionierte Plan – „einfach“ aus der Luft gepflückt werden. Die Streben, welche die Rakete auf der Plattform halten, sind schwenkbar und können das Raumschiff so festhalten, wie es ein Mensch macht, der sein chinesisches Essen mit Stäbchen festhält.
Ob das wirklich funktioniert, sei dahingestellt. Immerhin wurde SpaceX auch schon damals prophezeit, dass selbst landende Raketen auf schwimmenden Plattformen nicht machbar sind.
In der Animation wird der Start und die Landung von SpaceX Starship und Heavy Booster gezeigt – inklusive der "Chopstick-Landung"
Geschichte wird geschrieben werden

Nach dem ersten voll integrierten Raketenstart des Starship und Superheavy wird die Entwicklung sicher schnell weitergehen, so wie man das Entwicklungstempo von SpaceX kennt. Und das ist auch gut so, die Menschheit braucht ein zuverlässiges Transportsystem ins All, um der zukünftigen Nachfrage gerecht zu werden. Denn mit einer Nutzlast von 100 t könnte eine Raumstation von der Größe der ISS in nur vier Flügen in den Orbit gehievt werden.
Die Saturn V wird immer die Rakete bleiben, die den Menschen das erste Mal zum Mond gebracht hat – Starship könnte aber das Raumschiff werden, das der Menschheit das Tor zu den Sternen aufstößt.
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