Produktion Motoren,

Im Maschinen- und Anlagenbau streben schon zwei Drittel der Firmen nach der neuen Individualisierungsstufe. Das sind Ergebnisse des bereits zum dritten Mal erhobenen Deutschen Industrie 4.0 Index. (Bild: © industrieblick - Fotolia.com)

Das sind Ergebnisse des bereits zum dritten Mal erhobenen Deutschen Industrie 4.0 Index. Im Auftrag der Unternehmensberatung Staufen wurden 277 Industrieunternehmen in Deutschland befragt.

Dass gerade der Maschinen- und Anlagebau vorangeht, ist keine Überraschung. Schließlich zeichnet sich diese Branche traditionell durch vergleichsweise niedrige Stückzahlen und die Anpassung nach Kundenanforderung aus. Industrie 4.0 hebt dieses Prinzip auf eine ganz neue Stufe. Ein aktuelles Beispiel des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf zeigt, dass Losgröße 1 durch digitale Transformation bereits Realität ist: von der kundenseitigen Konfiguration im elektronischen Front End bis hin zur Auslieferung eines fertigen individuellen Stanzwerkzeugs. Auch andere Branchen wie die Elektroindustrie ziehen erkennbar nach.

Gesamte Wertschöpfungskette muss einbezogen werden

Grafik Standort Deutschland,
Dank der Industrie 4.0 glauben viele Befragten, dass der Produktionsstandort Deutschland wieder attraktiver wird. (Bild: Staufen)

So erfolgreich einzelne Unternehmen mit der Losgröße 1 bereits sind – vielen Betrieben steht noch ein harter Weg bevor. Industrie 4.0-Konzepte entfalten erst dann ihr ganzes Potenzial, wenn die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen ist. „In gewachsenen Betrieben bestehen vielerorts digitale Brüche, Schnittstellen also, über die Maschinen nicht autark kommunizieren können. Erst eine durchgängig homogene IT-Infrastruktur von Administration über Fertigungsroboter bis hin zum Produkt ermöglicht wirtschaftliche Individualisierungsstrategien“, sagt Thomas Rohrbach, Geschäftsführer von Staufen Digital Workx.

Ein Nebeneffekt der digitalen Transformation: Hochlohnstandorte könnten wieder attraktiver werden. Nach Einschätzung der Studienteilnehmer wird der Mensch in zehn Jahren nur noch zu 40 Prozent an der Wertschöpfung beteiligt sein, der Großteil entfällt also bald auf Maschinen. Durch den sinkenden Anteil von Lohnkosten an den Gesamtkosten könnten Unternehmen – auch vor dem Hintergrund ortsnaher, agiler Supply Chains – den Produktionsstandort Deutschland wieder für sich entdecken. Daran glauben immerhin 78 Prozent der für den Deutschen Industrie 4.0 Index Befragten.

„Allerdings muss man hier differenzieren. Losgröße 1 kann zwar eine Renaissance des Standorts Deutschland bewirken, doch das ist kein Automatismus. Höherwertige Leistungen müssen auch besser bezahlt werden. Unternehmen müssen sich also genau überlegen, welche Produkte und Geschäftsmodelle für ihre Kunden relevant sind“, gibt I4.0-Experte Rohrbach zu bedenken.

Berufsbilder wandeln sich

Grafik Maßnahmen für Industrie 4.0,
Viele Unternehmen setzen auf Industrie 4.0, um ihre interne Effizienz zu steigern. (Bild: Staufen)

Trotz weiterer Automatisierung und zunehmend autarken Maschinen – ohne Menschen wird es in der Industrie auch in Zukunft nicht gehen. Berufsbilder allerdings wandeln sich. „Auch der einfache Arbeiter muss Prozesskompetenz erwerben und zum Spezialisten seines Arbeitsplatzes werden“, ist Thomas Rohrbach überzeugt. „Gleichzeitig müssen Führungskräfte digitale Kompetenz erwerben und einen kooperativeren Führungsstil entwickeln, um Innovationspotenziale der Beschäftigten freizusetzen“, so der Appell des Geschäftsführers von Staufen Digital Workx. hei

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