Männer am Operationssimulator,

Chirurgisches Training in Davos: Die erfahrenen Chirurgen Dr. Steven Theiss (l.) und Dr. Andreas Korge demonstrieren den Kursteilnehmer die Vorgehensweise bei einer Bandscheibenoperation. (Bild: AO Spine)

Jedes Jahr im Dezember reisen Chirurgen aus aller Welt nach Davos in den Schweizer Alpen, um unter Anleitung internationaler Koryphäen ihre Operationstechniken zu verbessern.

Für das Training von mikrochirurgischen Eingriffen an der Wirbelsäule bot die Chirurgen-Fachgesellschaft AO Spine 2016 erstmals Trainingskurse an dem neuartigen Simulationssystem RealSpine an. Der aus künstlichem Gewebe, Blut und Knochen anatomisch exakt nachgebaute Rücken ermöglicht Ärzten, Operationen unter realistischen Bedingungen, aber ohne Risiko für einen echten Patienten zu trainieren. Entwickelt wurde RealSpine von Wissenschaftlern der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig).

Simulation mit haptischem Feedback

„Das Konzept von RealSpine beruht auf einem realistischen haptischen Feedback, das einer lebensechten Operation extrem nahe kommt“, so Werner Korb, Professor für Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin an der HTWK Leipzig, der den Simulator gemeinsam mit einer interdisziplinären Forschungsgruppe aus Ingenieuren, Ärzten und Designern entwickelt hat.

Korb: „Bei Piloten ist simulatorbasiertes Training längst State of the Art, um Fliegen so sicher wie möglich zu machen. Die Komplexität von Flugzeugcockpit und modernem Operationssaal ist vergleichbar, ebenso die Verantwortung, die für das Leben anderer übernommen wird. Deshalb sind wir überzeugt, dass simulatorbasiertes Training auch in der Chirurgie üblich werden wird, um die Patientensicherheit zu steigern.“

Weltweite chirurgische Trainingskurse

Um diese Vision voranzubringen, hat Werner Korb 2015 gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Luis Bernal ein Spin-off der HTWK Leipzig gegründet. Seitdem führen die Wissenschaftler weltweit chirurgische Trainingskurse am Simulationssystem RealSpine durch.

In Davos stellten die Forscher die neueste Version des Simulators vor. Neben Bandscheiben-OPs können an RealSpine nun auch Operationen des Wirbelkanals trainiert werden. Dazu wurde auf Grundlage echter Patientendaten eine sogenannte Spinalkanalstenose, ein schmerzhaft verengter Wirbelkanal, aus künstlichem Gewebe, Blut und Knochen nachgebildet.

Training von minimalinvasiven Operationstechniken

Simulationssystem RealSpine,
Das Simulationssystem RealSpine aus Leipzig. (Bild: Rebecca Schweier)

Insgesamt trainierten in Davos 30 Teilnehmer aus 14 Ländern minimalinvasive Operationstechniken und den Umgang mit unerwarteten Komplikationen während einer Operation.

Angeleitet wurden sie dabei von sechs renommierten Chirurgen aus den USA, der Schweiz, Deutschland und Spanien.

Dr. Harry Gebhard, Oberarzt Orthopädie am Kantonsspital Baselland, sagt: „Ich bin überzeugt, dass die chirurgische Simulation zukünftig einen wichtigen Stellenwert haben wird. Denn die Technologie wird immer realitätsnäher und kann ohne hygienische oder örtliche Auflagen eingesetzt werden.“

Dr. Andreas Korge, Chefarzt im Wirbelsäulenzentrum der Schön Klinik München, ergänzt: „Bis jetzt war das Training von minimalinvasiven Operationstechniken immer daran gebunden, dass anatomische Präparate von Tieren oder Verstorbenen zur Verfügung stehen. RealSpine ermöglicht jetzt, das ganze Training von Kadavern zu entkoppeln, zu standardisieren und so einen hohen operativen Trainingsstand zu erreichen.“ hei

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