Spencer,

Roboter Spencer im Einsatz am Flughafen Schiphol. (Bild: University of Twente)

Nach einer dreijährigen Bau- und Programmierungsphase hat Roboter Spencer („Social situation-aware PErceptioN and action for CognitivE Robots“) seinen ersten Praxistest am Flughafen Schiphol erfolgreich absolviert. Seine Aufgabe: Die Passagiere der Fluggesellschaft KLM pünktlich über das weitläufige Flughafengelände zum richtigen Abfluggate lotsen. Forscher der University of Twente in Enschede haben Spencer mitentwickelt. Mit dem Test wollten sie nun herausfinden, welche sozialen und kognitiven Fähigkeiten der Roboter an den Tag legen muss, um von den Reisenden überhaupt als Helfer akzeptiert zu werden.

Sobald Spencer die Bordpässe der Passagiere gescannt hat, wartet er automatisch, bis eine Reisegruppe vollständig ist. Erst dann fährt er los und begleitet die Fluggäste zum richtigen Gate. Unterwegs erkennt er Hindernisse, weicht ihnen aus und passt seine Geschwindigkeit der der Gruppe an. Über einen Bildschirm informiert er außerdem über die verbleibende Distanz bis zum Ziel und gibt Bescheid, sobald es erreicht ist.

Schlüsselfaktor Sozialkompetenz

Spencer von der University of Twente,
Roboter Spencer im Wartestand. (Bild: University of Twente)

Was vermeintlich einfach klingt, ist eine durchaus komplexe, technische Herausforderung. Die Fachgruppe Human Media Interaction um Professorin Vanessa Evers von der University of Twente untersucht, wie Spencer sich im sozialen Umgang mit den Passagieren verhalten muss, um seine Aufgabe erfüllen zu können. Im ersten Schritt muss der Roboter eine Gruppe zunächst als solche erkennen. Anschließend geht es darum, dass er angemessen auf besondere Verhaltensweisen von Menschenansammlungen reagieren kann. Beispielsweise muss er sicherstellen, dass kein Gruppenmitglied verloren geht und entsprechend interagieren. Auch unvorhersehbare Probleme soll er schnell erkennen und proaktiv lösen.

„Der Roboter muss zum Beispiel warten, wenn eine größere andere Gruppe vorbeikommt und kontrollieren, ob die Menschen, die ihm folgen, noch dicht genug hinter ihm sind. Die Abrundung dieser Testphase ist ein entscheidender Meilenstein für unsere Arbeit”, berichtet Michiel Joosse, der im Rahmen seiner Promotion an der University of Twente an der Entwicklung Spencers mitgewirkt hat.

Airline setzt auf Roboter

René de Groot, Chief Operating Officer bei der Airline KLM erwartet die Ergebnisse des Test mit großem Interesse: „Jeden Tag verpassen Passagiere ihre Anschlussflüge, weil sie auf Flughäfen nicht rechtzeitig den richtigen Weg finden oder mit Sprachbarrieren zu kämpfen haben. Da 70 Prozent der KLM-Passagiere auf Schiphol umsteigen, untersuchen wir hier, wie dieser Umsteigeprozess vereinfacht werden kann. Uns interessiert, wie Roboter ihn erleichtern können.“

KLM vertritt die Auffassung, dass die Robotik in den kommenden Jahren in der Luftfahrt eine immer wichtigere Rolle spielen werden. Das Unternehmen prüft, wie Roboter in verschiedene Bereiche integriert werden können. Aktuell werten alle beteiligten Partner die Testresultate aus, evaluieren diese und planen auf diese Grundlage die weiteren Schritte zur Einführung Spencers.

Roboter Spencer im Einsatz (Quelle: KLM)

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