Kohlekraftwerk Werdohl

Konventionelle Kraftwerke können die Fluktuationen der erneuerbaren Energie nicht ausreichend puffern. (Bild: Creative Commons / Dr. G. Schmitz)

Warum Vorräte horten, wie es die Regierung in ihrem Zivilschutzkonzept vorsieht? Gegenüber der Öffentlichkeit wird zwar immer wieder das Szenario von Terror- und Hackerangriffen bemüht, aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Terroristengruppen die Versorgung mit Wasser, Nahrung, Strom, Treibstoff und Medizin so massiv stören können, dass es zu bedrohlichen Engpässen käme – flächendeckend. Selbst für Dritte-Welt-Staaten ist nicht bekannt, dass ein Cyber­angriff je die komplette Infrastruktur lahmgelegt hätte – warum sollte das in Deutschland geschehen? Spätestens nach der Stuxnet-Erfahrung vor sechs Jahren sind kritische Infrastrukturen gut gesichert, relevante Steuerungen nicht mit dem Internet verbunden.

Also ist leider anzunehmen, dass die Sorge der Zivilschutzbehörden ihren Ursprung in der staatlich verordneten Energiewende hat. Denn der planlos geförderte Ausbau der erneuerbaren Energien, vorwiegend Windkraft und Photovoltaik, führt zusammen mit dem vielleicht nicht sinn-, aber ebenso planlosen Abschalten der Kernkraftwerke zu einem enorm instabilen Stromnetz. Was wir sehen, ist die berechtigte Angst vor einem großen Blackout, vor einem Zusammenbruch des deutschen Stromnetzes. Die Stromnetzbetreiber warnen seit langem vor dieser immer wahrscheinlicher werdenden Situation.

Das glauben Sie nicht? Dann sehen Sie sich mal die Statistiken der Bundesnetzagentur an: Die Zahl der hier gemeldeten Notfalleingriffe (Redispatch) zur Stabilisierung des Stromnetzes wegen ungleicher Lastflüsse und fehlender Blindleistung hat sich exponentiell entwickelt. 2003 musste nur zweimal eingegriffen werden. 2010, vor der Fukushima-getriebenen Abschaltung der Kernreaktoren, lag die Eintrittshäufigkeit bei 1588 Stunden, 2011 waren es dann plötzlich 5030 Stunden. Von 2014 auf 2015 hat sich die Eingriffshäufigkeit von 8453 auf 15.811 Stunden fast verdoppelt. Eines der ehemals sichersten Stromnetze der Welt benötigt heute mehr Eingriffe an einem einzigen Tag als vor zwölf Jahren im ganzen Jahr. Die Nachbarländer helfen auch nicht mehr, im Gegenteil, sie sichern ihre Grenzen mit Phasenschiebern vor dem deutschem Stromchaos.

Das aktuelle Notfallkonzept sieht die so genannte Kaskade vor, die Einzelabschaltung großer Verbraucher. Richtig großer Verbraucher: Ganze Großstädte und große Industriebetriebe, drunter bringt es nichts. Wenn das nicht reicht oder hier nun ein Hacker die dann notwendige schnelle Kommunikation unterbricht, dann gehen in Deutschland die Lichter aus. Womit wir wieder bei den zu bunkernden Wasserkanistern wären. Aber wie sieht es mit dem Schutz der Industrieinfrastruktur aus? Sind unsere Unternehmen auf einen größeren Stromausfall vorbreitet? Wie schnell selbst regionale Ausfälle ganze Industriezweige lahmlegen könnten, konnte man sich gut vorstellen, wenn man gesehen hat, wie Volkswagen unter der Verweigerung zweier Lieferanten gelitten hat. Für unsere Ingenieure ist das eine neue Herausforderung. Und vielleicht helfen da ja die Erfahrungen aus Indien...

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