Datentransfer von der Maschine in die Cloud,
Auf der Euroblech zeigte das Unternehmen die Datenausgangsschnittstelle Central Link. Sie soll Informationen zum Produktionsstatus von Maschinen sicher zur Verfügung stellen, beispielsweise für die Geschäftsplattform Axoom. (Bild: Trumpf)

Haben Sie als leitender Entwickler den Eindruck, dass die jungen Ingenieure, die von den Hochschulen kommen, auf diesen Digitalisierungstrend schon vorbereitet werden?

Kommt drauf an, wen Sie genau meinen. Wir stellen bei Trumpf momentan mehr Informatiker, Datenspezialisten und IT-Spezialisten ein als klassische Elektrotechniker oder Maschinenbauer. Die Informatiker und Datenspezialisten und so weiter sind auf das Thema vorbereitet, aber auch die jungen Ingenieure aus Maschinenbau und Elektrotechnik haben zumindest keine Angst mehr vor der Technologie. Das war früher anders. Wir haben eher immer mal wieder das Problem, dass vielleicht langjährige, ältere Mitarbeiter sich mit der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung und Themen wie Social Media schwer tun.

Trumpf erprobt die vernetzte Produktion selbst in der Pilotfabrik PE-Blech. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?

Das Projekt läuft seit Februar 2015 und geht noch bis Mitte 2017, laut Plan. Und natürlich haben wir schon ganz klare Rückmeldungen. Wir sehen die Vorteile, wir bekommen viel mehr Flexibilität, wir müssen viel weniger manuell steuern. Wir sind viel transparenter, wissen mehr über den Status und können einfacher Planungsprognosen abgeben. Die Fehlerquoten sind deutlich gesunken. Ungeplante Stillstandzeiten haben wir schon fast auf null reduziert.

Wir haben ein zweites Pilotprojekt, das schon sehr, sehr weit gediehen ist: unsere Stanzwerkfertigung in Gerlingen, gleich im Nachbarort. Dort haben wir das Thema Digitalisierung schon vor ein paar Jahren gestartet und so weit gebracht, dass der Kunde ein Werkzeug bestellt, über eine Webseite zum Beispiel, und die Produktion dann wirklich durch diese Bestellung gesteuert wird. Das Werkzeug geht in die Produktion und wenn der Kunde vor 14 Uhr bestellt hat, wird es am gleichen Tag versandt. Das ist unser Leistungsversprechen.

Wir sehen ganz klar den Nutzen und die Wirtschaftlichkeit. Wir werden deswegen weitere Projekte folgen lassen, in anderen Produktionsstätten von Trumpf weltweit. Wir planen eine Fertigung, auch als Show-Room beziehungsweise eher als Show-Fabrik in Chicago. Zudem werden wir unsere Fertigungen in Hettingen modernisieren und digitalisieren, beispielsweise die fräsende Fertigung. Außerdem haben wir weitere Projekte in Österreich und der Schweiz gestartet.

Was tut sich abgesehen von Digitalisierung und Vernetzung?

Wenn Sie die Zukunftsfähigkeit der Produktionsmittel sicherstellen wollen, geht das schnell über die Maschinengrenze hinaus. Denn in einer Fabrik steht normalerweise nicht eine einzelne Maschine, sondern es gibt immer mehrere, auf denen ein Werkstück Schritt für Schritt bearbeitet wird. Wenn in dieser Kette irgendein schwaches Glied wäre, und sei es nur die Intralogistik, ist das ein Problem. Denn dann kann der Prozess nicht geordnet weitergehen. Das betrifft weniger die Maschine, sondern mehr die Logistik, die Planung und deren Optimierung.

Diese Themen adressieren wir mit unserer letztes Jahr gegründeten Gesellschaft Axoom, die eine leistungsfähige digitale Geschäftsplattform für alle Fertigungsbetriebe zur Verfügung stellt, weit über die Grenzen der Blechbearbeitung hinaus. Wir sorgen dafür, dass alle Maschinen effizient zusammenarbeiten, auch wenn es Wettbewerbsgeräte sind.

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