Annette Blumenschein,
Annette Blumenschein trainiert seit 1995 kreative Kompetenzen. (Bild: Dr. Helmut Rüb, HR-Fotografie)
  • Stellen Sie die Frage „richtig oder falsch?“ einmal grundlegend in Frage – auf konstruktive Weise, versteht sich. Ein Ansatzpunkt besteht darin, zu erkennen, dass sich Situationen stets vielschichtig deuten lassen. Daraus ergibt sich, dass es nicht nur zwei Möglichkeiten, sondern zahlreiche gibt. Mit der Anzahl der erkannten Möglichkeiten wächst die eigene Souveränität beim Beurteilen von Situationen.
  • Überlegen Sie auch, bei welchen Gelegenheiten Sie schon Erfahrung im Umgang mit vielschichtigen, unklaren und unübersichtlichen Verhältnissen gesammelt haben (Kindheit, Studium, Freizeitaktivitäten, Urlaub...) Wie lassen sich diese Erfahrungen auf den beruflichen Aktionsradius übertragen?
  • Klären Sie für sich, bei welchen Konstellationen/Herausforderungen/Anlässen im beruflichen Umfeld Sie experimentieren und eine „sowohl-als-auch“ Vorgehensweise ausprobieren können.
  • Ein wesentlicher Ansatz zur Förderung einer facettenreichen Betrachtungsweise besteht darin, sich in andere Personen und ihre Interessen, Bedürfnisse und Wünsche hineinzuversetzen. Dies wird bei der Stakeholderanalyse selbstverständlich angewendet – warum nicht auch einmal für die Kollegen und Kolleginnen im Team?
  • Bei wichtigen Beurteilungen sollte man innehalten und sich die Skala der möglichen Interpretationen vor Augen führen, wenn man also die „Zwischentöne“ sucht. Dies gelingt am besten wenn man sich das „Entweder-Oder“ als zwei kontrastierende Farben vorstellet, zum Beispiekl Schwarz und Weiß. Eine Interpretation im Sinne von „Sowohl-als-auch“ kann dann dargestellt werden als eine gepixelte Kombination von schwarzen und weißen Punkten. Eine Interpretation als „Von – Bis“ lässt sich erfassen durch mehrere Grauabstufungen.
  • Beschäftigen Sie sich mit der Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten zu interpretieren und zu ertragen, der Ambiguitätstoleranz. Einen spielerischen Zugang ermöglicht die Beschäftigung mit optischen Täuschungen und Vexierbildern. Hier kann man zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten entdecken.
  • Das „Entweder-Oder-Denken“ nutzt den konvergenten, analytischen Denkstil im Übermaß. Daher lohnt es sich, den divergenten ausschwärmenden Denkstil bei passenden Gelegenheiten bewusst einzusetzen, um einen Gegenpol zu setzen. Wenn Sie Anzeichen bemerken, dass sich das eigene Denken „verengt“, lässt sich bewusst gegensteuern, indem Sie Warm-up-Übungen für den divergenten Denkstil ausführen: vielfältige Verwendungsmöglichkeiten für Alltagsgegenstände wie Büroklammer oder Backstein, kreatives Umtexten von Sprichworten, gedankliche Reisen wie die schönsten Urlaubserlebnisse.
  • Hilfreich zum Aufbrechen eingefahrener Sichtweisen ist auch ein räumlicher Perspektivwechsel. Dieser kann beispielweise darin bestehen, die Sitzplätze zu tauschen, den Schreibtisch umzustellen, eine Besprechung auf einer Parkbank durchzuführen oder Kurzmeetings im Stehen statt im Sitzen im üblichen Besprechungsraum durchzuführen. hei

Über die Autorinnen

Annette Blumenschein ist als Management-Beraterin und Trainerin für Kreativ-Kompetenz, Innovation und Führung deutschlandweit tätig. Als Moderatorin ist sie auch aktiv tätig für das Netzwerk „Querdenker International".

Ingrid Ute Ehlers ist Management-Beraterin mit internationaler Projekterfahrung. Als Trainerin und Moderatorin ist sie tätig in der Vermittlung von Kreativ-Kompetenz, im Projektmanagement und in Veränderungsprozessen.

Sie möchten gerne weiterlesen?